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Blutskizzen

Titel: Blutskizzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert Horst
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Hamburg.« Sie nimmt die Liste, zieht sich die Jacke aus, hängt sie über den Stuhl. Enger Rolli, die Brustwarzen zeichnen sich deutlich ab. Sebastian sieht ihr beim Blättern über die Schulter.
    »Und wo die Fahrer nicht mehr eindeutig zu ermitteln sind?« Thorsten, heiser, putzt sich die Nase.
    »Da müssen wir eben alle durchchecken, die infrage kommen. Bist du erkältet?«
    Abwertende Geste, halb so wild.
    »Dann lasst uns rübergehen, bevor Ulla meckert.«
    Sie stehen auf, Mark fällt der Stuhl um.
    Kurz einen Blick auf die E-Mails. Eine Meldung vom Sachgebiet VL 2, nichts aus Nürnberg. Jaja, dauert nur ein paar Minuten. Zu Ulla.
    Das Handy piept. Mitteilung empfangen, öffnen.
    Hi, Konni,
wollte nicht schon wieder stören, habe aber noch was
vergessen. Kannst ja mal anrufen, wenn du Zeit hast.
Bruno.
    Ach, Bruno. Heute Abend mal anrufen.
    Thomas kommt den Flur lang, bepackt, erschöpfte Miene, Rußflecken auf der Jacke. Er zieht deutlichen Brandgeruch hinter sich her.
    »Dich müssen wir aber erst mal auf den Balkon stellen, du riechst ja wie’ne Brandleiche.«
    Kurzer Seitenblick, Räuspern, kein Lächeln, er verschwindet in seinem Büro. Was ist denn mit dem los? Macht keinen guten Eindruck, kurz nachfragen?
    Er steht hinterm Schreibtisch, lädt seine Sachen ab, zieht die Jacke aus.
    »Alles klar? Sollte nur ein Scherz sein.«
    »Hab ich verstanden, schon gut.« Kraftlose Beschwichtigung. Der ist nicht wie sonst.
    »Brandsache?« Blöde Frage, was sonst?
    Er hört auf zu räumen, setzt sich, wischt mit der rechten durchs Gesicht.
    »Wohnungsbrand mit zwei Toten. Kinder. Sechs Monate. Zwillinge.« Direkter Blick, zaghaftes wissendes Nicken. Er steht auf, geht zum Fenster. »Hat ganz schön gefackelt, wahrscheinlich’ne Kerze.« Leichte Erschütterungen von einer Straßenbahn unten auf der Straße. »Sahen aus wie zwei Briketts. Bisschen zu große Briketts.«
    »Was ist mit den Eltern?«
    »Beide im Krankenhaus. Die Mutter war bewusstlos, der Vater«, er macht eine Pause, »der Vater sah aus, als wäre er auf dem Weg in’ne andere Wirklichkeit.« Auf der Straße hupt jemand Sturm. »Eigentlich macht mir das nicht so viel aus, aber bei Kindern brauch ich immer einen Tag länger.« Er dreht sich mit einem Ruck um, geht wieder zum Schreibtisch, sortiert seine Aufzeichnungen.
    »Kann ich noch irgendwas für dich tun?«
    »Lass man, nett gemeint, einer muss das Alltagsgeschäft ja machen.« Flüchtiges Lächeln. »Ich mach hier nur noch das Nötigste und fahr nach Hause, schreiben kann ich das morgen. Muss dringend duschen, und dann schaffe ich es noch, meine Tochter ins Bett zu bringen.« Noch ein Blick, länger. Verstehe.
    Petra kommt aus dem Geschäftszimmer, wedelt mit Papieren über ihrem Kopf, wohl auf dem Weg zum Kopierer. Schon viertel nach, eh zu spät. Noch einen Blick auf die E-Mails werfen. Der Bildschirmschoner verschwindet, Posteingang, PP Nürnberg, Kriminalaktenauszug. Na, also. Öffnen.
    Betr.: Kriminalaktenauszug, Michels, Bernd, 30. 07. 66 in Kaiserslautern.
    Bezug: Telefonische Anfrage des KHK Kirchenberg vom 25. 11. 05.
    Der o. g. Michels ist hier wegen Mordes in Erscheinung getreten. Er hat laut Merkblatt vom 08. 07. 84 am 27. 06. 84 den 63-jährigen Sportlehrer Franz Xaver Huber in dessen Wohnung getötet, indem er zunächst mit einer massiven Bronzefigur mehrere Schläge auf den Kopf des Opfers ausführte und anschließend den bewusstlosen Mann bis zum Eintritt des Todes würgte.
    M. verließ anschließend die Wohnung des Opfers unter Mitnahme der wertvollen Figur und der Brieftasche des Huber, in der sich 450,- DM befanden.
    Der Täter, der von dem Opfer in einem Sportverein trainiert wurde, konnte drei Tage nach der Tat festgenommen werden. Ihm wurde der Mord anhand von Blut- und Faserspuren an der Kleidung nachgewiesen.
    In den Vernehmungen leugnete M. die Tat bis zuletzt. Der Beschuldigte wurde als Heranwachsender nach dem Jugendstrafrecht zu 10 Jahren Haft verurteilt.
    Leck mich. Drucken.
    Petra kommt vom Kopieren zurück. Im MK-Raum erklärt Atze eine Spur. Einige drehen die Köpfe, Atze lässt sich erst nach ein paar Sekunden irritieren, stockt, fragender Blick.
    »Ich hab Neuigkeiten.«

20 Uhr 33
    »Und keine Vorstrafen?« Atze mit großen Augen.
    »Nein, bis zum Mord keine Vorstrafen. Und danach, wenn ich es richtig in Erinnerung habe, auch nicht. Den Auszug aus der Kriminalakte wollten sie heute noch faxen.«
    Telefon. Atze verdreht die Augen, Ulla

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