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Blutskinder

Blutskinder

Titel: Blutskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Hayes
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bisschen abgefedert.«
    »Genau. Aber wie hast du das eigentlich angestellt?« Meine Finger liegen auf der Tastatur von Louisas Laptop, während ich Baxter zuhöre und gleichzeitig mit einem Ohr zur Haustür lausche.
    »Lass mich mal überlegen. Also, zuerst musst du im Menü auf ›Extras‹ klicken und dann auf ›Konten‹. Dann geht ein Fenster mit den verschiedenen E-Mail-Konten auf.« Er verstummt und stößt einen tiefen Seufzer aus. »Das hat mir Patrick gezeigt, als wir mal einem Exlover von ihm einen Streich spielen wollten.«
    »Und wenn nur ein Konto angegeben ist, macht das was?«
    »Nein, das ist egal. Übrigens, Erin …«
    »Was denn?«
    »Ich werde dich nicht fragen, warum du das tust, also sag’s mir auch nicht.«
    »Ich danke dir.« Das meine ich wirklich so.
    »Als Nächstes musst du auf ›Eigenschaften‹ klicken, um die Details des Kontos angezeigt zu bekommen.« Er wartet, bis ich so weit bin. »Jetzt musst du in den Benutzer-Informationen unter ›Name‹ den Namen des angeblichen Absenders einsetzen.«
    »Okay.« Ich habe mir den Hörer zwischen Kinn und Schulter geklemmt und tippe James Hammond ein, wo vorher Louisa van Holten stand. Flüchtig kommt mir Willem in den Sinn. »Und jetzt?«
    »Drück auf ›OK‹ und dann schließe das Fenster.«
    Baxter erklärt mir die weiteren Schritte. Ich öffne die echte E-Mail von James Hammond, klicke auf »Weiterleiten«, setze Louisas eigene E-Mail-Adresse in das Empfängerfeld, lösche die verräterische Angabe »Fw« aus der Betreffzeile und dazu alles im Text, was darauf schließen lässt, dass es sich nicht um eine unveränderte E-Mail handelt.
    »Und nun kannst du alles reinschreiben, was du willst. Dann drückst du auf ›Abschicken‹ und fertig. Aber vergiss nicht, die Originalmail ein für alle Mal zu löschen, sonst war alles umsonst. Und dann musst du bei den Kontoeigenschaften wieder den ursprünglichen Namen einsetzen. Alles klar?«
    Wir plaudern noch ein paar Minuten und ich verspreche ihm, mich zu melden, sobald es Neuigkeiten gibt.
    Dann ändere ich die Nachricht von James Hammond.

    Hallo, Lou,
    mit dem Test hat alles geklappt. Das untersuchte genetische Material ergab eine Wahrscheinlichkeit von mehr als 99,9 Prozent, dass Erin Knight die leibliche Mutter von Ruby Knight ist.
    Das ist ziemlich eindeutig. Sie ist definitiv die Mutter des Kindes. Ich hoffe, ich konnte Dir bei deinen Ermittlungen behilflich sein.
    Viele Grüße
    James

    Den Satz mit dem Drink lasse ich weg. Je weniger die beiden miteinander zu schaffen haben, desto besser. Ich schicke die E-Mail ab und lösche das Original. Dann füge ich unter Kontoeigenschaften wieder Louisas Namen ein.
    Innerhalb weniger Minuten trudelt eine neue E-Mail von diesem James Hammond ein. Jetzt kommt es nur darauf an, dass Louisa und Robert nicht noch einmal bei ihm nachfragen.
    Da fällt mir etwas ein, was Robert mir einmal über einen seiner Mandanten erzählt hat, den er vor Gericht verteidigen sollte. Der Richter stand von Anfang an eher auf der Seite des Staatsanwalts und wollte nicht recht glauben, dass Roberts Mandant wirklich obdachlos war. Der hatte sich extra einen Secondhandanzug zugelegt, um einen guten Eindruck auf den Richter zu machen. Doch am nächsten Tag sagte Robert ihm, er solle unrasiert und in zerrissenen Jeans und einem alten T-Shirt vor Gericht erscheinen. Er gewann den Fall.
    »Die Leute glauben, was sie sehen«, sagte Robert.
    Wollen wir hoffen, dass er recht hat. Ich stehe auf und gehe nach oben, um meine Tasche auszupacken.

33
    R
    obert öffnete die Tür zu Cheryls Haus und schob Louisa und Ruby über die Schwelle. Bevor er selbst eintrat, blickte er aufmerksam nach links und rechts und fuhr sich nervös mit den Fingern durch die Haare. Er war sich über die Tragweite seines Tuns durchaus im Klaren.
    »Hier wohnt Cheryl, nicht wahr?«, fragte Louisa.
    Mit einem Finger auf den Lippen bedeutete ihr Robert zu schweigen. Auch wenn sie das Haus mit einem Schlüssel betreten hatten, waren sie Einbrecher. Nur dass sie nichts stehlen, sondern etwas zurückbringen wollten. Cheryl ihren Seelenfrieden wiedergeben wollten.
    Dann standen sie in dem kleinen, quadratischen Wohnzimmer. Louisa wartete darauf, dass Robert etwas tat, und Ruby runzelte die Stirn und seufzte genervt.
    »Cheryl?«, rief Robert. »Sind Sie zu Hause? Ich habe Ihre Handtasche.«
    »Und ich sollte still sein«, murmelte Louisa.
    »Fasst nichts an«, ermahnte Robert sie, doch Louisa hatte bereits einen

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