Blutspur des Todes
letzte Wort war, das er mit ihm in Verbindung brachte. Es war eine solche Ironie, dass er sich fragte, ob Barnett den Ort bewusst gewählt hatte.
»Sorgen Sie dafür, dass das Geld bis heute Nachmittag um zwei da ist.«
»Bis zwei? Wie soll ich das denn schaffen?«
»Wenn Sie jemanden wie mich aus dem Gefängnis holen können, dann werden Sie ja wohl auch das hinkriegen. Lassen Sie sich was einfallen.«
»Okay, ich kann es wahrscheinlich telegrafisch anweisen. Dann brauchen Sie aber Ihren Ausweis, um es abzuholen.«
»Überweisen Sie es an Charlie Starks. Und versauen Sie es ja nicht, Kramer. Ich habe die Nase langsam verdammt voll davon, dass ständig alles in die Hose geht.«
Das musste
er
gerade sagen. Max hatte die Nase schon lange voll von Barnett. Schließlich hatte er ihn in diese vertrackte Lage gebracht. Wenn er sich an seinen Plan gehalten hätte, wäre das ganze Fiasko nicht passiert. Doch er verzichtete lieber darauf, ihm das an den Kopf zu werfen. »Ich werde zusehen, dass es um zwei da ist.«
»Sehen Sie nicht bloß zu, sorgen Sie dafür! Und versuchen Sie ja nicht, mich reinzulegen, sonst gehen Sie mit mir unter. Haben Sie das kapiert, Kramer?«
»Keine Sorge, das Geld wird da sein.«
Barnett legte auf, ohne noch etwas zu sagen. Max schwang sich mit dem Sessel herum und schaltete den Laptop auf seinem Schreibtisch ein. Den Namen des Truckstop fand er vermutlich im Internet, und das Geld konnte er sicher online anweisen. Die Kontonummer seiner Frau kannte er auswendig.
Während er auf die Internetverbindung wartete, gab er eine Nummer in sein Handy ein.
Sie meldete sich nach dem dritten Klingeln. »Grace Wenninghoff.«
»Hier ist Max Kramer. Ich glaube, es ist meine Pflicht, Ihnen etwas zu erzählen.«
Ja, meine Pflicht, dachte er. Wer sollte ihm denn vorwerfen, dass er einen Mandanten verpfiff, der offenbar völlig durchgedreht und im Tötungsrausch war. Niemand würde ihm das anlasten. Vielleicht würde er am Ende sogar wieder einmal als Held dastehen.
63. Kapitel
9.20 Uhr
Comfort Inn
Melanie hatte das Gefühl, das alles nicht mehr auszuhalten.
Wo zum Teufel blieb Jared bloß so lange? Sie lief immer noch in ihrem Zimmer auf und ab und rieb sich die schwitzenden Handflächen an den Jeans trocken. Sie wollte nicht an das Baby mit den verschlafenen Augen und runden Wangen denken. Nein, Jared konnte das nicht tun, so etwas würde er nicht machen.
Sie hörte, wie draußen eine Autotür zugeschlagen wurde, doch anstatt ans Fenster zu gehen und nachzusehen, blieb sie wie erstarrt stehen. Charlie hatte das Geräusch ebenfalls gehört und sah zu ihr herüber. Auch Kane schien auf eine Reaktion von ihr zu warten. Was glaubten die beiden denn, was sie jetzt tun sollte? Schließlich war sie es doch nicht gewesen, die sie in diese vertrackte Lage gebracht hatte. Das alles war doch nicht ihre Schuld!
Als die Tür aufging und Jared in das Zimmer trat, sah Melanie ihm prüfend in die Augen und ließ ihren Blick dann über sein Gesicht hinab zu seinen Händen wandern. Aber wonach suchte sie eigentlich? Nach Erde von einem versteckten Grab, das er irgendwo ausgehoben hatte, an seinen Fingern? Nach Blutspritzern auf seinem Hemd noch mehr verdammtes Blut?
»Wir müssen hier weg!« sagte Jared. Als er sah, dass sich niemand regte, griff er nach Charlies Rucksack und warf ihn dem Jungen zu. »Gehen wir. Jetzt gleich.«
»Was ist denn los, Jared?« fragte sie. Natürlich wollte sie wissen, was er mit dem Baby gemacht hatte, wollte ihn in Kanes Beisein jedoch nicht direkt danach fragen. Sie fuhr sich mit den Fingern durchs Haar und merkte, dass sie zitterte.
»Ich habe mich um alles gekümmert«, antwortete Jared, als hätte er gerade etwas ganz Alltägliches wie das Hinaustragen des Abfalls erledigt. »Und wir haben ein neues Auto. Die Kennzeichen habe ich auch schon ausgetauscht. Also los, machen wir, dass wir hier wegkommen.«
Als die beiden noch immer keine Reaktion zeigten, setzte er ein Lächeln auf: »Ich habe uns bei McDonald's Frühstück geholt. Die Sachen sind im Wagen. Also macht schon, gehen wir. Ich will noch bei Tageslicht über die Grenze nach Colorado.«
Charlie schaltete den Fernseher aus, warf sich den Rucksack über die Schulter und verschwand durch die Tür.
Die Ankündigung, dass es etwas zu essen gab, war noch immer die beste Methode, ihn in Bewegung zu setzen. Sie ging ins Bad, um nachzusehen, ob sie etwas vergessen hatte.
Als sie wieder herauskam, stellte sie fest, dass
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