Blutstein
geliehen und bei Morner Art den Job als Kameramann und Regisseur
angenommen. Und er hatte sich ausgezeichnet in der lieblosen Welt zurechtgefunden,
die sein Vater tagtäglich erschaffen hatte.
Thomas war der Sohn geworden, der Per für Jerry nicht hatte sein
wollen. Aber am Ende dieser Beziehung hatten Brandstiftung und Vatermord
gestanden.
Jerry war beerdigt, aber seine Enkelin Nilla war auf dem Weg der
Besserung und hatte ein langes Leben vor sich – Per konnte und wollte an diesem
sonnigen Tag an nichts anderes denken.
»Wie geht es Ihnen denn?«, fragte Gerlof plötzlich. »Haben Sie
wieder angefangen zu arbeiten?«
Er schüttelte den Kopf.
»Nein, ich bin arbeitslos.«
»Ach, wirklich? Haben Sie mit ihren Marktanalysen aufgehört?«
»Mir wurde gekündigt. Sie haben mir unterstellt, ich hätte Ergebnisse
gefälscht.«
Per sah hinüber zu Vendelas Villa, er wusste, dass sie zu Hause war.
Er hatte sie nicht mehr gesehen, seit sie vor einer Woche aus dem Krankenhaus
entlassen worden war. Ihre Tochter war offensichtlich zu Besuch gewesen, und er
hatte ein paarmal beobachtet, wie Vendela mit ihrem neuen Hund aus dem Haus
kam. Einem Terrier.
Kurdins Haus war verriegelt. Per hatte sie seit dem Abend vor der
Walpurgisnacht nicht mehr gesehen, aber sie würden wahrscheinlich Mittsommer
wieder auf Öland verbringen.
Und Max Larsson? Sein Kochbuch sollte erst im August erscheinen,
aber er rührte schon ordentlich die Werbetrommel. Per hatte ihn häufiger in
Talkshows gesehen, wo er ausführlich über sein Ernährungskonzept gesprochen hatte
– aber am Steinbruch hatte er sich schon lange nicht mehr gezeigt. Vendela und
er hatten sich anscheinend endgültig getrennt.
John Hagman stand unten im Steinbruch, rief und winkte mit den
Armen.
»Was ist denn?«, rief Per zurück. »Habt ihr Knochen gefunden?«
»Das sind Steine!«, antwortete John.
»Steine?«
»Ja, geschliffene Steine. Wollt ihr euch die mal ansehen?«
»Gerne.«
John und Jesper bückten sich über das Loch, das sie gegraben hatten,
und sammelten kleinere Steine ein. Per sah, dass sie rot waren und anders
aussahen als die üblichen Schrottsteine.
John legte etwa zehn von ihnen in seine Schubkarre und machte sich
auf den Weg zur Felskante.
Gerlof reckte den Hals.
»Sieht ja aus wie von einer Skulptur, wie ein zerstörtes Kunstwerk.«
Per kniete sich hin und zog die Schubkarre hoch. Die Steine waren so
glatt und weich wie Marmor.
»Nehmen Sie das hier«, sagte Gerlof und reichte Per seine Decke, die
auf seinem Schoß gelegen hatte.
Per breitete die Steine auf der Decke aus. Einige schienen
zusammenzupassen, er schob sie wie ein Puzzle hin und her, um zu erkennen, was
sie darstellen sollten.
»Soll das ein Obelisk sein?«
Gerlof schüttelte den Kopf.
»Das ist eine Rakete, eine Raumfähre!«
Da erkannte auch Per, wie die Teile zusammengehörten. Ein rundlicher
Körper und zwei Flügel, darüber eine etwas spitzere Nase. Alle Teile waren
sorgfältig geschliffen und poliert. Er hob eines hoch und zeigte es Gerlof.
»Dann hat Henry Fors also eine Rakete gebaut? Damit hat er sich
jeden Tag beschäftigt?«
»Sieht so aus.«
»Warum bloß?«
»Er hatte zum Schluss keine Arbeit mehr. Die Kunden blieben aus.
Aber als er kurz vor der Fertigstellung seiner Rakete war, kam sein Sohn und
hat ihm sein ganzes Werk zerstört.«
»Ach, hat er das? Woher wissen Sie das?«
»Ich habe es gelesen.«
Vorsichtig legte Per den Stein zurück auf die Decke.
»Sollen wir weitermachen?«, rief John von unten.
Gerlof winkte ab.
»Mir genügt das, John. Aber Henry Fors’ Sohn liegt vermutlich
irgendwo dort unten vergraben.«
»Wenn er nicht in die Alvar zu den Elfen geflohen ist«, sagte Per
und musste an den Jungen denken, den er am Elfenstein getroffen hatte.
»Ja, vielleicht«, sagte Gerlof. »Lassen wir ihn in Frieden ruhen,
man muss nicht alle Rätsel lösen.«
Per schloss die Augen und spürte die Wärme der Sonne, die von den
Steinen reflektiert wurde.
Dann legte er die letzten Verträge in die Glut, auch Reginas. Er
ging wie alle anderen in Flammen auf.
Als das Feuer langsam erstarb, hob er einen der geschliffenen Steine
auf und wandte sich an Gerlof und Nilla. »Ich bringe den eben rüber zu Vendela
Larsson.«
»Dann hätte ich auch noch etwas für sie«, sagte Gerlof und winkte
mit einem großen weißen Umschlag, der auf seinem Schoß gelegen hatte.
Als Per ihn
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