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Blutspur des Todes

Blutspur des Todes

Titel: Blutspur des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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weniger als fünftausend Meilen runter. Und die Scheiben sind getönt. Da kann keiner reingucken, wenn er sich nicht gerade die Nase an der Scheibe platt drückt.«
    Sie musste zugeben, der Wagen sah brandneu aus. Sicher hatte er ihn wieder vom Parkplatz eines Händlers geklaut, obwohl er ein reguläres Kennzeichen trug. Das hatte Charlie sich wahrscheinlich auf dem Langzeitparkplatz am Flughafen oder auf einem der Apartmenthaus-Parkplätze im Westen der Stadt besorgt, wo man den Verlust erst nach einigen Tagen oder sogar Wochen bemerken würde. Der Junge war richtig gut. Fix und effizient. Aber auch berechenbar. Sie versuchte ihm immer einzuhämmern, dass es die kleinen, scheinbar harmlosen Fehler waren, die einem den Kopf kosten konnten.
    Ein Strafzettel wegen Geschwindigkeitsüberschreitung, unbezahlte Steuern oder eben ein gestohlener Saturn zu viel.
    »Wo ist Jared?« fragte sie. »Ich dachte, ihr würdet zusammen kommen?«
    »Er musste noch etwas erledigen. Wir gabeln ihn unterwegs auf. Du solltest auch einen Overall anziehen.« Charlie stand da, kratzte sich lässig zwischen den Beinen und musterte seine Mutter, die Jeans und ein T-Shirt trug.
    »Es ist viel zu heiß für so ein Scheißding. Außerdem bleibe ich ja im Auto. Du hast selbst gesagt, dass mich hinter dem Steuer niemand sehen kann.«
    Das schien ihn allerdings nicht zu überzeugen. Sie zog sich die Baseballkappe tiefer in die Stirn und setzte eine dunkle Sonnenbrille auf. »Na, besser?«
    »Okay«, murmelte er, aber wohl eher, weil er sich nicht mit seiner Mutter streiten wollte. Nicht heute. »Kann ich mir was zu essen mitnehmen?« Er ging in die Küche, ohne auf eine Antwort zu warten, öffnete den Kühlschrank und inspizierte dessen Inhalt.
    »Mein Gott, Charlie! Wir wollen eine Bank ausrauben und nicht zu einem Picknick!«
    »Ich mache mir bloß ein Sandwich«, erwiderte er, ohne sie anzusehen, schmierte eine dicke Schicht Miracle Whip auf das Weißbrot und belegte es dann mit einem imposanten Stapel aus Truthahnbrust- und Käsescheiben. »Hast du Chips?«
    Da war es wieder, dieses schiefe Grinsen, das es ihr so schwer machte, ihm etwas abzuschlagen. Er war jetzt über eins achtzig groß, und trotzdem sah sie in ihm immer noch ihr Baby. Sie schaute im Vorratsschrank nach, fand eine Tüte Ruffles und warf sie ihm zu. Dann überlegte sie, ob sie auch noch kalte Cola hatte, die sie mitnehmen konnten.

12. Kapitel
    15.15 Uhr
Peony Park Supermarkt
    Grace Wenninghoff zog missbilligend die Nase kraus, als Emily die Packung mit den kleinen Minikuchen in ihren Einkaufswagen plumpsen ließ.
    »Emily …«
    »Aber die sind so lecker! Und du hast gesagt …«
    »Ich habe gesagt, nur, wenn wir auch Obst kaufen und du es dann auch isst. Versprochen, Schatz?«
    Sie deutete auf die Obst- und Gemüseabteilung und erwartete Protest. Denn sie wusste selbst, dass Emily eine Belohnung verdient hatte. Die Kleine hatte ihren Umzug quer durch die Stadt tapfer ertragen, und jetzt musste sie auch noch fünf Tage auf ihren Dad verzichten.
    Grace hatte das Büro heute früher verlassen und Emily bei ihrer Großmutter Wenny abgeholt, damit sie ein wenig Zeit miteinander verbringen konnten. Seit dem Umzug hatten sie dazu wenig Gelegenheit gehabt. Vielleicht hatte sie selbst eine Pause von der üblichen Routine und dem Stress sogar nötiger als Emily. Die hatte ihre Sachen in einem Rutsch selbst ausgepackt, sich aus den Kisten in ihrem Zimmer ein Fort gebaut und die antike Kommode und den Spiegel des Vorbesitzers mit Bildern von Disneyfiguren dekoriert. Sie hatte sich sogar eine neue imaginäre Freundin ausgedacht, mit der sie ihre Abenteuer teilte.
    »Bitsy mag die Minikuchen auch«, erklärte Emily, als habe sie die Gedanken ihrer Mutter erraten.
    Zunächst war Grace etwas besorgt darüber gewesen, dass Emily zu einer Freundin Zuflucht nahm, die gar nicht existierte. Ihr kam das seltsam vor, und sie fragte sich, ob vielleicht die Gefahr bestand, Emily könne die Fähigkeit verlieren, Freundschaften mit realen Kindern zu schließen, wenn sie sich so intensiv mit einer Fantasiefigur beschäftigte, die natürlich alles tat und sagte, was sie wollte. Vince hatte sie jedoch davon überzeugt, dass sich viele Kinder Spielgefährten ausdachten, dass das für eine Vierjährige ganz normal sei und einfach zum Aufwachsen gehöre. Sie selbst war allerdings ohne ausgekommen. Und sie wollte sich gar nicht ausmalen, wie Wenny reagieren würde, wenn Emily ihr von ihrer unsichtbaren

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