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Blutsgeschwister

Blutsgeschwister

Titel: Blutsgeschwister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dia Reeves
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St.-Teresa-Kathedrale, nur sehr viel weniger heilig. Und schleimig. Und allein mein.

KAPITEL ACHTUNDZWANZIG
    Die Schwestern waren noch nie so tief in der Unterstadt gewesen, in den niedrigen, sumpfigen Gebieten von Portero. Zum Glück war Dog Run ziemlich sumpffrei und umfasste eine flache, baumlose Fläche, bedeckt mit Moskitograsähren und Büffelgras. Und natürlich war dort der Hundezwinger, der dem Stück Land seinen Namen gab: ein in sich zusammenfallendes Teil aus Holz, das aussah, als hätte es ein Tornado vom Himmel fallen lassen.
    Aber heute war die Hütte kaum zu sehen, weil sich Hunderte von Leuten um die provisorische Bühne drängten. Bands aus ganz Navarro County – von Castelaine und Charter, sowie aus Portero – waren gekommen, um den Geldpreis abzustauben und das Recht, groß damit anzugeben. Die Schwestern standen inmitten der Menge und schnappten nach Luft, als Ilan und Gabriel ihren brandneuen Song zum Besten gaben, »My Girlfriend Put My Head in a Jar (and I Liked It)« – »Meine Freundin hat meinen Kopf ins Einmachglas gesteckt (und ich fand’s gut)«.
    »Und dir würd’s auch gefallen!«, schrie Ilan und grinste wie ein Wahnsinniger, während er auf seine Gitarre eindrosch. »Sollte es jedenfalls! Jetzt ist sie nämlich hinter DIR her!«
    Die Schwestern wechselten erstaunte Blicke, als die Menge um sie herum durchdrehte.
    »Soll das über uns sein?«, schrie Fancy in Kits Ohr.
    »Gabe behauptet, wir hätten ihn inspiriert!«
    »Sie inspirieren mich auch!«, rief Fancy, als Gabriel auf die Drums einknüppelte, als schuldeten sie ihm Geld. »Sie machen mir Lust, jemanden zu töten!«
    »Ich weiß Bescheid, okay?«, schrie ein Junge, den Fancy nicht kannte. Er war gegen sie gerannt und warf sie zu Boden.
    Kit half Fancy auf die Füße, aber bevor sie dem Rempler den Arsch aufreißen konnte, drängte sich eine Gruppe düster dreinblickender Porteraner zwischen den Jungen und die Schwestern und übernahm das Aufreißen. Die Porteraner waren leicht zu erkennen, denn sie waren die Einzigen, die keine leuchtenden Beachte-mich-bitte-und-friss-mich-auf- Kleidung trugen, anders als die Frems.
    Fancy fühlte sich warm und beschützt, als Kit sie aus der Schlägerei lotste. Zum ersten Mal verstand sie, was Sheriff Baker gemeint hatte und was Madda immer sagte. Ob es nun gegen Tyrannen oder Frems oder Monster ging, Porteraner hielten zusammen.
    Als das Konzert vorbei war und sich die Bands auf der Bühne aufstellten, damit der Gewinner über den Publikumsapplaus ermittelt werden konnte, klatschte Fancy am heftigsten und schrie am lautesten für die Bands aus Portero.
    Leider räumte die Doo-Wop-Mädchenband aus Castelaine alles ab. Aber immerhin bekam Pig Liquor, die Band von Ilan und Gabriel, eine lobende Erwähnung.
    »Das und zwei Dollar, und ich kann mir ein Plektrum kaufen«, sagte Ilan später, als sie in dem Zwinger abhingen. Aber er lächelte. Ilan, Fancy, Kit und Gabriel saßen mit den anderen Bandmitgliedern und allen möglichen Groupies auf dem Boden des Hundezwingers – der lange äußere Gang verband die zwei Seiten der Hütte. Eine Brise wehte über sie hinweg, und sie teilten sich eine Flasche Southern Comfort. Der Geschmack von süßen Pfirsichen erinnerte Fancy an Big Mama. Die Körper, die sich an sie pressten, gaben ihr das Gefühl, am Stromnetz zu hängen, wie Kit ihr das einmal erklärt hatte, als würde Elektrizität deren Körper an ihren schließen. Es war auf eine Art nahrhaft, die Energie anderer Leute aufnehmen zu können, wie sozialer Kannibalismus.
    Ilan versuchte, Fancy zu küssen, aber sie war zu aufgekratzt, um sich darauf einlassen zu können. »Warum so angespannt?«, flüsterte er in ihr Ohr. Seine Hand lag auf ihrem Rücken. »Musik soll doch beruhigen.«
    »Nicht deine Musik«, sagte Fancy.
    »Magst du etwa ›My Girlfriend Put My Head in a Jar‹ nicht?« Er sah ernsthaft aufgebracht aus. »Ich hab’s für dich geschrieben.«
    Fancy überlegte, was sie sagen konnte, das seine Gefühle nicht verletzen würde. »Dein Bandname ist interessant. Ich mag, wie du schreist, du hast eine gute Schreistimme. Und, äh, mir hat gefallen, dass du deine Shorts ausgezogen hast. Hat Spaß gemacht, dabei zuzusehen.«
    »Das Mädchen weiß Kunst einfach nicht zu schätzen«, lallte einer von Ilans Bandmitgliedern.
    »Was wirklich Spaß machen würde«, sagte Ilan, »wäre, wenn du dein Shirt ausziehst und für mich schreist. Nein?« Fancy lachte nur und schlug seine Hand von

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