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Blutspiele

Blutspiele

Titel: Blutspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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nahefühlen? Was dachte er sich eigentlich? »›Wenn‹? Ich werde den Mörder finden, und Ihr Vater wird sich da raushalten. «
    »Das hoffe ich. «
    »Ich gehe jetzt. « Er hob die Hand, als sie zum Sprechen ansetzte. »Ich kann nicht hierbleiben und mit Ihnen Séancen abhalten. Ich muss arbeiten. «
    »Aber ich möchte Ihnen helfen. Das muss ich tun. «
    »Dann sagen Sie mir, wer es getan hat. Wissen Sie einen Namen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Er hat gesagt, er wäre mein Retter. Er hat gesagt, ich solle dankbar sein. Er sagte immer wieder: ›Geschenk zu Geschenk.‹«
    »Wie sah er aus?«
    Sie antwortete nicht.
    » Was hat er –«
    »Ich versuche mich zu erinnern. Ich hatte solche Angst … graue Augen, kurzgeschnittene dunkle Haare. Weiß an den Schläfen. Eine römische Nase, irgendwie hakenartig. «
    »Groß? Klein?«
    »Mittelgroß. Aber er war stämmig, stark, mit Armmuskeln wie ein Gewichtheber. «
    »Auto?«
    »Das habe ich nur kurz gesehen, als ich aufwachte. Es parkte am Waldrand. « Sie runzelte nachdenklich die Stirn. »Es war ein großer Wagen. In einer hellen Farbe. Ich glaube, es könnte ein Lincoln Town Car gewesen sein. «
    »Neu? Alt?«
    »Alt. Ich glaube nicht, dass die neuen Lincolns so groß sind. « Sie verzog schmerzlich das Gesicht. »Ich habe nur einen kurzen Blick darauf werfen können. « Sie schloss die Augen. »Und ich hatte solche Angst. «
    »Das verstehe ich. Aber Sie machen das prima. «
    »Danke. « Sie schlug die Augen wieder auf und bemühte sich um ein Lächeln. »Schließlich muss ich nett zu Ihnen sein. Sie sind hier in der Stadt offenbar meine einzige Hoffnung. «
    Joe verspürte wieder großes Mitgefühl. Sie war nicht viel jünger als seine Jane. Er hätte sie am liebsten in den Arm genommen und – ach verdammt, nicht einmal das konnte er tun.
    Ich bin so allein, hatte sie gesagt.
    »Ich muss jetzt gehen. Wenn ich noch weitere Fragen habe, komme ich wieder. «
    Sie nickte. »Ich weiß nicht, ob ich zu Ihnen kommen kann. Keine Ahnung, wie das funktioniert. Ich muss es ausprobieren. « Sie sah Megan an. »Sie hat keine Angst vor mir. Sie dürfen sie wieder mitbringen, wenn Sie wollen. «
    »Das hängt von ihr ab. Ich dachte, sie könnte helfen. «
    Er entfernte sich etwas, dann fragte er noch: »Das Messer. War daran irgendetwas Besonderes?«
    »Das Messer …« Sie biss sich auf die Unterlippe. »Ich fürchte mich, es –«
    »Das ist schon in Ordnung. Sie müssen sich nicht erinnern. «
    »Doch, das muss ich. Mein Herz hat so heftig geschlagen. Ich habe versucht, mich aus den Fesseln zu befreien. Er hob das Messer und zeigte es mir. Dann sagte er: ›Geschenk zu Geschenk‹ , und zog es über meine – Blut. Ich blute. Er hat einen Becher, und den drückt er mir an den Hals. Was hat er –«
    »Genug« , sagte Joe knapp. »Sie haben genug gesagt. «
    »Nein, Sie wollten wissen, wie es aussieht. Aber es ist schwer, weil es so weh tut. « Sie atmete heftig. »Es ist ein Dolch. Er sieht … im Schatten ganz schwarz aus. Auf dem Griff ist irgendetwas eingraviert. Ein Mann mit einem Messer. Ein Mann mit einem Kelch. Oder vielleicht bringe ich etwas durcheinander. Mein Blut ist … Ich werde immer schwächer …«
    »Hören Sie auf, Nancy Jo. Es reicht. «
    Schnelles Nicken. »Zu viel. Gehen Sie weg. Ich will nicht, dass Sie mich so sehen. Ich will nicht, dass jemand weiß, welche Angst er mir gemacht hat. Ich glaube, es hat ihm gefallen. «
    »Das könnte sein. Die meisten Serienmörder genießen das Gefühl der Macht. «
    »Das hört sich so technisch an. Wie aus dem Lehrbuch. Ein typischer Mörder. Aber er war nicht typisch« , sagte sie eindringlich. »Er war ein Monster und hat mein Blut getrunken. Gehen Sie weg und kommen Sie erst wieder, wenn Sie ihn gefunden haben. «
    »In Ordnung. Ich tue, was Sie sagen. « Er drehte sich um und ging zurück.
    »Ist das Gespräch vorbei?« Megan eilte ihm nach. »Wollen Sie mir sagen, worüber Sie gesprochen haben? Ich habe immer nur Ihre Seite gehört.«
    »Sie ist einsam. Sie will verhindern, dass ihr Vater auch noch zum Opfer wird, wenn er ihren Mörder verfolgt. Sie will sich an dem Scheißkerl rächen, der ihr die Kehle durchgeschnitten und ihr Blut getrunken hat.« Er marschierte schnell und bemühte sich, nicht zum Wald zurückzusehen. »Für ein totes Mädchen wirkt sie ganz schön lebendig und sehr menschlich. Sie ist nicht so abgebrüht wie Jane, aber ich könnte mir vorstellen, Jane wäre so wie Nancy Jo geworden,

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