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Blutspiele

Blutspiele

Titel: Blutspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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zugeben, dass ich erleichtert –«
    »Wage bloß nicht, mich zu verlassen. «
    »Ach du Scheiße.«
    Blonde Haare, rotes College-Sweatshirt, blaue Augen, die ihn anblitzten. Nancy Jo Norris stand am Waldrand, ihnen im Weg.
    »Was ist los?« Megan blickte Joe an.
    »Der Geist des Waldes.« Er musste witzeln, weil er wie zuvor Panik spürte. »Können Sie sie nicht sehen?«
    »Nein.« Wie Joe blickte sie auf die Stelle, wo Nancy Jo stand. »Nichts.«
    »Tu nicht so, als würdest du mich nicht wahrnehmen« , sagte Nancy Jo. »Natürlich kann sie mich nicht sehen. Niemand kann mich sehen. Nicht einmal Daddy. Ich habe immer wieder versucht, mit ihm zu reden, aber er hört und sieht mich nicht. Ich habe ihn angefasst, versucht, ihn zu umarmen, und er hat es gar nicht gemerkt. « Sie zwinkerte, um die Tränen zurückzuhalten. »Er war so traurig, und ich wollte ihm helfen, aber er konnte mich nicht fühlen. «
    »Ich kann Ihr Problem nicht lösen, Nancy Jo« , sagte Joe. »Ich weiß nichts darüber. « Er wandte sich an Megan. »Unternehmen Sie doch etwas. «
    Sie schüttelte den Kopf. »Sie ist Ihr Geist. Ich kann nicht einmal ein Echo hören. Sie müssen mit ihr klarkommen. «
    Nancy Jo sah Megan an. »Ist sie so eine Art Geisterjägerin? Haben Sie sie deshalb mitgebracht?« , fragte sie in bitterem Tonfall. »Ich habe Fernsehsendungen über Geisterjäger gesehen. Meine Mitbewohnerin Chelsea und ich haben uns immer darüber lustig gemacht. «
    »Ich auch« , meinte Joe. »Jetzt lache ich nicht mehr. «
    »Ich auch nicht« , sagte Nancy Jo. »Es wäre mir egal, ob sie eine Geisterjägerin ist oder nicht. Ich wünschte, sie könnte mich sehen. Ich bin so allein. «
    »Warum sind Sie immer noch hier? Gibt es da nicht irgendein Licht oder so etwas, auf das Sie zugehen sollten?«
    Du lieber Himmel, hörte er sich albern an. Aber wie zum Teufel redete man mit einem Geist?
    »Ich weiß nicht. Die da sagen mir immer, ich solle gehen, und dass alles in Ordnung wäre, wenn ich erst einmal losgelaufen wäre. «
    »Wer sind ›die da‹?«
    »Ich weiß nicht. Ich darf nicht auf sie hören. Ich muss hierbleiben. Das hätte nicht passieren sollen. Ich wollte leben. Er hatte kein Recht, mir das wegzunehmen. « Sie erschauderte. »Wissen Sie, was er getan hat? Er hat mein Blut getrunken. Mein Blut ist in ihm und ernährt ihn. Diesen Gedanken kann ich nicht ertragen. Das macht mich so wütend. Er sollte nicht am Leben sein, wenn ich tot bin. «
    »Hören Sie, wenn Ihnen das hilft: Ich verspreche Ihnen, dass ich den Scheißkerl fassen werde. «
    »Das glaube ich Ihnen nicht. Sie wollen nur, dass ich weggehe. Und ich gehe nicht weg. «
    »Ich bin Polizist. Es ist mein Job, denjenigen zu finden, der Sie getötet hat. Es spielt keine Rolle, ob Sie weggehen oder nicht. Ich muss trotzdem meine Arbeit machen. «
    Sie betrachtete sein Gesicht ganz genau. »Ich glaube auch nicht, dass Sie mich anlügen. Aber ich muss sichergehen, dass er nicht mehr lebt. Er hat mein Blut gestohlen. Er hat mein Leben gestohlen. «
    »Ich kann nicht mehr tun, als Ihnen mein Wort zu geben. Gehen Sie und tun Sie, was ›die da‹ sagen, und lassen Sie mich meine Arbeit erledigen. «
    »Sie sind sauer auf mich. «
    »Aber ja, zum Teufel. Sie tun mir leid, ich will Ihnen helfen, aber Sie machen mir das Leben ganz schön schwer. Ja, ich bin sauer auf Sie. «
    »Vermutlich ist das besser, als wenn Sie sich vor mir fürchten würden. Normalerweise haben die Leute Angst vor Gespenstern. «
    »Die hatte ich kurzzeitig auch. «
    »Das ist schrecklich. « Trotzig fügte sie hinzu: »Aber da Sie offenbar der Einzige sind, der mich sehen oder hören kann, werden Sie mich wohl nicht los. «
    »Das kommt nicht in Frage. «
    »Sie müssen mir helfen. « Sie sprach so eindringlich, dass ihre Stimme zitterte. »Ich kann das nicht selbst machen, sonst würde ich es tun. « Sie zögerte, dann meinte sie: »Mein Vater ist wütend. Wenn Sie das Monster nicht finden, dann macht sich Daddy selbst auf die Suche. Woher soll ich wissen, dass der Kerl nicht auch noch meinen Vater umbringt?«
    Was sollte er dazu sagen? dachte Joe frustriert. Er konnte argumentieren, dass sie die Rache ihm überlassen sollte, aber was war mit dem Schutz desjenigen, den sie liebte? Dieses Motiv konnte er voll und ganz verstehen. Eve zu schützen und für sie zu sorgen war in all den Jahren seine entscheidende Triebfeder gewesen. Mit jedem Wort, das sie sagte, fühlte er sich Nancy Jo näher.
    Sich einem Gespenst

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