Blutsverwandte: Thriller (German Edition)
war, aber die Mordwaffe wurde bei ihm gefunden.«
»Ich fand schon immer, dass die Szene mit dem Auto ein bisschen zu perfekt war«, sagte Frank.
Caleb sah ihn dankbar an. »Das höre ich nicht allzu oft vom Las Piernas Police Department.«
»Wahrscheinlich wären die Leute vom LPPD auch nicht so erfreut wie du, wenn sie hören würden, dass einer ihrer Detectives das gesagt hat«, meinte Ben trocken. »Also behandeln wir dieses Gespräch lieber diskret.«
»Klar«, versicherte Caleb. »Aber trotzdem – danke, Frank.«
In Gedanken ließ ich Revue passieren, was ich in Zeitungsartikeln über die Beweislage in dem Fall gelesen hatte.
»Die Beweismittel wurden von unserem Labor bearbeitet, nicht vom Sheriffbüro San Bernardino, oder?«, fragte ich.
»Die Tat hat ihren Ausgang in Las Piernas genommen«, sagte Frank. »Es war unser Fall.«
»Du meinst wohl die Kopfschmerzen, den Papierkrieg und die Kosten«, spöttelte Ben.
Frank lächelte. »Ja, die auch.«
»Ich habe Kopien von den meisten Berichten«, sagte Caleb zu mir. »Willst du sie sehen?«
»Wenn sie nicht will, ich will auf jeden Fall«, sagte Ethan.
Ah. Ein Heilmittel für Ethans Langeweile. »Werfen wir doch beide mal einen Blick darauf. Frank, kennst du nicht ein paar von den Leuten aus San Bernardino?«
»Sicher.«
»Meinst du, du könntest den Namen des Officers rauskriegen, der das Auto gefunden hat?«
»Tadeo Garcia«, sagte Caleb. »Er ist im Ruhestand. Und er ist nicht besonders freundlich. Zumindest nicht zu mir.«
»Ist er verheiratet?«, wollte ich wissen.
»Ja. Seine Frau ist nett. Sie war sauer auf ihn, weil er nicht mit mir reden wollte.«
»Wie lang ist es her, dass du ihn sprechen wolltest?«
»Ach, das war gleich nachdem Mason unter Anklage gestellt wurde. Vielleicht vor viereinhalb Jahren oder so. Mit Masons neuem Anwalt wollte er auch nicht reden.«
»Vielleicht sollte man’s noch mal versuchen. Ich könnte doch nach San Bernardino fahren.«
»Nimmst du mich mit?«, fragte Ethan flehentlich.
»Wenn es dein Arzt erlaubt, gern.«
Es wurde kein langer Abend – Ethan gingen die Kräfte aus, und ich merkte ihm an, dass er sich möglichst gründlich ausruhen wollte, um die ärztliche Erlaubnis für die Fahrt nach San Bernardino zu bekommen. Kein großartiger Ausflug, doch er freute sich auf jede Form von Tapetenwechsel.
Als Ben und Caleb aufbrachen, ließ Ben die drei anderen Männer absichtlich ein Stück vorausgehen. Als sie außer Hörweite waren, ergriff er das Wort. »Danke, dass du Caleb in der Sache mit seinem Bruder helfen willst.«
»Ich dachte, du seist dagegen, dass ich mich einmische.«
»Irene, es gab noch nie die geringste Hoffnung darauf, dass du das Schnüffeln sein lässt.«
»Apropos Schnüffeln: Ich sollte dir wahrscheinlich sagen, dass Anna heute zum Mittagessen vorbeigekommen ist.«
»Du brauchst mir nicht jeden Kontakt zu ihr beichten«, meinte er leicht amüsiert.
»Wenn es dich tröstet – sie wollte nicht über dich klatschen.«
»Das denke ich mir«, sagte er und grinste mich verschwörerisch an. »Ich müsste lügen, wenn ich dir verschweigen würde, dass ich auch erleichtert bin. Ich muss sowieso bald mit dir reden – ich will nämlich wissen, warum du dich auf einmal für Zahnärzte interessierst.«
Ich fluchte leise, und er musste lachen, worauf sich Frank und Caleb zu uns umwandten.
Es ist so verdammt schwer, Ben irgendetwas zu verheimlichen. Und nach den Blicken auf den Gesichtern der anderen drei zu urteilen, war er nicht der Einzige, über den ich mir den Kopf zerbrechen musste.
Ein Reporter, ein Ermittler der Mordkommission und zwei forensische Anthropologen. Ich würde höllisch aufpassen müssen.
26. KAPITEL
MITTWOCH, 26. APRIL, 09:15 UHR HUNTINGTON BEACH
Carrie ließ den Wirbel über sich ergehen, den ihre Mutter wegen der Schnittwunde an ihrer Hand veranstaltete. Der Schnitt war nicht tief, und es war ausgeschlossen, dass er sich entzündete, da er natürlich sofort desinfiziert worden war. Aber Mom machte sich trotzdem Sorgen und schwirrte um Carrie herum, seit es passiert war.
Das war gut und schlecht zugleich. Gut, weil Mom deshalb nicht auf Genie achtete, die nun draußen war und die Altpapiertonne der Nachbarn durchsuchte. Dad war weg, auf irgendeiner Sitzung, doch die Jungen waren da und sahen zu, wie Mom den Verband wechselte. Fasziniert starrten sie die Schnittwunde an, die wesentlich schlimmer aussah, als sie schmerzte.
Das Schlimme waren nicht
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