Blutskizzen
sinnvoll, das dann in der Nacht zu Mittwoch zu machen, falls jemand nur einmal die Woche da langfährt.« Alle sind einverstanden. »Ich frag mal nach, welche Tour nächste Woche Nachtdienst hat, und spreche den DGL an. Sieht immer besser aus, wenn die Chefin selbst um Unterstützung bittet.«
Paul steht auf, setzt sich vor ein Terminal, holt sein Notizbuch aus der Tasche. VG und Regina wollen noch eine Spur abklären, gehen.
Im Körbchen ist Kortes Zettel auch nicht, am Terminal vergessen? Nichts zu sehen.
»Habt ihr hier einen Zettel mit Namen und Adresse gefunden?«
»Ich lasse eigentlich immer alles liegen, was ich nicht zuordnen kann, pappt an der Pinnwand.« Atze zeigt mit dem Daumen über die Schulter.
Die Handyliste, eine Handnotiz, der Essensplan der Kantine. Bei Ernst im Büro nachsehen, wo ist der überhaupt die ganze Zeit?
Petra im Geschäftszimmer tippt mit Stöpsel im Ohr.
»Ich brauch einmal den Generalschlüssel, muss kurz bei...«, Ernst kommt ins Zimmer, etwas außer Atem.
»Bin wieder da, hat leider etwas länger gedauert.« Petra quittiert es nebenbei, unterbricht das Tippen kaum.
»Da bist du ja, mein Gott, ich such dich schon die ganze Zeit.«
»Tut mir leid, war ein letzter Termin wegen der neuen Wohnung. Hat länger gedauert, als ich dachte, sonst hätte ich was gesagt.«
»Hast du noch den Zettel mit den Personalien von Michels?«
»Bei mir im Büro.« Er geht vor, schließt auf. Fenster auf kipp, kalter Zigarrengeruch. Er hängt den Mantel an den Nagel, ein zielsicherer Griff, der Zettel.
»Ich bin bei mir. Ach, zu deiner Information: Nach Aussage des Meisters der Autowerkstatt hatte der Wagen von Müller und Müller ein defektes Bremslicht.«
»Interessant.« Er hantiert weiter mit seinen Akten. »Haben die anderen sich mal gemeldet?«
»Vor gut’ner Stunde habe ich mit denen gesprochen. Der ein oder andere ist wohl dabei, alles weitere besprechen wir um viertel vor sechs.«
Auf dem dunklen Bildschirm ein paar fette Fingerabdrücke, sie verschwinden, als das Bild kommt. Einwohnermeldeamt. Michels, Tab, Bernd, Tab, Geburtsdatum haben wir nicht, genau das brauchen wir ja, Tab, Neues Feld 77, Return. Da ist er. Michels, Bernd, geboren am 30. 07. 66 in Kaiserslautern. So, dann schauen wir mal, ob wir dich schon kennen. Er braucht drei Sekunden. Aha, wir kennen dich schon. Eine Akte beim PP Nürnberg, soso. Kurz notieren. Mal sehen, ob du für uns interessant bist. PP Nürnberg, da ist die Nummer. In der Aktenhaltung ist jetzt bestimmt keiner mehr. Das ist bei denen auch nicht anders als bei uns.
»Die Polizei in Nürnberg, grüß Gott.« Verhaltener bayerischer Dialekt.
»Konstantin Kirchenberg. Kollegin, wir ermitteln hier in einem Mordfall, und ich brauchte eine Auskunft aus einer Kriminalakte in Nürnberg.«
»Die Aktenhaltung ist jetzt nimmer besetzt, Kollege, ich verbind Sie mal, gell.«
In der Warteschleife Robbie Williams. Hätte eher eine Lederhosenkombo erwartet.
»Göttler, Dauerdienst, grüß Gott.«
»Konstantin Kirchenberg, schönen guten Abend. Wir ermitteln in einer Mordsache, und ich brauchte eine Aktenauskunft.«
»Bitte einmal die Aktennummer und das Passwort. Und die E-Mail-Adresse. Ich bin nämlich im Augenblick allein, und telefonisch kann ich das nicht machen, wird ein paar Minuten dauern.«
Das Passwort, ach ja, das Passwort. Immer dasselbe, vorher dran denken.
»Immer dasselbe mit dem Passwort. Kann ich Ihnen nicht eine E-Mail schreiben, und Sie schicken es mir dann zurück?«
»Das geht auch, ist mir sogar noch lieber, habe ich ein wenig Zeit. Oder ist es sehr eilig?«
»Ist schon wichtig, aber ich will nicht hetzen.«
»Dann schicken S’ mir doch gleich die Aktennummer mit, ich mach’s dann umgehend.«
Sie nennt die E-Mail-Adresse, noch ein Ade, legt auf.
Jetzt eine Kippe.
18 Uhr 03
»Gut, es ist jetzt kurz nach sechs, und wir müssen zu Ulla. Halten wir fest: Wir haben etwa knapp die Hälfte der Autos aus dem abgesteckten Bereich überprüft. Auf zwei von denen passen alle Merkmale, zwei weitere mit kaputten Bremslichtern, aber ohne Aufschrift, und drei, bei denen ein Rücklicht nicht brennt. Die Überprüfung der Fahrer sollten wir möglichst heute Abend noch machen. Morgen arbeiten zwei Teams so weiter. Sonja und Sebastian, hier ist die Liste der Lieferanten des Supermarktes, sind’ne ganze Reihe. Ihr fangt morgen damit an zu überprüfen, ob auf einen von denen ein VW-Transporter zugelassen ist. Die kommen zum Teil sogar aus
Weitere Kostenlose Bücher