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Blutskizzen

Titel: Blutskizzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert Horst
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mal, was Meister Müller so zu sagen hat, und fragen ihn, ob er was dagegen hätte, dass sich unser ED den Wagen mal ansieht.« Fragender Blick, genau so, Ernst.
    »Und wenn er was dagegen hat?« Atze, spielt mit seinem Kugelschreiber.
    »Gut, dann brauchen wir einen Beschluss.«
    »Den brauchen wir sowieso. Ich muss den Staatsanwalt gleich ohnehin anrufen, das wird kein Problem sein.« Wieder Ulla.
    »Wenn Müller dem Michels steckt, dass wir bei ihm waren und die Karre untersucht haben, ist es auch nicht besonders schädlich. Wenn aber nicht, haben wir zumindest morgen noch, um im Hintergrund was zu erfahren, bevor wir ihn uns mal kaufen. Bis jetzt wissen wir noch nichts, was er uns nicht leicht erklären könnte.«
    Telefon, Atze flucht.
    »Kirchenberg.«
    »Breuer, Kripo Nürnberg. Also, Kollege«, Lautsprecher, »das kostet mindestens eine Flasche guten Riesling, ich hab noch was gefunden...«
    Atze zieht die Augenbrauen hoch.

23 Uhr 08
    Vierhundertfünfzig Mark. Man hat schon Leuten für viel weniger einen großzügig angesetzten Luftröhrenschnitt verpasst. Mit einer Statue erschlagen, Pan-Statue. Gegen ein Kilo Bronze hat die Schädeldecke wenig Chancen. Für zehn Jahre in den Jugendknast, von achtzehn bis achtundzwanzig. Da geht man normalerweise in die Disco, kriegt sein erstes Auto und den ersten geblasen. Das kann man allerdings im Knast auch haben, wenn man will. Achtzehn. Ford 12 M gefahren zu der Zeit, Lenkradschaltung und vorne durchgehende Sitzbank. Hatte Vorteile zu der Zeit. Zehn Jahre Knast. Zehn Jahre geregeltes Essen, geregelter Ausgang und immer in guter Gesellschaft. Wenn er hübsch aufgepasst hat und sich von den richtigen Leuten streicheln ließ, hat er viel fürs Leben gelernt in der Zeit.
    Ayse steht an der Tanzfläche, langsame Serie, »The Air that I Breathe« oder »Samba Pa Ti«.
    Tanzen? Gern. Vorsichtige Umarmung, ab Mitte des Liedes etwas enger, ihre Haare knistern an der Wange, sie riecht aufregend nach neuen Spielen. Nach Hause bringen? Liegt fast auf dem Weg. Gern. Sie sitzt vorne. Gibt hier einen Parkplatz mit toller Aussicht, muss man gesehen haben. Findet es interessant. Auf der Fahrt lockeres Gespräch. Wirklich tolle Aussicht. Näherrücken, sie bleibt sitzen, noch näher, ihr Lächeln. Durchgehende Sitzbank. »Paradise by the Dashboard Light«, war auf »Bat out of Hell«, Meat Loaf, oder? Die letzte gute Platte, die er gemacht hat, vielleicht sogar die einzige.
    Die Bahn hält, draußen treibt der Wind dünnen Sprühregen fast waagerecht zwischen den Häusern hindurch. Wieder keinen Schirm, würde auch nichts nützen. An der Litfasssäule pellen sich die Schichten, in den Papierkörben sucht sich eine Pennerin ein spätes Abendessen, der Handkarren vollgepackt wie ein türkisches Auto auf Heimaturlaub. Sie hält ihre Hand auf, mühsames Sprechen. Auf dem Handteller ein Zwei-Euro-Stück und Kleingeld, sie nimmt es, dankt hinterher. Eine großzügige Gabe eines hochanständigen Bürgers, die gute Tat zum Wochenende.
    Bei Sener ist noch Licht. Ayse hinter dem Tresen unterhält sich mit einem jungen Türken, lacht. Schlanker Bursche, modische Klamotten. Er erzählt mit ausladenden Gesten, sie lacht laut. Wieder mit Zopf, heute ist das Gummi rot. Das weiße T-Shirt steckt stramm im Bund hinter der weißen Schürze, lässt ihre Brüste vortreten. Den matten Glanz auf der braunen Haut kann man bis hierher sehen, das Weiß der Augen scheint zu glimmen. Der Typ legt sich immer mehr ins Zeug, sie spült nebenbei Gläser, unterhält sich lebhaft, scheint Spaß zu haben.
    Eine Frau mit Hund kommt den Gehweg lang, sieht fragend rüber, misstrauisch. Rumgehen, den Wartenden mimen. Sie geht weiter, dreht sich noch einmal um. Komm, geh schon, Fifi friert.
    Ayse bedient eine Familie am Tisch in der Ecke, geht zurück, weicher Gang. Sie trägt Latschen, beim Gehen sind ihre hellen Fußsohlen zu sehen. Der Typ steht an der Theke, nippt an seiner Cola. Kaum ist sie zurück, macht er wieder den Comedian. Sie sagt was, schüttelt dabei den Kopf, kokett. Schade, dass man ihre Stimme nicht hören kann.
    Ayse allein im Imbiss. Hallo, Konni, wollte grad abschließen, schon spät. Noch einen Schluck trinken in der Küche, zum Feierabend. Sie macht den Sekt auf, gießt ein, zu viel, es läuft ihr über die Finger, eine Spur kleiner, weißer Perlen auf dem braunen Handrücken, für Sekunden, verfängt sich in den Haaren auf dem Unterarm. Sie lacht weich und warm. Ganz sacht die Hand nehmen, mit der

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