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Blutspiele

Blutspiele

Titel: Blutspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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wenn sie nicht auf der Straße aufgewachsen wäre. Die gleiche Entschlossenheit, das gleiche freundliche Wesen.«
    Megan schwieg, bis sie das Auto erreicht hatten. »Dann sind Sie jetzt davon überzeugt, dass sie keine Einbildung ist?«
    »Du lieber Himmel, nein. Ich weiß nicht, ob ich das jemals wirklich glauben kann. Aber ich arbeite mit dieser Annahme, weil ich sonst nichts in Händen habe. Ich habe beschlossen, dass ich mich weigere, mich für verrückt zu halten, und damit bleibt nur die Alternative, diese verdammte Sache, die mir da passiert, zu akzeptieren und sie zu nutzen.«
    »Sie sind ein beeindruckender Mann, Joe Quinn«, sagte Megan leise. »Wahrscheinlich gibt es nicht viele Leute, die das so gut wegstecken würden.« Nach einer Pause fuhr sie fort: »Es tut mir leid, Joe. Ich habe mein Bestes gegeben, niemandem zu schaden.«
    »Ihr Bestes war nicht gut genug.« Er hielt ihr die Autotür auf. »Aber Sie können mich dafür entschädigen. Ich habe keine blasse Ahnung von diesem Geisterkram.« Er schüttelte ratlos den Kopf. »Wer zum Teufel weiß etwas darüber? Vielleicht Ihre Freundin Renata?«
    »Als ich mit ihr telefoniert habe, hat sie gesagt, sie schaut nach und meldet sich wieder bei mir.«
    »Dann soll sie sich bitte schnell melden. Ich habe eine Menge Fragen.«
    »Vielleicht müssen Sie die Antworten selbst finden. Schließlich sind Sie derjenige, der mit Nancy Jo reden kann.«
    »Damit werde ich mich nicht abfinden. Nancy Jo scheint sich nicht viel besser auszukennen als ich.« Er schob sich auf den Fahrersitz und ließ den Wagen an. »Und eine der Fragen ist, warum Sie kein Echo hören können.«
    »Darüber habe ich nachgedacht«, sagte Megan. »Echos tönen in leeren Räumen. Vielleicht gibt es erst dann Echos, wenn der Geist weitergewandert ist und den Ort, wo der Tod eintrat, verlassen hat. Nancy Jo weigert sich, irgendwohin zu gehen, daher hinterlässt sie kein bleibendes Echo.«
    Joe schwieg einen Moment. »Was ist mit Bonnie? Sie haben gesagt, auf der Insel haben Sie kein Echo von Bonnie gehört. Könnte es sein, dass sie doch auf der Insel getötet wurde, und Sie können kein Echo hören, weil sie sich weigert, fortzugehen?«
    »Das ist möglich. Ich hoffe es. Dann würde ich mich nicht so schuldig fühlen, weil ich nicht tue, was Eve möglicherweise von mir verlangen wird.« Sie sah ihn an. »Sie müssen mit Eve darüber sprechen, dass Sie Bonnie sehen.«
    »Glauben Sie, das weiß ich nicht?« Seine Hände am Lenkrad verkrampften sich. »Aber jetzt noch nicht. Bonnie ist der Mittelpunkt von Eves Welt. Alles dreht sich um sie. Ich muss diesen Mist erst in den Griff bekommen, ehe ich sie einweihen kann. Das könnte sonst ein Stich ins Wespennest werden.«
    Megan nickte. »Ich verstehe, dass Sie zögern. Sie sollten auch sehr vorsichtig sein, auf welche Weise Sie Eve eröffnen, dass Sie ihre Tochter sehen.« Dann schaute sie wieder aus dem Fenster. »Ich werde mich darum kümmern, dass Sie alle notwendigen Informationen erhalten. Ich komme, wann immer Sie mich rufen. Aber Eve ist meine Freundin, und ich kann nicht zulassen, dass Sie das allzu lange vor ihr geheim halten. Sie macht sich Sorgen, und das ist nicht fair.«
    »Ich habe nichts anderes erwartet.« Sein Tonfall wurde schärfer: »Aber eins sind Sie mir schuldig, Megan. Lassen Sie es mich auf meine Weise machen.«
    »Ich werde mir Mühe geben. Aber von Nancy Jo sollten Sie ihr sofort erzählen.«
    »Dann besorgen Sie mir Informationen, damit ich nicht wie ein kompletter Idiot wirke«, erklärte Joe sarkastisch. »Ich vermute, Sie stimmen mir zu, dass sie sich auch ein paar Sorgen machen würde, wenn sie annehmen muss, dass ich durchgeknallt bin.«
    »Ich rufe Renata an, sobald ich zu Hause bin.«
    »Und ich werde Ihnen alles sagen, was mir Nancy Jo über ihren Tod berichtet hat. Ich werde sogar eine ungefähre Zeichnung von dem Kelch anfertigen, den der Killer bei seinem Ritual verwendet hat. Die können Sie Ihrer Freundin Renata nach München faxen.«
    Sie nickte. »Ich weiß nicht, ob es viel helfen wird, aber schaden kann es nichts.« Sie schwieg, dann sagte sie noch einmal: »Erzählen Sie Eve von Bonnie, Joe.«
    »Ich werde tun, was ich für das Beste halte. Und da Sie sich an der Sache beteiligen wollen, können Sie noch einen weiteren Telefonanruf erledigen, während ich zurück an den See fahre. Rufen Sie Eve an und bereiten Sie sie auf mich vor. Sagen Sie ihr, dass ich dank Ihnen eine neue Seelenfreundin namens Nancy Jo

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