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Blutsverwandte: Thriller (German Edition)

Blutsverwandte: Thriller (German Edition)

Titel: Blutsverwandte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
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Wort ergreifen. Nelson hatte sich nicht besonders gut unter Kontrolle.
    Roy war beherrschter, und er konnte auch besser Geheimnisse für sich behalten. Das war nützlich, außer wenn er etwas vor seinen Brüdern geheim hielt. Giles überlegte, ob Nelson und Dexter wohl argwöhnten, dass Roy jetzt gerade nicht ganz aufrichtig war.
    Dexter wahrscheinlich schon. Dexter hätte einen hervorragenden Spion abgegeben, fand Giles. Er konnte jedem Informationen aus der Nase ziehen, außer vielleicht Giles selbst. Dexter würde es nicht wagen, Giles zur Rede zu stellen, da er seinem ältesten Bruder gegenüber eine Art Ehrfurcht empfand. Das freute Giles.
    Dexter war nicht der Einzige, der sich von Giles Orientierung erhoffte – Nelson und Roy betrachteten ihn als ihren Problemlöser, eine Rolle, die er schon sehr früh in ihrer aller Leben übernommen hatte.
    Giles wusste über jeden von ihnen etwas, das keiner der anderen wusste. So wusste er zum Beispiel, dass Nelson immer noch Gewissensbisse hatte, weil er die Frau ihres verstorbenen Bruders Richard begehrt hatte. Obwohl Elisa jetzt mit Nelson verheiratet war, hatte Nelson sich schon Jahre vor Richards Tod nach ihr verzehrt. Es war, als trüge Nelson Richards Geist mit sich herum, selbst bis ins Bett. Wenn Nelson es nicht schaffte, sich davon freizumachen, würde er irgendwann seine Ehe zerstören.
    Nelson hatte außerdem in der Sache mit Caleb schwer versagt. Beim Gedanken daran runzelte Giles die Stirn. Er musste sich noch einmal besonders darum bemühen, Caleb enger in die Familie einzubinden.
    Bei Mason hatte Nelson sich besser geschlagen. Mithilfe des großen Einflusses und der beträchtlichen Ressourcen der Familie war es ihm gelungen, seinen Stiefsohn in einer Haftanstalt unterzubringen, die näher bei Las Piernas lag. Mason war anfangs undankbar gewesen, doch das fand Giles absolut verständlich, wenn man Nelsons Aussage bei der Verhandlung bedachte. Elisa hatte allerdings gewusst, wie sehr sich Nelson ins Zeug gelegt hatte, und ihre Dankbarkeit hatte sein Werben um sie begünstigt.
    Mit der Zeit lernte Mason Nelsons regelmäßige Besuche schätzen. Für Giles gehörte Mason zu den Fletchers, und er hoffte, dem jungen Mann eines Tages zur Freiheit verhelfen zu können, wenn es der Familie nicht allzu viele Probleme bereitete. Immerhin war Mason intelligent und begabt. Giles würde die Situation im Auge behalten. Im Moment fürchtete er allerdings eher, dass Nelsons Angst, Elisa zu verlieren, sie letztlich erst recht in die Flucht jagen könnte.
    Dexter, dessen leibliche Eltern außergewöhnlich schön gewesen sein mussten, um ein dermaßen hübsches Kind zu produzieren, hatte gegenüber seiner Frau Maggie keine ähnlich gelagerten Sorgen. Er stand ihr emotional ebenso distanziert gegenüber wie sie ihm. Ihr gefiel es, zu den Fletchers zu gehören, und sie genoss Dex’ Reichtum. Außerdem genoss sie den Neid, den ihre Ehe mit einem so gut aussehenden Mann in anderen Frauen auslöste. Niemals würde sie irgendetwas davon aufs Spiel setzen. Alles in allem war Giles froh, dass Dex und Maggie keine Kinder hatten, seien es nun adoptierte oder leibliche. Maggie arbeitete in der Schule, wo sie die Anhänglichkeit der Kinder schlicht und einfach dadurch gewann, dass sie so schwer einzunehmen war.
    Das war vielleicht auch bei Dex der Fall gewesen – die Unnahbaren zogen ihn an. Jetzt, wo er Maggie für sich gewonnen hatte, war sie nicht mehr interessant für ihn. Das verleitete ihn mitunter dazu, auf anderem, gefährlicherem Terrain zu jagen. Doch Maggie würde den Fletchers keine Probleme bereiten. Giles hatte keine Bedenken in Bezug auf sie, was allerdings nicht hieß, dass er seine Wachsamkeit gelockert hätte. Gerade seine Wachsamkeit war es ja, die ihm Bedenken ersparte.
    Roy. Roys Frau Victoria – die ehemalige Bonnie Creci Ives – war von Anfang an problematisch gewesen. Roy war vom ersten Augenblick an verrückt nach ihr gewesen und wollte sie unbedingt in die Familie holen. Seinerzeit war er ihr Retter gewesen. Also hatte die Familie ungewöhnliche Maßnahmen ergriffen, um sie und ihr Kind in ihren Kreis aufzunehmen, anstatt das Risiko einzugehen, Roy zu verlieren.
    Jedoch musste Roy feststellen, dass Victoria eine schwierige Ehefrau war. Roy war ein Mann, der seine Kinder niemals im Stich lassen würde, und auch wenn alles nicht ganz nach Wunsch lief, glaubte Giles doch keinen Moment daran, dass Roy seine Ehe aufgeben würde. Nun hatte Roy das Problem seinen

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