Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutschwestern

Blutschwestern

Titel: Blutschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
verlassen. »Dawon! Du musst gehen! Ilanas Leben
     hängt davon ab!«, log sie ihn an, da sie nicht wusste, wie sie ihn sonst hätte überreden sollen.
    Trotz des Kummers, den es ihm bereitete, dass ihre Wege sich trennten, schienen ihn ihre Worte schließlich zu überzeugen.
     »Dann wird Dawon gehen, denn Ilana ist seine Königin und seine Freundin. Aber wohin wird Nona gehen?«
    »Ich muss noch bei den Waldfrauen bleiben und einige Dinge mit ihnen bereden. Ich komme bald nach Engil, aber du darfst keine
     Zeit mehr verlieren.«
    Endlich nickte der Greif. Nona atmete auf. Dieser eher leichte Teil des Planes war geglückt, doch sie machte sich keine Hoffnungen,
     dass Akaris vergiftetes Herz ebenso leicht zu überzeugen war wie der freundliche, arglose Dawon.

|96| Akaris Traum
    Nona konnte die beiden Alten nur schwer davon überzeugen, dass Dawons Rückkehr nach Engil wichtiger war als das Dach ihrer
     Hütte. Zeternd begannen sie zu jammern, dass sie nun auch die nächsten hundert Sommer bei jedem Regen auf nassen Lagern würden
     schlafen müssen. Und als ob ihr Gezetere nicht schlimm genug gewesen wäre, fielen sie in ihre alte Reimsprache zurück und
     weigerten sich, mit Nona zu sprechen.
    »Kriegerin, im Leben früh, weiß noch nichts von Alters Müh, hartes Herz ist bös und klein, schickt fort das Greifenknäbelein«,
     krächzte die eine, woraufhin die andere ihrerseits zeterte: »Ach, wie undankbar ihr Herz, heilten wir nicht ihren Schmerz,
     nun, wo sie genesen ist, aus ihrem Mund kommt böse List!«
    »Schon gut! Hört endlich auf! Ich werde euer Dach ausbessern«, wandte Nona schließlich ein. Sofort erhellten sich die faltigen
     Gesichter der beiden Waldfrauen. »Ah, sieh nur Schwester, so ist also doch noch etwas Freundlichkeit in ihrem Herzen.«
    Als Dawon sich schließlich am nächsten Tag von ihnen verabschiedete, kniffen sie ihn in die Wangen und wischten die Tränen
     aus ihren funkelnden Äuglein. Nona besah sich das Ganze aus sicherer Entfernung. Dawon genoss einmal mehr die Aufmerksamkeit,
     die ihm zuteil wurde. Letztendlich musste Nona eingreifen, sonst hätten die Alten den Greif nicht ziehen lassen.
    Dawons Gesicht wurde traurig, als er sich von Nona verabschiedete. »Nona muss gut auf sich aufpassen, wenn Dawon nicht da
     ist«, sagte er mit unglücklicher Miene.
    Um ihn nicht zu kränken, nickte sie und meinte: »Ich werde |97| bald nach Engil kommen. Aber denke an das, was ich dir gesagt habe.«
    »Dawon weiß, was er zu tun hat«, versprach er, dann endlich spannte er die Flügel und schwang sich in die Luft.
    Nona kam nicht umhin, vom Flug des Greifen beeindruckt zu sein, und sah ihm nach, bis er hinter den Bäumen verschwunden war.
     Schließlich atmete sie auf und ging zu den beiden Alten zurück.
    »Ah, du wirst die Arbeit des Greifen beenden wie versprochen, ja?«, fragte die eine der beiden.
    Nona nickte und verlagerte das Gewicht auf ihr gesundes Bein.
    »Nun denn, Nona. Du solltest keine Zeit verlieren. Die Bäume haben gesagt, heute Nacht kommt Regen.«
    Fast empört sah Nona von der einen zur anderen. Sie hatte nicht erwartet, dass die beiden nicht einmal würden warten können,
     bis ihr Bein einigermaßen verheilt war. Doch ein Blick in die Gesichter der beiden Waldfrauen sagte ihr, dass eine Weigerung
     nur erneutes Gezetere und Gereime mit sich bringen würde. Gekränkt kletterte sie unter großen Mühen die Balken der Hütte hinauf
     und ließ sich von den beiden Alten Anweisungen geben, wo sie das Füllmoos und die Rindenstücke einsetzen sollte. Erst am Abend,
     als Nonas Bein bereits gewaltig schmerzte und ihre Nerven bis aufs Blut gereizt waren, erlaubten ihr die beiden, vom Dach
     herunterzusteigen.
    »Ah, sehr gut …«, bekannten die Waldfrauen endlich, »… das wird für die nächsten hundert Sommerwenden reichen! Du kannst nun
     gehen und deine Bestimmung erfüllen.«
    »Vielen Dank!«, entgegnte Nona, die sich ungerecht behandelt fühlte. Was immer Dawon an sich hatte, was die Waldfrauen so
     milde gegen ihn stimmte, Nona besaß diese Gabe ganz offensichtlich nicht.
Ein anziehendes Äußeres vermag anscheinend selbst ein kauziges altes Weiblein zu betören!
kam es ihr in den Sinn. Sie war deshalb recht überrascht, als die Waldfrauen ihr noch einen Beutel mit Wegzehrung brachten.
    |98| »Ein junges ungestümes Kind«, krächzte die eine der anderen zu, als Nona davon humpelte. »Meinst du nicht, es war zu früh,
     sie fortzuschicken?«
    »Nein, sie muss ihre

Weitere Kostenlose Bücher