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Bluttrinker - Bellem, S: Bluttrinker

Bluttrinker - Bellem, S: Bluttrinker

Titel: Bluttrinker - Bellem, S: Bluttrinker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan R. Bellem
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seinem Rat vertrauten, als dass er ihnen Anweisungen gegeben hätte. Schon bei dem bloßen Versuch hätte man ihn aus dem Dorf gejagt. Nein, Garkjells Haus lag direkt neben Unlars Schmiede, war besonders geräumig und diente als eine Art Warenlager. Hin und wieder zogen Handelskarawanen durch die Gegend und zeigten sich an den Waren der Dörfler interessiert. Garkjell sorgte dafür, dass jeder seinen Anteil bekam.
    »Ja, ich brauche ein neues Seil«, sagte Throndimar, als ihm ein anderer Gedanke kam. »Sag, Unlar, wo hast du die Steine für dein Haus her?«
    Unlar lachte, doch es klang eher, als würde man zwei schartige Schwerter gegeneinanderschlagen. »Du willst endlich ein richtiges Haus bauen?«
    Throndimar lächelte verlegen. »Nemena erwartet ein Kind und …«
    Unlar ließ scheppernd den Hammer fallen und umklammerte Throndimar in einer festen Umarmung. »Bei den Göttern! Das ist ja großartig!«
    Throndimar hatte eine solche Herzlichkeit des sonst eher mürrisch wirkenden Mannes nicht erwartet. Offenbar hegte der alte Unlar mehr Gefühle für ihn und Nemena, als er bisher gezeigt hatte. Er war damals mit den ersten Siedlern aus Berenth hier angekommen. Vielleicht waren sie einander deshalb verbunden. Oder es lag daran, dass Throndimar – mehr als jeder andere – Unlars nach innen gekehrtes Wesen akzeptierte.
    »Steine findest du überall, Junge«, sagte Unlar schließlich mit einem Augenzwinkern. »Aber welche, die sich zum Bau eines Hauses eignen, die habe ich südöstlich von hier entdeckt. Dort steigt das Land bereits wieder ein wenig an, es wird zunehmend hügelig. Und da gibt es eine kleine Felskante. Dort kannst du dir ein paar schöne Steine schlagen. Sind von hier aus zwei Stunden Fußmarsch.«
    Throndimar rieb sich mit der Linken das stoppelige Kinn. »Das werde ich heute wohl kaum schaffen.«
    »Nein«, stimmte Unlar zu und begann Throndimars Waidmesser zu schärfen. »Und wenn du vorhast genug Steine für ein Haus zu schlagen, dann brauchst du einen Wagen und Zugtiere«, fügte er noch hinzu.
    »Was, denkst du, wäre ein guter Preis für das halbe Fell hier?«, fragte Throndimar und präsentierte das weiche braune Bärenfell.
    Unlar zuckte die Achseln. »Es ist ein schönes Stück. Vermutlich bekommst du ein paar ordentliche Stücke Fleisch dafür. Aber du solltest dir überlegen, ob es dir das wert ist. Ein so feines Stück solltest du lieber selbst behalten.«
    »Ich werde sehen, was Garkjell mir anbietet«, überlegte Throndimar laut und ging zur Tür. Als er gerade die Schmiede verlassen wollte, ertönte ein lauter Schrei vom Spähturm her.
    »Barbaren von Norden!«, brüllte der Ausguck.
    Throndimar sah Unlar fragend an, doch der Schmied hatte bereits seinen Schmiedehammer gegen eine große Doppelaxt getauscht. Er warf Throndimar das Jagdmesser zu und brummte: »Eines Tages musste das passieren.«
    »Von Norden?«, wiederholte Throndimar angsterfüllt. »Ich muss zu Nemena!«
    Unlar nickte grimmig. »Ich helfe dir. Komm, Junge.«
    Der alte Schmied huschte durch die offene Tür und schlug einen zackigen Haken, der ihn hinter einem hohen Busch in Deckung brachte. Throndimar war überrascht ob der Gewandtheit des Mannes. Unlar wirkte plötzlich wie ausgewechselt.
    Er bemühte sich Schritt zu halten, als sie zum südlichen Ausgang des Dorfes rannten.
    »So gehen wir ihnen aus dem Weg«, erklärte Unlar auf Throndimars fragenden Blick hin. »Und umrunden das Dorf von außen.«
    Hinter ihnen ertönten bereits die ersten gellenden Schreie, als die wilden Barbaren eine blutige Schneise durch die arglosen Dörfler zogen. Throndimar zuckte bei jedem erstickten Schrei vor Schreck zusammen, doch Unlar schien solche Laute nur allzu gewöhnt zu sein, tat sie mit einem Knurren ab und lief noch einen Schritt schneller.
    Sie erreichten den südlichen Durchgang der Palisade in wenigen Augenblicken und wandten sich direkt nach Norden. Unlar rannte voraus, doch sobald sie den Wald erreichten, überholte der jüngere Throndimar den Schmied und preschte durchs Unterholz.
    »Beeilung!«, schrie er Unlar an.
    »Lauf, Junge!«, erwiderte der Alte. »Ich finde den Weg!«
    Throndimars Blick verengte sich, ihm wurde fast schwarz vor Augen. Seine Beine bewegten sich von allein und ein einziger Gedanke hämmerte in seinem Schädel.
Ich muss
zu Nemena!
    Kleine Äste peitschten ihm ins Gesicht, zogen dünne, blutige Striemen über seine glatte Haut, doch es kümmerte ihn nicht. Einmal knickte er um und wäre beinahe

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