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Blutskinder

Blutskinder

Titel: Blutskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Hayes
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Detektivin engagiert, die mich aufribbeln soll wie einen schäbigen alten Pullover! Offensichtlich hat sich Louisa mit Robert in diesem Haus – meinem Haus – aufgehalten, um meinen Gedanken und Taten, meinen Motiven und Absichten auf die Spur zu kommen.
    Haben sie in unserem Ehebett miteinander geschlafen?
    Louisa wird bald zurückkommen, um ihren Computer zu holen und ihre E-Mails zu lesen, und dann werden sie mit ihren Katz-und-Maus-Spielchen weitermachen, so lange, bis man mich einsperrt und wegen Entführung anklagt.
    Ich tippe mit dem Fingernagel auf den Rand der Tastatur. Louisa wird die E-Mail lesen und in der Vorstellung schwelgen, mich ein für alle Mal erledigt zu haben, bevor sie Robert die schlechte Nachricht überaus schonend beibringt.
    Es tut mir ja so leid, Rob, aber Erin ist nicht Rubys Mutter. Sie hat dich die ganze Zeit belogen.
    Sich selbst hat sie auch belogen, denke ich bei mir.
    Und dann wird Louisa meinen Mann trösten, den einzigen Mann, der mich jemals wirklich geliebt hat. Sie wird ihn umgarnen und ihn so geschwind in ihr eigenes interessantes Leben hinüberziehen, dass er gar nicht merkt, wie ihm geschieht. Für ihn wird es ein nahtloser Übergang sein und sie bekommt endlich das, was sie schon immer wollte.
    Ich starre auf die E-Mail-Liste. Drei sind von einer gewissen Alexa Lane, eine weitere eine Auftragsbestätigung von Amazon. Vier sehen wie Spam-Mails aus. Dann ist da noch die Mitteilung von James Hammond, die mein ganzes Leben verändern kann, und eine letzte von einem Mann namens Willem van Holten. Ich öffne sie mit einem Doppelklick und lese den Text.
    Schnell wird mir klar, dass Willem Louisas Mann ist. Mir wird auch klar, dass sie kürzlich die Scheidung verlangt hat. Das hier ist seine Antwort. Er fleht sie an, ihn nicht zu verlassen, verspricht ihr das Blaue vom Himmel herunter, die Kinder, die sie immer wollte, die Rückkehr nach England, nach der sie sich sehnt. Armer Willem, denke ich. Und arme Erin. Louisa hat sich gerade im richtigen Moment befreit, um sich Robert zu schnappen.
    Ohne einen Funken Reue verschiebe ich die Mail in den Papierkorb und lösche sie danach endgültig. Es ist nur eine winzig kleine Rache dafür, dass diese Frau in meinem Leben herumpfuscht, aber es bringt mich auf eine Idee.
    Natürlich wäre es ein Unding, die Nachricht von James Hammond, diesem unbeholfen flirtenden Genforscher, zu löschen. Schließlich erwartet Louisa seine Antwort. Diese E-Mail kann über mein Schicksal entscheiden. Sie ist das einzig verbliebene Band zwischen Robert und mir. Diese E-Mail darf ich auf keinen Fall löschen.
    Nein, ich muss sie verändern.
    Nun bin ich nicht gerade eine Fachfrau, was Computer angeht, aber ich weiß, dass es einen Weg gibt, E-Mails zu manipulieren. Er ist nicht unbedingt narrensicher, aber wer sagt denn, dass sich Louisa gut auskennt? Ich rufe Baxter an.
    »Hallo, Bax«, melde ich mich. Jetzt, um kurz nach halb sechs, macht er gerade den Laden zu.
    »Bist du zu Hause?«, fragt er. Seine Stimme ist fast so unsicher wie meine.
    »Ja.« Ich bemühe mich um einen fröhlichen Ton. »Du musst mir einen Gefallen tun.«
    Dann erinnere ich ihn daran, wie wir mal Ruby helfen mussten. Sie war zehn und sehr in einen Jungen verknallt. Alles an ihm fand sie cool – seinen leicht schiefen Gang, die Art, wie ihm die Unterhose ungefähr zehn Zentimeter aus der Jeans guckte und wie ihm eine Haarsträhne über die Augen fiel, die ebenso groß und braun waren wie ihre eigenen. Micky beförderte seine Schulbücher in einer Retro-Adidastasche und nach der Mathestunde lud er Ruby ins Kino ein. Sie schauten sich About A Boy an und aßen warmes, gebuttertes Popcorn aus demselben Becher.
    »Weißt du noch, wie dieser Micky Ruby mit einer E-Mail den Laufpass gab?«
    »Ich habe es immer noch nicht verwunden.« Baxter geht immer alles so nahe, als wenn er keine Haut hätte. »Es war wirklich grausam«, setzt er hinzu.
    »Damals haben wir doch die E-Mail verändert, und es sah trotzdem noch so aus, als käme sie von Micky, nicht?« Ich muss gestehen, wenn wir das nicht geschafft hätten, hätte ich die Mail gelöscht. Dafür, dass die beiden nur zusammen ins Kino oder zu Burger King gingen und Strandspaziergänge machten, bei denen ich unauffällig fünfzig Meter hinter ihnen herlief, hat er meine Tochter auf reichlich grobe Art und Weise sitzen lassen. Seine Worte hätten sie todunglücklich gemacht.
    »Ja, ich erinnere mich«, sagt Baxter. »Wir haben ihren Sturz ein

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