Blutsverwandte: Thriller (German Edition)
es ist noch ein weiter Weg dorthin.«
Ich sah Ethan an. Offenbar wusste er über diesen Teil von Calebs Geschichte Bescheid.
»Klär mich auf«, bat ich.
»Es ist eine ziemlich lange Geschichte«, sagte Caleb. »Kennst du die Eckdaten?«
»Ja.«
»Okay, also der Vater meiner Mutter ist etwa ein Jahr, nachdem Mason ins Gefängnis musste, gestorben. Und meine Großmutter Delacroix … na ja, man könnte sagen, sie hat angefangen umzudenken, seit er nicht mehr da war.«
»Inwiefern?«
»Sie war nie so unerbittlich gegenüber Mason wie Großvater Delacroix, und ich glaube, nach seinem Tod begann sie zu bereuen, wie sie sich während der Verhandlung verhalten hat. Da Jenny verschwunden und Mason im Gefängnis war, war ich das einzige greifbare Enkelkind, und ich habe nicht mehr mit meinen Großeltern gesprochen, seit Mason festgenommen worden war. Ich war so wütend auf sie, weil sie geglaubt haben, er hätte Dad oder Jenny etwas antun können.« Er hielt inne. »Ich hoffe immer noch, dass ich herausfinde, was mit Jenny passiert ist. Ich halte es nach wie vor für denkbar, dass sie noch lebt. Doch mittlerweile kann ich verstehen, warum andere Leute nicht daran glauben. Unter anderem kam ich deswegen wieder besser mit Großmutter aus, weil sie ebenfalls glaubte, dass Mason unschuldig ist und Jenny noch am Leben sein könnte.«
»Was ist mit deiner Mutter?«, fragte Ethan. »Kam sie auch besser mit deiner Großmutter aus, seit dein Großvater gestorben ist?«
Caleb lächelte. »Ja, schon, bis sie Onkel Nelson geheiratet hat. Großmutter Delacroix konnte Onkel Nelson nicht ausstehen. Er hat andauernd versucht, sie dazu zu bringen, dass er sich um ihre Finanzen ›kümmern‹ darf, und ich glaube, da ist er ein bisschen zu aufdringlich geworden. Als sie ihr Testament gemacht hat, hat sie dafür gesorgt, dass meine Mutter und Onkel Nelson nicht an ihr Geld herankommen. Nicht dass sie es nötig gehabt hätten, aber es hat Onkel Nelson ganz schön geärgert, als er es nach ihrem Tod erfuhr.«
»Dann hat sie also alles dir hinterlassen?«, wollte Ethan wissen.
»Vor ihrem Tod habe ich sie davon überzeugen können, dass Mason hereingelegt wurde. Es war … Also, auch wenn ich in allem anderen scheitere, habe ich wenigstens das für Mason getan. Sie hat Mason dazu gebracht, seinen Anwalt in die Wüste zu schicken und einen neuen zu engagieren. Au ßerdem hat sie ein Treuhandkonto für seine Anwaltskosten eingerichtet, und mit dem Rest kann er sein Leben finanzieren, wenn er rauskommt.«
»Und du?«
»Mir hat sie genug hinterlassen, dass ich mein Studium bis zum ersten Abschluss bezahlen und sogar noch weiterstudieren konnte. Und sie hat mir ein paar von Dads Bildern geschenkt, die sie vor langer Zeit gekauft hatte, um meinen Leuten ein bisschen unter die Arme zu greifen, als sie angefangen haben, glaube ich. Das war wahnsinnig cool von ihr, weil wir nach seinem Tod all seine anderen Arbeiten verkaufen mussten.«
»Der neue Anwalt müsste es eigentlich ohne Weiteres schaffen, dass das Urteil aufgehoben wird«, sagte Frank. »Masons Fall steht bei der Spurensicherung des LPPD auf der Liste potenzieller Dry-Labbing-Opfer.«
»Was ist Dry-Labbing?«, fragte Ethan.
»Mit das Schlimmste, was man einem Kriminaltechniker vorwerfen kann. Im Grunde heißt es nichts anderes als das Fälschen von Ergebnissen, indem man behauptet, Material getestet zu haben, das man gar nicht getestet hat. Du weißt, dass es einen Skandal um unser Labor gegeben hat?«
»Ja. Ich kannte nur diesen Begriff nicht.«
»Wir haben deshalb einigen Leuten kündigen müssen. Und es kostet die Stadt ein Vermögen, die ganzen Probleme zu beheben, die dadurch entstanden sind. Ein unabhängiges Team, das unser Labor überprüft hat, hat sämtliche Fälle begutachtet, an denen diese Leute beteiligt waren, und eine Liste mit den Fällen erstellt, die noch mal bearbeitet werden müssen.«
»Sie mussten deswegen doch schon Leute aus dem Gefängnis entlassen, oder?«, fragte Ethan.
»Ein paar. Und es werden garantiert noch mehr werden, vor allem in den Fällen, wo es weder Augenzeugen noch eindeutige Motive gibt. Ich glaube, Mason hat gute Aussichten, dass seine Verurteilung aufgehoben wird, wenn die kriminaltechnischen Beweise nicht stichhaltig sind.«
»Es ist nicht leicht, jemanden aus dem Gefängnis zu holen, wenn er erst einmal drinnen sitzt«, sagte Caleb. »Nicht einmal, wenn er völlig unschuldig ist. Niemand konnte nachweisen, dass Mason am Tatort
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