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Blutskizzen

Titel: Blutskizzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert Horst
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davor, genießt es. Kann man an so was Freude haben?
    Blinker, kein Parkplatz in Eingangsnähe frei, der Regen wie eine Wand. Dann erst zu Kronenberger.
    Drei Kassen besetzt, normaler Betrieb. Hinter der ersten ein hennaroter Pferdeschwanz mit Nasenpiercing.
    »Guten Morgen, können Sie mir sagen, wo ich Herrn Kronenberger oder seinen Vertreter finde?«
    »Neben der Fleischtheke durch, dann rechts, da ist das Büro.« Sie bedient einen Bauarbeiter, zwei Schachteln Kippen, Cola. Dahinter eine Frau mit Kind vor sich im Wagen. Das Kind greift nach den Süßigkeiten. »Nein, Corinna.«
    Nicht schon wieder.
    Die Fleischverkäuferin wirft misstrauische Blicke.
    »Ich muss zu Herrn Kronenberger.«
    Auf der Tür in Augenhöhe ein Büroschild, er sitzt drinnen, bespricht mit einem Älteren irgendwelche Listen, reagiert auf das Klopfen.
    »Morgen. Ich bin Konstantin Kirchenberg von der Kripo, wir hatten schon mal telefoniert.«
    »Morgen, Herr Kirchenberg, lernen wir uns mal kennen. Das ist mein Vertreter, Herr Wagner.« Kurzes Händeschütteln.
    »Ich wollte mir hinten am Fundort noch einmal etwas ansehen, und da kann ich Ihnen gleichzeitig ein paar Fragen stellen. Haben Sie ein paar Minuten Zeit?«
    »Nur zu.«
    Der Block.
    »Sie haben vielleicht mitbekommen, dass wir seinerzeit im Gebüsch auf dem Lärmschutzwall eine Obdachlosenunterkunft gefunden hatten, die uns noch genutzt erschien.«
    »Ja, ich erinnere mich. So dolle finde ich das nämlich nicht, dass da oben ein Landstreicher wohnt, ist nicht gerade verkaufsfördernd. Aber gehört ja nicht mehr zu unserem Gelände.«
    »Wir haben jetzt den Bewohner, wenn Sie so wollen, angetroffen, der auf der einen Seite völlig verwirrt zu sein scheint, allerdings auch klare Phasen hat und ein wichtiger Zeuge sein könnte. Um das zu überprüfen, brauche ich ein paar geschäftliche Angaben.« Er nickt. »Er hat zum Beispiel erzählt, montagmorgens käme die Firma Getränke-Meier.«
    »Das ist richtig. Wir haben auch noch andere Getränkelieferanten, aber Meier kommt montags.«
    »Mittwochs die Firma Westmilch.«
    »Die kommen öfter, aber mittwochs kommen die auch.«
    »Den Rest der Woche kommen die sehr früh, am Mittwoch etwas später, vielleicht deshalb.« Wagner mit tiefem Bass.
    »Schon möglich. In einer zweiten Vernehmung hat er dann noch einen Brotlieferanten am Donnerstag genannt.«
    »Wir arbeiten mit verschiedenen Bäckern zusammen, der für die Frischware kommt natürlich täglich, aber für die länger haltbaren Produkte kommt die Firma Kummerer donnerstags, das ist richtig.«
    Hat er keinen Scheiß erzählt, unser Walter. Dann hat er auch die Ablage der Leiche gesehen. Zu blöd, dass er dermaßen einen an der Waffel hat.
    »Das reicht mir schon, meine Herren. Eventuell brauchte ich diese Daten noch schriftlich, ist das ein Problem?«
    Kein Problem. Kurzer Gruß, sie nehmen sich wieder die Liste vor.
    Irgendwas zu essen mitnehmen, wenn man schon mal hier ist. Was Gesundes oder was Leckeres? Beides.
    Vor der Fleischtheke kein Kunde, die Misstrauische von eben kann auch lächeln. Ja, ja, Leute, die beim Chef waren, lächelt man besser an. Was nehmen wir denn? Beamtenforelle, genau. Richtig schön ungesund fettig.
    »Was darf’s sein?«
    »Geben Sie mir doch das Stück Fleischwurst, dort. Nein, ruhig das größere. Ja, das war’s, danke!«
    Sie packt es ein. Am Milchregal noch eine Buttermilch, beim Bäcker ein Brötchen. Die Hennarote sieht einen auch beim Zahlen nicht an.
    Der Regen hat fast aufgehört, das Öl in den Pfützen schimmert ruhig, nur noch einzelne Tropfen.
    An den Müllcontainern eine gefleckte Katze, macht sich beim Näherkommen aus dem Staub. Das Gras am Durchgang zu seinem Schlafplatz liegt schlaff und braun, an den Büschen aber noch genügend Blätter zur Deckung. Umdrehen. Von hier aus sind es keine fünfzehn Meter bis dahin. Wenn er den Wagen rückwärts rangefahren hat, konnte er ihm genau ins Gesicht sehen, wenn die Klappe geöffnet wurde. Schon möglich. Wenn er bloß nicht so einen an der Waffel hätte.
    Der Takt der Tropfen auf dem blechernen Dach des Flaschenlagers wird wieder schneller, besser zum Auto.
     
    Die Rücklichter verlieren in den Sprühschleiern ihre Konturen, Bremslichter färben den Nebel rot. Auf der rechten Spur zieht einer mit Affenzahn vorbei. Z 3. Idiot, bei den Verhältnissen. Das war doch der Comedian. Hinterher. Die nächste Ampel ist rot, er steht zwei Fahrzeuge weiter. Grün, Blinker, ja, darf ich, danke, nicht

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