Blutskizzen
nach Amberg gezogen, das sind dreißig Kilometer vom Leichenfundort an der Autobahn entfernt.
Die zweite Tat, der Mord an Hans Werner Schmitz, wurde am sechsten März 01 in Leverkusen verübt. Der Kollege Klöpper« - er hebt die Hand, lächelt in die Runde - »war damals MK-Leiter. Michels hat, wenn ihr euch jetzt mal den schwarzen Spalt anseht...«
Zwei, drei kichern.
»... Sauigel. Wenn ihr euch jetzt mal das Schwarze anseht, hat er eine Zwischenstation im März 99 in Wiesbaden gemacht und ist dann im Mai 2000 in den Kölner Raum gezogen, genauer gesagt nach Frechen, also zehn Monate bevor in Leverkusen der Mord begangen wird, in einer Distanz zu seinem Wohnort, die der in Amberg ähnlich ist. Im Juli 01, also vier Monate nach der Tat, ist er nach Eschweiler bei Aachen gezogen, und im Mai 02 in unseren Bereich. Es fällt natürlich auf, dass bis zu den Taten bei uns eine längere Zeit vergangen ist, aber vielleicht ist in der Zwischenzeit etwas passiert, was ihn abgehalten hat, oder, auch eine Möglichkeit bei einem Ablageort im Müll, es sind nicht alle Leichen gefunden worden.«
Sie sitzen da, schauen, rauchen, denken.
»Klingt sicherlich nicht schlecht, kann aber natürlich auch alles Zufall sein.«
»Richtig, Heinz, aber zusammen mit dem, was wir bisher haben, der VW-Transporter, das defekte Bremslicht, die fast identische Ersttat, dann... Ach ja, hab ich ganz vergessen, wir haben das Fahrtenbuch aus der Firma überprüft, und danach hat Michels am Tattag den VW zu einem Kunden südlich von Hamburg gefahren. Mark und Sebastian sind die Strecke abgefahren und sie ist ca. sechzig Kilometer kürzer, als im Fahrtenbuch ausgefüllt. Er ist also an dem Tag mit dem Auto noch woanders gewesen. Dieses Phänomen tritt an verschiedenen Tagen auf, wenn Michels gefahren ist, aber nach dem neunzehnten, dem Tag des Leichenfundes, nur noch einmal. Und dann gibt es da noch etwas, was wir vielleicht verfahrenstechnisch nicht nutzen können, was für mich persönlich aber schon eine große Bedeutung hat. In der Nähe des Leichenfundortes Kunz am Supermarkt hatte Ernst ja einen Schlafplatz eines Obdachlosen gefunden. Den haben wir mit Hilfe der Kollegen von S heute Mittag da aufgegriffen und angehört, Vernehmung konnte man das nicht nennen. Der Mann ist ziemlich durch den Wind, rutscht immer von einem Bewusstseinszustand in den anderen und redet unheimlich viel Müll. Aber eben nicht nur. Zwischendurch macht er klare Angaben zum Beispiel zu Lieferterminen am Supermarkt, und die stimmen, das habe ich heute überprüft. Und er hat sehr wahrscheinlich das Ablegen der Leiche beobachtet. Wir haben ihm dann das Foto von Michels gezeigt, und er hat nach meinem Gefühl schon etwas heftiger darauf reagiert.«
»Was hat er denn dazu gesagt?« Altenkamp.
»So darfst du dir das Gespräch nicht vorstellen.« Ernst mit Kopfschütteln, genervter Seufzer. »Ich weiß nicht, ob der schizophren oder paranoid ist, so genau kenne ich mich da nicht aus, der hat auf jeden Fall einen Riesennagel im Kopf. Der spricht auch in den klaren Phasen von sich nur in der dritten Person. Trotzdem, Konni hat es ja gesagt, hat der mit großer Wahrscheinlichkeit die Leichenablage gesehen. Aber eine klare Antwort, dass das der Mann war, kriegst du von dem nicht.«
»Na ja, das alles zusammen, und jetzt diese Auffälligkeiten in den Zeitabläufen...«
Wieder konzentriertes Schweigen.
»Außerdem«, Klöpper steht auf, kommt nach vorn, »noch Folgendes: Euer Exkollege von der OFA hatte die Idee - bisschen ungewöhnlich aber okay -, dass der Täter an den Opfern manipuliert. Ich hatte das in all den Jahren erst zweimal, aber unser Mann oder die Männer gehen sehr kontrolliert vor. Die Leichen sind fast ohne Spuren, ein Obduktionsbericht spricht sogar von der Möglichkeit, die Leichen könnten vor der Ablage gewaschen worden sein. Es ist ja auch nirgends Blut gefunden worden, und etwas hätte zumindest da sein müssen. Wir haben aber an zwei Leichen, an unserer in Leverkusen und an Kunz, Haare von Männern gefunden. Nach der Meinung des Kollegen der OFA könnten das drapierte Haare sein. Nun ist die Frage: Wie kommt man an ein zusammengehörendes Büschel Haare mit Schaft? Und da ist unser Zeitstrahl wieder interessant. Das erste Mal, dass dieses Phänomen aufgetreten ist, ist bei unserem Mord am 06. 03. 01. Zu dem Zeitpunkt hat Michels seit Juli 2000 die Buchhaltung in einem Bestattungsinstitut gemacht. Einer unserer Kollegen hat heute Nachmittag da
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