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Blutskizzen

Titel: Blutskizzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert Horst
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letzten war aber nicht nur das Bremslicht kaputt, sondern eigentlich alles. Wäre der mir im Streifenwagen übern Weg gefahrn, hätte ich ihm die Kiste stillgelegt.« Ein ganz schön dienstgeiler Bursche, der Mark.
    »Habt ihr die Fahrer zur relevanten Zeit?«
    »Bei dem einen lässt es sich namentlich nicht mehr ermitteln, die anderen schon.«
    »Schauen wir mal. Vergesst nicht, spätestens viertel vor sechs bei mir im Büro, ja? Da können wir vor der MK-Besprechung kurz unsere Ergebnisse sondieren.«
    »Haben wir nicht vergessen.«
    Teilnehmer hat aufgelegt.
    Was sagen die E-Mails? Nichts Neues.
    Ob Ayse jetzt schon auf hat? Auf’nen Salat, jetzt, auf die Schnelle. Zu weit weg, kostet zu viel Zeit. Auf jeden Fall heute Abend. Dann schon auf einen Kaffee einladen? Oder gleich zum Essen? Ganz vorsichtig, auf witzig machen. Könnte zu früh sein. Mal sehen. Oder...
    Ulla kommt mit Schwung rein, wedelt mit einer Akte, aus zwei Metern auf den Schreibtisch.
    »Das tut den Akten aber gar nicht gut, Ullalla.«
    »Gar nicht gut? Ullalla? Komm mir nicht so, du Sauigel. Musste das sein?«
    »Was ist denn los?« Die Flecken. Ist aber kein wirklicher Ärger. Sie bleibt stumm. »Ach, du meinst die Flecken auf der Akte? Hab ich mich auch gefragt, welches Schwein das war. Unmöglich.«
    »Konni, verarschen kann ich mich alleine.«
    »Ist gar nicht so einfach, Ulla, alleine verarschen. Man kennt sich ja schließlich.«
    »Die Akte riecht wie ein frischer Gyrosspieß.«
    »Früher mal Polizeihündin gewesen?«
    »Blödmann.« Sie kann ein Zucken in den Mundwinkeln nicht vermeiden, kommt hinter den Schreibtisch, nimmt die Akte. Mit der Rechten fester Griff ins Genick, der Daumennagel wie ein kleiner Dolch.
    »Aua. Du weißt doch, meine Mutter hieß Reinlichkeit und mein Vater Ordnung. Du kannst die Akte übrigens hierlassen, ich wollte noch was nachlesen.«
    Im Weggehen über die Schulter den Mittelfinger.
    Michels. Bernd Michels hieß der. Wo ist denn der Zettel von Korte?

16 Uhr 22
    Die Kaffeemaschine dampft, rotzt laut das letzte Wasser durch den Filter. Klingt fast wie Korte von Müller und Müller.
    »…haben heute Morgen die Pressemitteilung gelesen, und beide haben nachts ein Fahrzeug gesehen. Die Zeiten stimmen zwar nicht hundertprozentig überein, aber die Zeugin, eine ältere Frau, konnte eh nicht genau sagen, wann sie aufgestanden ist.« Paul sitzt vor Ulla auf der Tischkante, verschränkte Arme, Hans, VG und Regina im Halbkreis. »Sie hat wegen ihrer Kopfschmerzen fünf Minuten auf dem Balkon gestanden, weil ihr die Luft dann guttut, und man hat von da freien Blick auf die Bundesstraße. Das ist das zweite Haus im Krähenwinkel. Sind zwar zwei-, dreihundert Meter, aber der Wagen auf dem Parkplatz sei ihr eben aufgefallen, weil er dort eine Zeit am Container gestanden und sie mehrfach Türenschlagen gehört habe. Sonst sei nichts los gewesen in der Umgebung, und es hätte auch so einen ganz stillen Nieselregen gegeben, sagt sie.»
    »Und der Autofahrer hat zwei Personen gesehen?« Ulla, wippt mit ihrem Stuhl.
    »Glaubt er jedenfalls. Aber genau darauf geachtet hat er nicht.«
    »Hat nur angehalten, um zu pinkeln, der Mann«, VG, wie immer mit Krawatte. »Er ist sich aber relativ sicher, dass ein heller Pkw vor dem Container parkte und wegfuhr, als er auf den Parkplatz kam. Mindestens eine Person sei eingestiegen, möglicherweise auch zwei.«
    »Der Wagen sei jedenfalls mit hoher Geschwindigkeit weggefahren«, wieder Paul. »Wörtlich sprach er von einem Formel-1-Start.«
    »Aber kein Kennzeichen.«
    »Nein, nichts zum Kennzeichen und auch nichts Genaues zum Auto, eben nur heller Pkw. Er konnte nicht mal sagen, ob Limousine oder Kombi.«
    »Könnte theoretisch also auch ein VW-Transporter gewesen sein?«
    Alle wenden die Köpfe.
    »Ist zwar ein bisschen abwegig, aber theoretisch könnte auch das sein, Konni.«
    »Wann war das?« Atze, macht sich eine Schachtel Ernte 23 auf, ohne hinzusehen, Feuer, tiefer Lungenzug.
    »Der Autofahrer ist sich relativ sicher, dass es gegen halb drei war, Frau Senker kann es höchstens zwischen zwei und drei Uhr eingrenzen. Die kann zum Auto übrigens überhaupt nichts sagen, nicht mal zur Farbe. Unsere Idee ist, dass wir uns da nachts mal um die Zeit hinstellen, alle Autofahrer anhalten und Handzettel verteilen, vielleicht haben wir Glück, und jemand fährt die Strecke öfter um die Zeit.«
    Ulla nickt, aus den Augenwinkeln prüfender Blick zu Atze. »Gute Idee. Wäre vielleicht

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