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Bluttrinker - Bellem, S: Bluttrinker

Bluttrinker - Bellem, S: Bluttrinker

Titel: Bluttrinker - Bellem, S: Bluttrinker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan R. Bellem
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Palisade um die Siedlung errichtet hatten. Dieser kleine Schutzwall würde einem echten Angriff zwar nicht lange standhalten, aber er hielt immerhin einige der Wildtiere von den Menschen fern.
    Throndimar passierte einen Durchgang in der Palisade ungesehen, da um die Mittagszeit keiner der Dorfbewohner seine Zeit mit Wachdienst verschwendete. Es gab einen einsamen Ausguck in der Mitte der Siedlung. Ein einfacher, aber stabiler Turm, von dem aus man ungehindert in jede Richtung blicken konnte. Dort oben saß ein Bursche und beobachtete die Umgebung, warnte die Dörfler vor herannahenden Wölfen oder begrüßte Neuankömmlinge.
    »Es ist Throndimar!«, brüllte der Junge nun wie erwartet und am Boden hoben die Menschen vereinzelt die Köpfe, nickten ihm zu und gingen dann wieder ihren eigenen Belangen nach.
    Throndimar steuerte zielsicher das Haus des Schmieds Unlar an. Es war das einzige aus Steinen errichtete Gebäude des Dorfes und bildete zugleich den Mittelpunkt der etwa hundert Seelen zählenden Siedlung. Dicker schwarzer Rauch, der aus dem Schornstein zog, verriet Throndimar, dass der bisweilen mürrische Unlar zugegen war.
    Der Anblick des Dorfes zauberte ein Lächeln auf Throndimars Gesicht.
Sie alle haben die Städte aus demselben Grund verlassen
, dachte er.
Freiheit.
    Hier in der Wildnis grenzte kein Haus direkt an ein anderes. Jeder Mensch konnte einen kleinen Lebensraum für sich beanspruchen, ohne einem Baron, Grafen oder Fürsten Abgaben zu schulden. Einige Familien hatten sich zusammengeschlossen und geräumige Langhäuser errichtet, sie hielten sich ein wenig Vieh und bestellten vor dem Dorf gemeinsam ein Feld. Throndimar zählte sieben dieser großen Bauten und noch einige kleinere Hütten. Man hatte Nemena und ihm auch angeboten, innerhalb der Dorfgemeinschaft zu leben, doch die beiden hatten die Einsamkeit ihres nördlich gelegenen Hauses vorgezogen.
    Schon bald mischte sich Unlars rhythmischer Hammerschlag in das Gezwitscher der Vögel, und Throndimar glaubte die Hitze des Schmiedefeuers bereits zu fühlen.
    »Unlar?«, rief er und blieb respektvoll vor der Schmiede stehen.
    Im Inneren wurde das Hämmern kurz eingestellt, gerade lange genug, dass ein gebelltes »Ist offen!« nach draußen dringen konnte.
    Throndimar schob die dünne Holztür auf und trat hindurch. Schweiß schoss ihm schlagartig aus allen Poren, als er sich dem Schmiedefeuer näherte. Trockene Hitze wechselte sich ab mit dem Gefühl, auf einem Geysir zu stehen, wenn Unlar ein rot glühendes Hufeisen in einem Bottich mit öligem Wasser abkühlte. Throndimars Hemd klebte bereits an seinem Rücken und die Lederhose wurde eng und quietschte bei jeder Bewegung.
    Unlar stand am Amboss und begutachtete sein jüngstes Werk: eine schwere Dolchklinge. Die Schärfe seines Blicks strafte sein Alter Lügen, seinen Augen entging nicht die kleinste Unebenheit.
    »Was willst du?«, fragte der Schmied, ohne aufzublicken. Schlohweißes Haar hing zottelig an den Seiten seines Kopfes hinunter, während die sonnengebräunte Haut der kahlen Schädeldecke im Schein der Esse glänzte. Unlar war zeit seines Lebens an die Hitze der Schmiede gewöhnt und die Fertigung eines Hufeisens forderte nicht einen einzigen Schweißtropfen von ihm. Umso mehr überraschte es Throndimar, die Kleidung des alten Hünen durchnässt zu sehen.
    »Du könntest mein Messer schleifen«, sagte er laut und deutlich. Das unentwegte Hämmern hatte Unlars Ohren rascher altern lassen als seinen Körper.
    Unlar brummte etwas Unverständliches als Antwort und schlug weiter auf sein Arbeitsstück ein.
    »Ich habe ein paar Schnitzereien dabei, um zu tauschen«, fuhr Throndimar fort.
    »Ist keine große Sache«, wehrte der Schmied zwischen zwei Hammerschlägen ab.
    »Nimm es an!«, beharrte Throndimar. »Einen kleinen Wolf für deine Sammlung.«
    Unlar stellte die Arbeit ein und blickte lächelnd zu Throndimar auf. »Dann zeig dein Messer mal her.«
    Er zog das Waidmesser und reichte es, Griff voran, dem Schmied.
    Unlars Blick fuhr prüfend die Klinge entlang und er nickte grummelnd. »Was hast du damit denn gemacht? Ist ja fast so stumpf wie meine Zähne.«
    »Vielleicht hast du es beim letzten Mal nicht richtig geschliffen!«, lachte Throndimar, denn das Messer brauchte zwar ein wenig Zuwendung, war aber keineswegs so unbrauchbar, wie Unlar es darstellte. »Wann hast du es fertig?«
    »Geh ruhig noch zu Garkjell.«
    Garkjell war eine Art Dorfvorstand, wobei die übrigen Bewohner eher

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