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Blutsgeschwister

Blutsgeschwister

Titel: Blutsgeschwister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dia Reeves
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ihrem Shirt weg. »Na gut, dann küss mich, und wir sind quitt.«
    Als Fancy ihn küsste, blitzte es in der Dunkelheit. Kit hatte mit Gabriels Handy ein Foto von ihr gemacht.
    »Das lass ich mir einrahmen«, sagte Kit und kicherte so sehr, dass Fancy sich fragte, wie viel Southern Comfort sie getrunken hatte. »Vielleicht schenk ich es Madda zum Geburtstag. Dann wird sie aufhören, so mies gelaunt und misstrauisch zu sein.«
    »Mies gelaunt und misstrauisch wegen was?«, fragte Ilan.
    »Wegen uns. Sie weiß nicht, was wir machen. Jeder in der Stadt weiß es, nur sie nicht. Sie will es nicht wissen.« Kit sah aus, als würde sie in eine Million Teile zerspringen, aber sie lächelte weiter. »Ach, ich rede und rede. Hört einfach nicht zu. Lasst uns nicht über so trauriges Zeug reden.«
    »Aber es ist traurig«, sagte Fancy, »wenn Leute zu viel Angst vor der Wahrheit haben. Stimmt’s, Gabriel?«
    »Denk schon.« Er nahm Kit sein Handy ab und fing an, damit zu spielen, um Fancy nicht ansehen zu müssen.
    »Würdest du ein Foto von mir und Kit machen?«, fragte Fancy ihn.
    »Klar!«, sagte Gabriel, erleichtert und dankbar, als hätte sie um seinetwillen das Thema gewechselt.
    »Nicht hier«, sagte sie, als Kit versuchte, sich neben sie und Ilan zu quetschen. »Draußen, solange noch genug Licht ist.«
    Die vier kletterten über die vielen Körper und verließen den Zwinger. Es war immer noch unglaublich voll hinter dem Gebäude, nicht nur mit Menschen, sondern auch mit geparkten Autos, sodass sie das Gebäude umrundeten, um nach vorne zu gelangen, wo es vergleichsweise ruhig war.
    »Was wäre denn ein guter Platz?«, fragte Kit. »Hier ist meilenweit nichts außer Gras.«
    Fancy erkundete die Gegend, und ungefähr eine Fußballplatzlänge von dem Gebäude entfernt fand sie, wonach sie gesucht hatte. »Was ist hiermit? In dem Beet mit Blutigen Annas?«
    »Nein«, sagten die Turner-Brüder wie aus einem Mund und machten gleichermaßen entsetzte Gesichter.
    »Warum nicht?«, fragte Fancy mit ihrem unschuldigsten Ausdruck.
    »Ja«, sagte Kit. »Wir könnten doch wenigstens ein Bild da drüben machen. Ich geh da sowieso hin.« Kit legte die Strecke durch das Gras auf ihren dünnen, hohen pinkfarbenen Absätzen bemerkenswert sicher zurück. »Jeder weiß, dass Blutige Annas in der Nähe von Leichen wachsen. Vielleicht will das, was dort begraben ist, reden.«
    Gabriel lief ihr nach. »Kannst du es nicht dieses eine Mal lassen?«
    »Das ist nicht sehr christlich, Gabriel«, sagte Fancy und folgte gut gelaunt ihrer Schwester.
    Ilan packte sie am Arm und hielt sie zurück. Sie hatte ihn noch nie so panisch gesehen, nicht mal, als sie die Hunde auf ihn gehetzt hatte. »Fancy. Halte sie auf. Bitte.«
    Sie sah zu, wie Kit mit Gabriel an ihrer Seite weiterging. Er sprach sehr schnell auf sie ein und versuchte vergeblich, sie von dem Beet wegzulotsen. »Sie hat ein Recht darauf, es zu erfahren. Sie ist die Einzige, die es nicht weiß.«
    »Als Gabe mir erzählt hat, dass du geholfen hast, ihn von dem Kobold zu befreien, dachte ich, du wärst über diese … Kleinlichkeit hinweg.«
    »Die Blauen Schwestern haben ihm geholfen, nicht ich. Siehst du? Er kann nie bei der Wahrheit bleiben. Schau mich nicht so an, Ilan. Es ist nichts Persönliches. Nur Familienkram. Du weißt ja, wie das ist.« Sie riss sich von ihm los und holte Kit ein, als sie gerade auf das Beet trat. Fast sofort schoss ein Arm durch die roten Blumen, und knochige Finger umschlossen die Wade ihrer Schwester.
    »Schnell, Gabe«, sagte Kit und setzte ein erschrockenes Gesicht auf, als der Schädel der Leiche durch die Erde drang. »Mach ein Foto! Sonst werden mir meine Kinder nie glauben, wie toll ich war, als ich jung war.« Sie gab die Pose auf, als Gabriel einfach nur dastand und die Leiche anstarrte, die seine Freundin als Anker benutzte, um sich aus dem Boden zu ziehen. »Gabe?«
    Gabriel sah krank aus, als hätte ihn eine Grippe erwischt. Ilan legte ihm eine Hand in den Nacken, um ihm Halt zu geben. Oder um ihn davon abzuhalten, zu fliehen. Ilan sah natürlich nicht viel besser aus als sein Bruder. Fancy hasste es, dass sie ihn mit reingezogen hatte, aber Kit hatte es verdient, dem wahren Gabriel vorgestellt zu werden.
    Sobald die Leiche frei war, ließ sie Kit los und legte die Hand über das Loch, wo ihr Ohr hätte sein sollen. Sie hatte nur eine Hand, weil der rechte Arm fehlte. »Gott«, sagte die Leiche und benutzte die Luft um sich herum, um zu sprechen.

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