Blutstrafe - Thriller
sondern sein Bruder. Wir hatten irgendwie die Reihenfolge vertauscht. Es handelte sich nicht um einen Mörder, der sich selbst umgebracht, sondern um einen Selbstmörder, der einen Mörder zu dessen Taten inspiriert hatte. » Dann war das Zeug, das Sie über die Gesellschaft geschrieben haben, alles Quatsch?«
» An die meisten meiner Leitlinien glaube ich. Aber damit wollte ich nur meine Spur verwischen. Es standen eine Menge Leute auf der Liste. Ich brauchte Zeit. Ich musste Sie im Glauben lassen, dass ich meine Opfer zufällig auswählte. Es funktionierte, bis Sie sich zwischen mich und die letzten beiden Opfer stellten, die auf dem Abschiedsbrief meines Bruders stehen.«
Er bedeutete mir mit der Waffe aufzustehen.
» Was mich daran erinnert, warum ich hier bin, Mikey. Sie wollten verhindern, dass ich Ericas Eltern umbringe. Das müssen Sie wiedergutmachen. Zum Glück habe ich einen Ersatzplan, bei dem Sie mir helfen werden. Also trinken Sie das Bier aus. Die Kneipe schließt. Wir haben eine kleine Fahrt vor uns.«
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Gott sei Dank, war mein erster Gedanke. Wenn wir von hier verschwinden, wird meine Familie in Sicherheit sein. Mehr wollte ich nicht. Mit vorgehaltener Waffe führte er mich aus der Küche zurück ins Wohnzimmer. Dort allerdings riss er mit seiner freien Hand Chrissy nach oben, die in ihrem Barbie-Schlafanzug auf dem Sofa saß.
» Nein!«, rief ich, konnte mich aber aus Angst, dass er schießen würde, davon abhalten, ihn anzuspringen.
Es war Eddie, der sich nicht zurückhalten konnte. » Lass sie los!«, schrie er und versuchte, sich an Meyer zu klammern, flog aber wie eine Puppe zurück aufs Sofa, als Meyer ihm sein Knie in den Bauch rammte.
» Passen Sie auf Ihre Hosenscheißer auf, Bennett, sonst werde ich das tun«, schnauzte Meyer mich an.
» Kinder, bleibt, wo ihr seid«, befahl ich ihnen und wandte mich wieder zu Meyer. » Bleiben Sie ganz ruhig, Bill. Ich habe doch schon gesagt, dass ich Ihnen helfe. Das Mädchen brauchen wir nicht mitzunehmen. Abgesehen davon ist sie krank.«
» Ihr Zustand wird sich noch erheblich verschlimmern, wenn Sie nicht tun, was ich sage. Das gilt für euch alle. Wenn ein Polizeifahrzeug auch nur in meine Sichtweite kommt, werden morgen früh zwei Familienmitglieder weniger am Frühstückstisch sitzen.« Mit meinem sich windenden kleinen Mädchen unter dem Arm winkte er mich mit seiner Waffe ins Wohnzimmer zurück. » Los jetzt, Mike. Wir nehmen den Lastenaufzug.«
Ich zögerte einen winzigen Augenblick, als wir am Messerblock vorbeikamen, ging aber weiter.
» Kluge Entscheidung, Kumpel«, lobte Meyer und drückte mir den Pistolenlauf ans Ohr. » Ich wusste, wir beide würden uns verstehen.«
Wir verließen das Gebäude auf der 95th Street. Keine Menschenseele war zu sehen, als er mich zu meinem Wagen führte. Dort musste ich mich hinters Lenkrad setzen, er nahm Chrissy mit sich auf den Rücksitz.
» Sie hat keinen Sicherheitsgurt, Mikey, ich an Ihrer Stelle würde also vorsichtig fahren. Richtung Broadway und nach Norden. Und tun Sie mir einen Gefallen und schalten Sie den Polizeifunk ein.«
Wir fuhren Richtung Washington Heights.
» Hier nach links«, wies er mich an der Ecke zur 168th Street an. Über den Häuserspitzen erkannte ich den stählernen Gitterturm der George Washington Bridge.
» Jetzt nehmen Sie die Auffahrt stadtauswärts«, raunte Meyer in mein Ohr. » Wir überqueren die Brücke.«
Warum fuhren wir Richtung Jersey? Auf keinen Fall, um billig zu tanken. Gehörte dies zu seinem Fluchtplan? Es war unmöglich, aus diesem kranken Hirn schlau zu werden.
Ich schaffte es, mit Chrissy im Rückspiegel Augenkontakt herzustellen. Sie wirkte verängstigt, hatte sich aber äußerlich so weit beruhigt, wie ich es mir gar nicht hätte vorstellen können. Ich hab dich lieb, Daddy, formte sie mit den Lippen. Ich dich auch, sagte ich lautlos zurück. Mach dir keine Sorgen.
Wenigstens einer Sache war ich mir sicher, als ich auf die Brücke fuhr. Dieses kranke Schwein würde meiner Tochter nichts antun.
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Nach der Adoption unserer ältesten Tochter Juliana hatte ich einen schrecklichen, immer wiederkehrenden Albtraum. Darin fütterte ich sie auf ihrem Hochstuhl, als sie plötzlich anfing zu würgen. Ich schob einen Finger in ihren Hals, unternahm Wiederbelebungsversuche, aber nichts funktionierte. Schwitzend und keuchend war ich dann aufgewacht und hatte in ihr Zimmer gehen müssen, wo ich einen Spiegel vor ihre winzige Nase hielt, um zu
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