Blutseelen 03: Laira: Erotischer Vampirroman (German Edition)
mich dich trinken, fressen, zerreißen …
Die hässlichen Worte waren wie ein hinterrücks geführter Dolchstoß. Sie drangen in ihren Kopf, packten ihre Seele und lähmten sie. Wie ein auf den Rücken gefallener Skarabäuskäfer lag sie im Staub auf dem Steinboden und rang nach Luft. Woher kam der mentale Angriff?
Ein gehässiges Lachen riss an ihren Hirnwindungen.
Ungläubige, Kind deiner Zeit, die vergessen hat, was wahr ist. Höre meine Stimme, denn ich bin dein Herr. Nenn mich Aza’el, nenn mich Götterbote. Dunkler Zwilling der Hathor und Wesen, das du nie vergessen hättest dürfen. Ein Kichern folgte. Aber so ist es gut für mich, meine Blutseele. Komm zu mir. Nähr mich. Seele wie tausend Seelen. Stärke mich, damit ich überwechseln kann in deine Welt und das tun, wozu die Götter zu schwach sind.
Ein Sog griff nach ihr, dem sie sich nicht widersetzen konnte. Sie drehte den Kopf und sah die beiden Stelen, die ihr bereits zuvor aufgefallen waren. Beide wurden von rötlichem Licht umgeben. Ein kaum wahrnehmbares Wabern lag zwischen ihnen, als würde dort eine große Hitze herrschen. Mitten in diesem Pulsieren ragte ein Schatten hervor, so groß wie zwei Männer. Er hatte einen unförmigen Umriss, ganz so, als trage er einen großen Buckel.
„Nein“, keuchte sie auf. Das Grauen lähmte sie. Erinnerungen strömten in sie ein wie Wasser, das in ein leeres Becken stürzt. Es war alles wirklich passiert. Es gab Aza’el, den Dämon. Es gab Magie. Sie hätte es wissen müssen, als sie die magere Katze zum ersten Mal erblickte, aber ihr Verstand hatte sich geweigert, es in seiner ganzen Tragweite zu akzeptieren.
Zu mir, Blutseele. Das Nicht-Sein wartet auf dich. Die süße Auflösung. Komm und finde den langen Schlaf.
Ihr Körper zitterte unkontrolliert. Quälend langsam hob sie einen Arm und zog sich nach vorn. Kriechend kam sie auf das Licht zu.
Weiter, ja, weiter. Die Stimme vibrierte vor Gier. Sie spürte das unstillbare Verlangen wie Hände, die nach ihr griffen, um sie schneller voranzuziehen. Fünf Meter trennten sie noch von ihrem Ende und der Befreiung Aza’els. Aber war nicht genau das ihre Bestimmung?
Oh ja , flüsterte die Stimme. Deine Bestimmung. Bist für mich geboren, Blutseele, damit ich dich leer trinken kann. Zu hässlich zum Leben. Zu unfähig. Ich bin gnädig zu dir. Ich lösche dich aus. Sei dankbar für dein Schicksal, denn du dienst dem dunklen Gott.
Tief in sich wusste sie, dass sie gerade dabei war, den größten Fehler ihres Lebens zu begehen, aber Aza’els lautloser Ruf war stärker als ihr Wille.
„Aure …“, brachte sie hervor. „Au …“ Sie verstummte. Zwei Meter noch. Der Schatten warf sich vor, als würde er sich gegen unsichtbare Gefängnismauern werfen. Lust und Gier wurden so gewaltig, dass sie jedes andere Gefühl in Amalia erstickten. Sie war Aza’el. Ihr Leid war ein Glück für die Welt. Ihr Ende ein Beginn.
„Amalia!“ Der Schrei klang deutlich durch den unsichtbaren Mantel, in den Aza’el sie geschlungen hatte. „Tu es nicht!“
Aurelius rief nach ihr. Sie hielt inne und sah zu ihm hin.
„Sie kann ihrem Schicksal nicht entkommen“, höhnte Laira und setzte den Kampf mit ungeminderter Wucht fort. Aurelius hatte keine Chance, zu Amalia vorzudringen. Doch es gab ein unsichtbares Band zwischen ihnen, über das sie seine Emotionen spürte.
Amalia fühlte die Panik, die in ihm aufstieg. Er sorgte sich um sie, hatte Todesangst. Wieder sah nach vorn, in das rote Leuchten. Eine schattenhafte Kralle hatte sich ausgebildet und streckte sich ihr entgegen. Ohne es zu merken, war Amalia noch näher herangekommen. Sie brauchte nur die Hand zu heben, die des Dämons erfassen und es würde vorüber sein.
Aurelius konnte nicht glauben, was er sah. Amalia stand am Zugang des Saals, beleuchtet vom roten Schein des Lichts zwischen den Stelen! Sie war es wirklich. Sie lebte. Alle Lethargie fiel von ihm ab. Er wollte schreien vor Glück.
„Amalia …“ Einen Augenblick glaubte er an eine Täuschung. Er wartete angsterfüllt, ob sich Amalia wie eine Fata Morgana in Luft auflösen würde. Doch stattdessen warf sie Au’ree das Schwert in ihrer Hand zu. Sie lebte tatsächlich, trotz ihrer heftigen Verletzung am Hals. Aus Gründen, die er nicht verstand, musste Amalia zum Vampir geworden sein. Aber sie atmete, ihr Herz schlug.
Freude erfüllte ihn, alle Hoffnung kehrte zurück. Es war nichts verloren, alles, was er zu tun hatte, war das, was Jara ihm auftrug:
Weitere Kostenlose Bücher