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Blutskizzen

Titel: Blutskizzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert Horst
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gesucht, fünfzehn Monate wegen gefährlicher Körperverletzung.«
    Zehn Minuten sind drin.
    Er sitzt gefesselt in Eddas Obhut.
    »Danke, Konni, ich habe Elternabend und bin eh schon zu spät.« Sie schultert ihre Tasche. rauscht ab.
    Er steht auf, kleiner, kräftiger Ringertyp. Jeans, schwarzer Lederblouson, Fokuhila-Frisur. Den muss man einfach überprüfen. Wie heißt er denn? Altenkamp zeigt auf Zeichen den Haftbefehl. Jean Claude Brauer. Nie gehört.
    Beim Fahrstuhlfahren suchen seine Augen den Boden ab.
    Im Gewahrsam Andrang. Vor dem Schreibtisch haben zwei Kollegen von der Wache einen Dicken mit Schnurrbart links und rechts gepackt, dahinter ein Streifenpärchen mit einer verlotterten Alten, Eidechsengesicht.
    »Pass auf, du Arschloch, deine Frau und deine Kinder kannst du vielleicht windelweich schlagen, hier läuft das Ganze genau andersrum, wenn du nicht ruhig bist, ist das klar?«
    Einer von den Gewahrsamsleuten kommt dazu, zieht dem Besoffenen den Gürtel aus der Hose, leert ihm die Taschen. Er wehrt sich mit behäbiger Kraft, stammelt Verwünschungen.
    »Dann eben so.« Sie schleppen ihn weg, den Arm Richtung Nackenwirbel gebogen.
    »Zelle acht, Jürgen!« Heinrich brüllt hinterher, macht eine Notiz.
    »Der nächste, bitte.«
    Die Alte wird von der Kollegin angeschoben, nicht zu sanft, geht widerwillig bis vor den Schreibtisch. Kein Wort, ein Blick wie Galle.
    »Tina!« Heinrich brüllt gern, Tina kommt aus dem Zellengang, bleibt neben Oma stehen, wuchtig, das Uniformhemd spannt über den Oberarmen.
    »Na, Großmütterchen, leg doch mal alles auf den Tisch, was in den Taschen ist.«
    Sie holt mit Leguanbewegungen einiges hervor, gibt ihm nicht die Ehre eines Wortes.
    »Gürtel?«
    Sie bewegt zweimal den Kopf hin und her, nicht zu viel. Tina durchsucht mit schnellen Bewegungen, jeder Griff sitzt. Alles in Ordnung. Heinrich nimmt die Einlieferungsanzeige.
    »Zelle sechs!« Hakt ab.
    Tina geleitet Oma nach hinten, das Pärchen geht Richtung Fahrstuhl. Die Kollegin bleibt nach ein paar Schritten stehen, dreht sich um.
    »Pass auf, Tina, das ist’ne ganz Linke. Vor ein paar Monaten hat die uns mal beim Transport in den Streifenwagen geschissen.«
    »Dann macht sie es bei mir auch wieder sauber, glaub es mir.« Tinas Stimme hallt, schon in der Zelle.
    »Ist ja richtig Andrang bei euch, Heinrich.« Altenkamp legt ihm den Haftbefehl hin.
    »Und heute wieder ganz erlesene Gesellschaft. Aber damit kennen wir uns ja aus«, ohne hochzusehen, er ordnet nebenbei eilig seinen Papierkram.
    »So«, Auge in Auge mit Jean Claude, nur der Schreibtisch dazwischen. »Alles, was in den Taschen ist, hier auf den Tisch. Gürtel raus, Schnürsenkel raus, oder die Schuhe vor der Zelle lassen. Aber das kennt unser Gast hier ja, wie ich das sehe.« Er tippt mit dem Zeigefinger auf den Haftbefehl.
    Jean Claude macht alles mit fatalistischer Routine.
    Tina und Jürgen kommen zurück, nehmen ihn in die Mitte, er trottet mit. Na also, es geht auch ruhiger. Noch was zu erledigen? Nichts mehr.
    »Schönen Feierabend, Heinrich.«
    »Euch auch. Unsere Ablösung müsste auch jeden Moment da sein.«
    Irgendwo trommelt einer gegen die Zellentür, brüllt lallend. Ein Riegel wird aufgeschoben, hart, metallisch.
    »Ich hab es dir gesagt, mein Freund, wenn du hier Randale machst, wird das’ne Scheißnacht für dich.«
    Das Letzte schon weit weg, die Fahrstuhltür schließt sich. Mit üblicher Gleichmäßigkeit arbeitet sich die Digitalanzeige durch die Etagen, sanftes Rütteln.
    »Und? Wie viele Kilos sind schon weg?«
    »Sieben.« Er schlägt sich auf den Bauch. »Ist aber leider alles eine Frage der Relation.«
    Sechs.
    Er geht vor, bedankt sich, verschwindet in seinem Büro. Die Tür fällt zu, dann Stille. Gibt es was Stilleres als einen Behördenflur in der Nacht? Die Stille riecht nach alkoholischer Sauberkeit, die Putzfrauen waren schon da.
    Im Büro läuft auf dem Bildschirm Starflight-Simulation. Einmal das Licht ausmachen. Gegenüber in der Bank sind die meisten Fenster noch hell. Innerhalb der nächsten drei Minuten geht irgendwo das Licht aus, die Digitalanzeige der Uhr zeigt 20.41.
    Fährt die echt mit dem jugendlichen Lachsack im Z 3 durch die Gegend. Vielleicht ist der sogar noch jünger als sie. Unanständig. Eine Stunde eher Feierabend machen, gestern, das wäre die Chance gewesen. Die beiden Glatzen kommen rein, machen Stunk mit den Schwarzen am Fenster. Ayse sagt was. Soll das Maul halten, Negerin. Sie geht auf die beiden zu

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