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Blutspiele

Blutspiele

Titel: Blutspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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sie ist meine Freundin. Sie wird alles tun, was in ihrer Macht steht.«
    »Wie ich es hasse, auf Sie oder Renata oder sonst jemanden angewiesen zu sein.« Er klang sehr frustriert. »Ich will das alles nicht. Ich klammere mich an Strohhalme. Eigentlich möchte ich mit Ihrem ganzen faulen Zauber nichts zu tun haben.«
    »Dann lassen Sie es. Gehen Sie zum Psychiater. Ich bin sicher, dass er Ihnen verspricht, nach ein paar hundert Sitzungen würden Sie keine Gespenster mehr sehen. Oder vielleicht können Sie einfach lernen, sie nicht mehr zu beachten.«
    Er schwieg. »Glauben Sie, dass sie bloße Imagination sind?«
    »Nein, ich glaube, für Imagination sind Sie viel zu stur.« Sie verzog das Gesicht. »Ich glaube, dass ich das bei Ihnen ausgelöst habe.«
    Voller Abscheu schüttelte er den Kopf. »Wie weit ist es mit mir gekommen, wenn ich über solche Aussagen erleichtert bin.«
    Sie erhob sich. »Ich werde Renata anrufen. Um Ihnen zu sagen, was Sie tun sollen, brauche ich jemanden, der sehr viel mehr Ahnung von der Sache hat als ich. Ich wüsste nicht einmal, wo ich anfangen sollte.«
    »Das kann ich Ihnen sagen«, erklärte Joe. »Ich möchte, dass Sie mich zum Allatoona begleiten.«
    Ihre Augen wurden groß. »Warum?«
    »Ich möchte wissen, ob Sie Nancy Jo Norris hören können und was sie Ihnen über die Ereignisse erzählt. Solange ich genaue Informationen vom Opfer selbst bekommen kann, will ich das auch nutzen.«
    »Sehr professionell. Ist das alles?«
    »Nein.« Er zögerte, dann stieß er hervor: »Dieser Irrsinn macht mir eine Heidenangst. Ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll. Ich will jemanden bei mir haben.«

5
    B eim Tatort am Allatoona-See zückte Joe seine Polizeimarke, um sich gegenüber dem wachhabenden Polizisten auszuweisen. »Wir schauen uns nur ein wenig um. Es dauert nicht lange.« Er bedeutete Megan, sie solle schon vorausgehen. »Ich sehe, dass das Fernsehen noch immer da ist.«
    Der Polizist nickte. »Sie hoffen auf weitere Bilder von Senator Norris. Das war vielleicht ein Zirkus hier vor ein paar Stunden. Sie haben ihn umschwirrt wie die Bienen den Honig.«
    Kein guter Vergleich. An Ed Norris war nichts Süßes. Seine Bitternis hatte ihn so scharf gemacht wie eine Machete. Aber wer wollte ihm das vorwerfen?
    Joe holte Megan ein. Er deutete auf den Kreideumriss. »Hier haben wir sie gefunden.«
    »Ich glaube, das ist nicht der Ort, an dem er sie getötet hat«, sagte Megan. »Es fühlt sich … nicht richtig an.«
    »Warum? Können Sie etwas hören?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Gar nichts. Es stimmt nur nicht. Wo haben Sie sie gesehen?«
    »Bei diesen Bäumen da drüben. In der Dämmerung.«
    Jetzt war es dunkel, und die Schatten der Bäume ließen die Dunkelheit schwer und abschreckend wirken.
    »Traurig. Sie ist so traurig«, murmelte Megan. »Sie versteht allmählich.«
    Joe drehte sich zu ihr um. »Echos?«
    »Nein. Ja. Ich weiß nicht. Irgendetwas anderes.« Sie ging auf die Bäume zu. »Ich glaube, dort ist sie gestorben. Nicht hier am See. Kann das sein?«
    »Ja, wir werden es wissen, sobald wir den Autopsiebericht bekommen.« Er folgte ihr in die Dunkelheit.
    Er spürte die wachsende Anspannung. Wie dämlich. Er starrte geradeaus und fürchtete sich, nach rechts oder links zu schauen. Fürchtete sich vor dem, was er sehen könnte.
    »Wir vermuten einen Ritualmord«, sagte er. »Es könnte sein, dass der Scheißkerl sie umgebracht und dann ausgezogen und für die Zeremonie ans Ufer getragen hat.«
    »Ich denke, so ist es wohl gewesen.« Megans Blick schweifte am Wald entlang. »Hier ist … Angst.«
    »Warum können Sie sie dann nicht hören?«
    »Ich weiß nicht. Vielleicht will ich sie nicht hören. Oder ich bin noch immer betäubt von den Stimmen der Kinder auf der Sumpfinsel. Vielleicht stehen sie dazwischen.«
    »Das sind ganz schön viele Vielleichts.«
    »Ich gebe mein Bestes.« Sie sah ihn an. »Sie haben mich gebeten, mitzukommen, aber ich bin wohl keine große Hilfe.«
    »Nein. Ich wollte, dass Sie sie hören. Ich wollte von Ihnen eine kundige Offenbarung, die beweist, dass ich nicht völlig durchgeknallt bin.« Er zuckte mit den Schultern. »Aber Sie haben das Zweitbeste getan. Sie ist nicht aufgetaucht. Vielleicht haben Sie sie vertrieben. Das ist auch schon viel wert.«
    »Dann können wir jetzt gehen? Diese Traurigkeit erdrückt mich.«
    »Das können wir wohl.« Er sah sich noch einmal um, dann wandte er sich zum Gehen. »Um die Wahrheit zu sagen, ich muss

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