Bluttrinker - Bellem, S: Bluttrinker
Seine Axt fand trotz des unbeholfenen Angriffs ihr Ziel und fraß sich begierig in die Brust des bereits Verwundeten. Dabei nahm Throndimar hin, dass die beiden Breitschwerter ihn an Schulter und Hüfte trafen. Er packte den Gekrümmten mit der Linken und ließ auch nicht los, als der ihm das Schwert in einem Rückhandschlag über die Brust zog.
Throndimar riss sein Jagdmesser heraus und stach zu. Er traf den Schädel nicht optimal, doch der Fremde schrie laut auf und hielt sich eine Hand vors linke Auge. Throndimar wollte erneut zustechen, als einer der Dachbalken knisternd entzweibrach und auf ihn herabstürzte.
Der Fremde nutzte die Gelegenheit zur Flucht, da nun immer mehr Balken Funken sprühend barsten und die Hütte in sich zusammenzufallen drohte. Throndimar kämpfte sich unter den brennenden Balken hervor und zog sich zu seiner Geliebten.
»Nemena!«, hauchte er, als er sie erreichte.
Sie atmete nur flach, schaffte es aber, die Augen zu öffnen. »Du bist da«, keuchte sie und schenkte ihm ein letztes Lächeln.
Die Tränen brannten heißer auf seinem Gesicht, als es jedes Feuer hätte tun können. Er streichelte zärtlich ihre Wange, dann schloss sie für immer die Augen.
Throndimar zog sich näher an sie heran, presste sich gegen ihren leblosen Körper und schloss ebenfalls die Augen. »Ich werde dich nie verlassen«, sagte er schwach.
Bald wäre es vorbei. Die Hütte würde komplett niederbrennen und es bliebe nichts als Asche übrig.
»Throndimar!«, ertönte ein Ruf ganz dicht an seinem Ohr und er spürte, dass er über den Boden geschleift wurde.
»Nein!«, protestierte er schwach. »Ich muss bei ihr bleiben!«
»Ich hab dich, Junge!«, erwiderte die Stimme.
»Lass mich sterben«, weinte Throndimar.
»Halt durch, Junge.«
Throndimar schloss die Augen und bat die Götter um Hilfe.
Lasst mich sterben.
Die Entscheidung des Rats
Der Elf, Faeron, entpuppte sich als noch schweigsamer und rätselhafter als der alte Magier. Und seit seinem Eintreffen fühlte Barsjk sich völlig überflüssig. Den Magier und den Elfen verband ein blindes Verständnis, was der Berenthi sich durch die jahrzehntelange Freundschaft der beiden erklärte. Gordans Leben wurde durch seine eigenen magischen Kräfte verlängert und Elfen waren ein äußerst langlebiges Volk.
Die Aussicht, den heiligen Wald der Elfen zu sehen, erfüllte ihn mit einer Mischung aus Vorfreude und Angst. Letzteres würde er seinen Begleitern jedoch tunlichst verschweigen.
Mittlerweile hatte Faeron die Führung übernommen und seit zwei Tagen marschierten sie direkt am Waldrand entlang. Der Elf versicherte, dass man sie bereits erwartete, und Barsjk ertappte sich dabei, manches Mal einen suchenden Blick ins Dickicht zu werfen, ohne jemals etwas anderes als grüne Blätter zu erblicken.
»Bevor wir den Wald betreten, solltest du ein paar Dinge wissen«, sagte Faeron, und Barsjk brauchte einen langen Moment, ehe er bemerkte, dass der Elf ihn ansprach. »In Alirions Heiligem Wald werden deine Augen Dinge erblicken, die dein menschlicher Verstand nur schwer begreifen wird. Vieles mag fremd oder gar verstörend wirken.«
Faeron machte eine Pause und sah Barsjk fest in die Augen, und der Berenthi glaubte sich in ihrem tiefen Blau zu verlieren wie in einem klaren Bergsee.
»Mein Volk lebt sehr zurückgezogen«, fuhr Faeron fort. »Man wird dich – uns – ständig beobachten, aber nur der Rat wird dir gegenübertreten. Du darfst dies nicht als Feindseligkeit deuten. Und, bei den Göttern, du darfst selbst nicht feindselig oder misstrauisch auftreten.«
Barsjk schüttelte verwirrt den Kopf. »Was willst du mir damit sagen?«
Faeron seufzte und blickte Hilfe suchend zu Gordan.
Der Magier lächelte gutmütig. »Faeron will dir sagen, dass du Gast in einer fremden Welt sein wirst. Und er will sichergehen, dass du dich ordentlich benimmst, Barsjk von den Berenthi.«
»Die Entscheidung des Rats hängt maßgeblich davon ab«, fügte Faeron hinzu.
Barsjk war die Geheimniskrämerei der beiden mittlerweile mehr als leid. »Worüber will dieser Rat denn entscheiden?«, fragte er ungeduldig.
Faeron überging die Frage und tadelte ihn stattdessen mit einem skeptischen Blick. »Es ist genau diese Haltung, die dem Rat missfallen wird.«
»Ich würde mich anders verhalten, wenn ich endlich wüsste, was ihr mit mir vorhabt!«, widersprach Barsjk heftig.
Faeron schüttelte enttäuscht den Kopf. »Du sagtest, er sei es wert.«
»Davon bin ich überzeugt«,
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