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Bluttrinker - Bellem, S: Bluttrinker

Bluttrinker - Bellem, S: Bluttrinker

Titel: Bluttrinker - Bellem, S: Bluttrinker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan R. Bellem
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starrte. Sie lächelte amüsiert, als er errötete. »Für einen Mann der Heilkunst, der noch dazu mein Kind auf die Welt holte, bist du recht schreckhaft, Ondarin.«
    Er schaute verlegen zu Boden. »Es ist nur … ich war nicht vorbereitet auf …« Er gewann seine Fassung zurück und setzte das Hörrohr auf ihre linke Brust. »Bitte atmet einmal tief ein … Bitte noch einmal … Nein, Herrin, ich kann nichts Auffälliges hören.«
    »Also bin ich gesund?« Iphelia zog den Stoff wieder über die Schultern, und Ondarin fühlte einen kurzen Stich, nun, da er der Schönheit so rasch beraubt wurde.
    Der Heiler dachte kurz über ihre Frage nach und schüttelte schließlich traurig den Kopf. »Nein, ich fürchte nicht. Diese Schwäche ist äußerst ungewöhnlich.« Als er das Entsetzen in ihrem Gesicht bemerkte, fügte er rasch hinzu: »Aber vielleicht irre ich mich auch und Ihr benötigt tatsächlich nur eine ruhige Nacht.«
    »Das sagte ich von Anfang an.«
    Ondarin verbeugte sich demütig, soweit es sein steifer Rücken noch eben zuließ. »Ich werde Euch nun nicht länger belästigen, Herrin. Falls Ihr mich braucht …«
    »Lasse ich nach dir schicken, Ondarin«, sagte sie leicht gereizt.
    »Ich wünsche Euch eine geruhsame Nacht, Herrin.« Er verbeugte sich abermals und watschelte zur Tür. Gerade als er sie öffnen wollte, hielt Iphelia ihn mit einem leisen Rufen zurück. »Auch dir eine geruhsame Nacht, alter Freund.«

Erlöschende Funken
    Mühelos bahnte er sich seinen Weg durchs Unterholz. Bereits im Kindesalter hatte er einen Großteil seiner Zeit unter dem grünen Blätterdach der Urwälder des Nordens verbracht. Throndimar kannte sich aus mit den Gefahren, die hier lauerten, und damit, wie man sie umging. Zur Sicherheit trug er dennoch stets ein langes Waidmesser bei sich, wenn er sich weiter als hundert Schritte von ihrer Hütte entfernte. Heute hatte er zusätzlich noch die große Axt geschultert, da er Holz für den Ausbau ihres bescheidenen Heims benötigte. Der Sommer hatte gerade erst begonnen, was es ihm ermöglichte, die Stämme noch ausreichend austrocknen zu lassen, bevor er sie endgültig verarbeiten würde.
    Throndimar hielt einen Moment inne und sog die kühle Waldluft tief in seine Lungen. Er liebte den Geruch der Bäume. Man konnte spüren, dass alles um einen herum lebendig war. Das Sonnenlicht brach sich in den verschiedenen, einander überlappenden Ebenen des Blätterdachs und wurde auf einen diffusen Schimmer reduziert.
    Er suchte eine Stelle, an der die Bäume besonders dicht beieinanderstanden, und entschied sich für einen aus ihrer Mitte. Dabei achtete er darauf, dass sich in dem Baum, den er gleich fällen würde, keine Eichhörnchen oder Vögel angesiedelt hatten. Er wollte die Idylle des Waldes so wenig wie möglich stören. Indem er den Größten dieser Gruppe fällte, den, der alle anderen Bäume überschattete, sorgte er dafür, dass die übrigen mehr Sonnenlicht aufnehmen konnten, was ihnen das weitere Wachstum erleichtern würde.
    Nachdem er eine günstige Fallrichtung ausgesucht hatte, machte er sich ans Werk.
    Throndimar liebte harte körperliche Arbeit. Die wiederholten Schläge gingen ihm schnell in Mark und Bein über, wurden zu einer Erinnerung seiner Muskeln, die er schon bald vollführte, ohne bewusst daran zu denken. Seine Gedanken waren nun frei und schweiften mal hierhin und mal dorthin, nur um letzten Endes Nemena zu finden. Seit der Nachricht, dass sie ihr gemeinsames Kind erwartete, war Throndimar außer sich vor Glück. Und zutiefst in Sorge. Häufig erwachte er mitten in der Nacht, weil er im Traum gesehen hatte, dass Nemena und sein Sohn – er war noch immer von seiner Theorie überzeugt – bei der Geburt starben. Ständig hatte er Angst, Nemena könnte sich überanstrengen. Je größer sein Glück wurde, desto überwältigender wurden seine Ängste.
    Er wusste, dass er diesen Ängsten nicht nachgeben durfte. Ließ er sich erst von ihrem eisigen Griff gefangen nehmen, so würden sie sein gesamtes Leben zerstören. Sein Vater hatte ihm stets eingebläut, dass es keinen schlimmeren Feind als die Furcht selbst gab. Throndimars Vater war ein Krieger gewesen, der für die Berenthi um die Befriedung des Landes am Fluss Berentir gekämpft hatte. Throndimar erinnerte sich noch gut an die überschwängliche Freude, die er verspürt hatte, wenn sein Vater siegreich von einem Gefecht zurückkehrte. Er stieg vom Pferd ab und empfing seinen Sohn mit offenen Armen. Danach

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