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Blutsgeschwister

Blutsgeschwister

Titel: Blutsgeschwister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dia Reeves
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Fancy umklammerte das Kinetoskop und warf Kit einen panischen Blick zu.
    Kit ignorierte sie. »Oh mein Gott, hast du ein Glück! Ich wünschte, ich hätte auch so einen grünen Daumen wie du.«
    Zufrieden damit, wie die Schwestern nun auf der Couch arrangiert waren, nuckelte Datura an ihrer Wasserflasche. »Habt ihr Durst? Wollt ihr Tee?«
    »Wir lieben Tee! Danke!«
    Nachdem Datura in der Küche verschwunden war, sagte Fancy: »Echt, mein Gott, Kit! Ich wünschte, ich könnte so viel dummes Zeug reden wie du!«
    »Ich rede kein dummes Zeug. Ich rede Scheiße . Deshalb mag sie mich. Gärtner stehen auf Dünger. Findest du sie durchgeknallt?«
    »Hast du nicht gesehen, wie sie an mir rumgegrapscht hat? Die Frau ist schon lange jenseits von durchgeknallt.« Fancy warf einen Blick in ihr Kinetoskop, aber sie sah nur den glücklichen Ort.
    »Was gibt’s da zu sehen?«
    »Noch nichts.« Sie beugte sich vor und schob die Bücher zur Seite, um die Oberfläche des Kaffeetischs frei zu machen. Sie starrte auf das Glas, und die Küche der Woodsons erschien.
    »Und was siehst du jetzt?«
    »Das.« Sie zog Kit zu sich. »Schau.« Die Schwestern sahen Datura dabei zu, wie sie die todbringenden Knollenblätterpilze kleinschnitt und in die Teekanne warf.
    Kit rief: »Oha, das wird nicht gut schmecken!«
    Aber als Datura ihnen den Tee brachte, lächelten die Schwestern nur.
    »Ein altes Familienrezept«, sagte Datura und machte auf dem Kaffeetisch Platz für das Tablett. »Kann sein, dass es erst mal ein bisschen komisch schmeckt.«
    »Es kann ja nicht mehr allzu viele von eurer Familie geben«, sagte Kit. »Wenn ihr alle rumsitzt und Knollenblätterpilztee trinkt.«
    Datura erstarrte, die Zuckerzange in der Hand.
    »Warum versuchst du, uns umzubringen?«, fragte Kit und klang verletzt. »Ich hab dir doch gesagt, wir wollen dir helfen.«
    Sie saß den Schwestern gegenüber. Ihr Blick wankte unstet durch den Raum. »Meine Schwester wächst ganz komisch. Die gedeiht in der Sonne nicht so, wie ich das will. Und sie stiehlt sich aus dem Haus bei Sonnenlicht, obwohl sie weiß, dass es nicht gut für sie ist. Ich versteh das nicht. Ich hab versucht, sie zu verändern, damit sie im Licht auch gedeiht, ich hab sie fremdbestäubt mit was wirklich Widerstandsfähigem, was die Sonne liebt, aber das klappt nicht.«
    Fancy und Kit tauschten einen verwunderten Blick aus. Jenseits von durchgeknallt, es stimmte. Datura war wahnsinnig.
    »Ich wollte schon aufgeben und sie auf den Kompost werfen«, fuhr sie fort, »aber dann habt ihr angerufen.« Sie lächelte Kit an. »Da hab ich gedacht, ich bring euch zwei um und verbrenne euch. Menschliche Asche ist ein hervorragender Dünger. Selenicera gedeiht vielleicht darin.«
    Kit stieß Fancy mit dem Ellenbogen an. »Gärtner und Dünger, siehst du?« Dann beugte sie sich vor und fixierte Datura mit ihrem ernsthaftesten Blick. »Schau, wir sind hergekommen, um dir zu helfen, deine Schwester zu töten, weißt du noch? Wenn es so übel aussieht, wie du sagst, dann ist es auch für den letzten Düngeversuch zu spät. Weißt du, was ich meine?«
    Datura schnappte sich eine frische Flasche Wasser von dem Teetablett und trank die Hälfte davon in einem Zug aus. Dann wischte sie sich so fest über den Mund, dass die Haut über ihren Lippen aufplatzte. »Du hast recht«, sagte sie. Ein heller Blutstropfen zitterte auf ihrem pastelligen Mund. »Ich muss wohl endlich einsehen, dass sie eher ein Pilz als eine Blume ist. Kommt mit.«
    Die Schwestern folgten Datura in den hinteren Teil des Hauses, wo der Geruch nach Erde und Pflanzen noch durchdringender war. Sie schob die Schwestern in einen dämmrig beleuchteten Raum mit dreckverkrustetem Boden, ein Raum mit Pflanzen, die seltsam und blass in dem funzeligen Licht wuchsen – von der Erde hoch, von der Wand herunter, an den Wänden entlang. Eine der Pflanzen war gar keine Pflanze, sondern ein kleines Mädchen von vielleicht sechs oder sieben Jahren. Sie saß in einer Ecke in einem weißen Nachthemd. Die Füße waren bis zu den Knöcheln verdreckt.
    Sie war bleich wie ein Albino. Ihr weißes Haar kroch wie Spinnweben über ihre Schultern, aber ihre Augen waren violett und erstaunt darüber, die Schwestern zu sehen. Erstaunt und hoffnungsvoll.
    Kits Quirligkeit verschwand, als sie den Zustand des Mädchens erkannte. »Du bist Selenicera?«
    Das Mädchen nickte.
    »Sie sieht doch furchtbar aus, oder?« Datura watete durch die Blumenerde zu dem Mädchen und schüttete

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