Blutskizzen
schimpfen, ist ein Notfall. Noch ein Fahrzeug, rechts rüber, gleiche Höhe. Auf dem Beifahrersitz Ayse. Das ist tatsächlich Ayse. Beim Scherzweltmeister im Auto. Bloß nicht sehen lassen, bremsen. Der von hinten hupt lange. Ja, sorry. Abbiegen, dann am Bahnhof vorbei.
Was macht die nachmittags in seinem Auto? Mit ihm? Nach der Verabschiedung gestern Abend?
Im Rückspiegel die Augen, die Falten sind gut zu erkennen.
Wovon träumst du eigentlich, Einfaltspinsel?
17 Uhr 17
Atze ist fertig. Er ordnet seine Papiere, ordert nebenbei wortlos den Aschenbecher.
»So, das wär’s von uns.« Ulla beugt sich nach vorn, stützt sich auf die Ellbogen. »Aber das war ja nicht der Grund dafür, dass wir diese Besprechung angesetzt haben, sondern dass es bei euch einiges Neues zu berichten gibt und wir gern alle auf dem gleichen Informationsstand hätten.« Ein Peitschenblick zu VG. »Machst du den Anfang, VG?« Süßlichsüß. Das hat sie echt angefressen.
»Wir haben heute Morgen mehrere Anrufer aufgesucht beziehungsweise zur Dienststelle gebeten, die sich aufgrund der Pressemitteilung gemeldet haben. Das Meiste davon war nicht sonderlich interessant, könnt ihr nachlesen, allerdings eine Zeugin war bemerkenswert. Die Frau arbeitet im Restaurant des Parkhotels und ist sich ziemlich sicher, Harald Neumann am 22. 11., also am Dienstagmittag, dem Tag vor dem Auffinden der Leiche, im Restaurant bedient zu haben. Wir haben ihr alle drei Bilder gezeigt, die wir von ihm haben, und sie hat ihn auf allen dreien erkannt. Sie kann sich deshalb daran erinnern, weil er, wie sie sagt, beim Bezahlen und Bestellen ziemlich gebaggert hat. Die Frau ist Anfang vierzig, so’n Martina-Gedeck-Typ und recht attraktiv.« Er sieht zu Regina, bestätigendes Nicken.
»Ja, ja, der alte Stiel, meldet sich immer zu Wort, selbst im Alter noch.« Klöpper, lacht laut über den eigenen Scherz. VG mit offenem Mund, braucht einen Augenblick zum Verdauen. Einige andere auch. Altenkamp kommt rein mit Thermosflasche. Ja, ist noch frei. Er setzt sich, zur Begrüßung ein Klaps auf die Schulter, gießt sich grüne Brühe ein, grinst.
»Jedenfalls ist sie sich sicher, dass er dort zwischenzeitlich mit zwei Männern gesessen hat, von denen sie nur den einen sehr vage beschreiben kann. Das deshalb, weil die, wie gesagt, nicht lange bei ihm saßen. Neumann selbst ist nach ihrer Aussage auch bald danach gegangen. Wir haben sie gefragt, ob sie den Eindruck hatte, dass die sich verabredet hatten und sich vielleicht hinterher noch mal getroffen haben könnten. Dazu konnte sie aber nichts sagen, wollte auch nicht zu sehr spekulieren.«
»Trotzdem«, Ulla, wieder normaler Tonfall, »wenn es wirklich Neumann war, wovon erst mal auszugehen ist, sind die beiden natürlich interessant für uns, vor allem in Bezug auf das, was Ernst gleich noch zu berichten hat.«
»Wir fahren gleich noch einmal dahin, weil zwei andere Angestellte, die an dem Tag auch gearbeitet haben, dann ihren Dienst beginnen. Denen legen wir die Fotos auch vor, und vielleicht haben die ja noch was anderes beobachtet.«
»Haben wir schon ein aktuelles Bild von Michels, Konni?«
»Nein, dazu sind wir bisher noch nicht gekommen, wir haben nur das aus 84. Das ist aber nicht sooo schlecht. Hat sich vom Typ her nicht groß verändert, der Mann.«
»Sobald wir eins haben, können wir das der Dame ja vorlegen. War’s das?«
VG und Regina nicken.
»Ernst?«
Ernst bläst einen Rest Rauch über die Köpfe, eine Falte zwischen den Brauen.
»Wir haben heute nach einiger Mühe Neumanns Safe im Badezimmer geöffnet.« Raunen, Ernst blickt von seinen Notizen auf. »Hatten das noch nicht alle mitbekommen? Der hatte seinen Safe im Badezimmer hinter einer Heizung, schon nicht schlecht getarnt, das Ding. Die beiden Mitarbeiter von der Safefirma haben den aufbekommen, und es fanden sich darin neben Aktien, einigen Diamanten und verschiedenen Zertifikaten auch dreiundsechzigtausendzweihundert Euro in bar.« Pfeifen, Donnerwetter, mein lieber Schwan. »Ich wäre euch dankbar, wenn ich mal in Ruhe zu Ende erzählen könnte.«
Ernst, was ist denn los? Schlechten Sex gehabt, gestern?
»Wenn einer so viel Kohle im Safe und nicht auf der Bank hat, noch dazu so ein geschäftstüchtiger Typ wie Neumann, ist klar, dass es sich dabei um Schwarzgeld handelt. Wir blicken noch nicht so richtig durch seine Buchhaltung durch, da würde ich morgen gern einen von euch Wirtschaftskriminellen dabeihaben.« Er blickt zu Hans und
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