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Bluttrinker (German Edition)

Bluttrinker (German Edition)

Titel: Bluttrinker (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Bender
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Tisch gefegt.
    Seine Stimme klang ruhig, erlaubte keine Rückschlüsse auf
irgendwelche Gefühle. Dennoch überlief Tony ein wohliger Schauder. Oder lag es
gar nicht an der Stimme? War das sein Rasierwasser, das ihr in die Nase stieg?
Sie entsetzte sich über sich selbst. Wie konnte sie nur immer noch auf diesen
Mann reagieren, angesichts der Situation, in die er sie gebracht hatte?
    „Da bist du ja, mein Lieber.“ Nora erhob sich, trat neben
ihren Sohn und berührte ihn liebevoll am Arm. „Dann will ich nicht weiter
stören. Ihr beiden habt sicher eine Menge zu bereden.“
    Bevor sie durch die Tür trat, die sich zu Tonys Verblüffung
widerstandslos öffnen ließ, wandte sie sich noch einmal um.
„Es würde mich sehr freuen, wenn ich Ihnen später beim Abendessen Gesellschaft
leisten dürfte.“ Sie nahm Tonys verwirrten Ausdruck als Zustimmung und
entschwand.
     
     

13
    In Noras Gegenwart hatte Tony sich einigermaßen entspannt.
Jetzt kehrte die Angst zurück. Hektisch überlegte sie, ob es ihr gelingen
könnte, die Tür zu erreichen, bevor Lukas sie abfing.
    Er zog einen kleinen, schwarzen Impulsgeber aus der Tasche.
„Versuchs erst gar nicht. Du brauchst das hier, um die Tür zu öffnen.“
Tony sank in ihrem Sessel zusammen. „Kannst du meine Gedanken doch lesen?“,
fragte sie.
„Das war gar nicht nötig.“
    Die Erkenntnis, tatsächlich eine Telepathin vor sich zu
haben, berührte Lukas tiefer, als er sich eingestehen wollte. Er hatte keine
Ahnung, wie er jetzt mit dieser Frau umgehen sollte. Die ganze Zeit hatte er
sich gezwungen, nichts weiter als eine zugegebenermaßen verführerische
Nahrungsquelle in ihr zu sehen. Die veränderte Situation bot ihm keine
Erleichterung, im Gegenteil. Sie verunsicherte ihn höllisch.
Sie war die erste Frau, bei der es zählte, was sie von ihm hielt.
    Tony bemühte sich, Lukas Blick standzuhalten. Sie hatte
seine Augen ganz anders in Erinnerung. Es war die gleiche Farbe, natürlich.
Aber er wirkte so distanziert. War doch alles nur Einbildung gewesen?
Trugbilder, die er ihr einflüsterte? Sie wusste nicht, was schlimmer war. Die
Peinlichkeit der Zurückweisung oder der Schmerz. Dabei fürchtete ein Teil von
ihr noch immer um ihr Leben.
Ihr Blick huschte im Raum umher. Wenn er sie weiter so ungerührt anstarrte,
würde sie in Tränen ausbrechen. Nein! Sie weigerte sich, so schwach zu sein.
    „Hast du mir was in den Cocktail getan, an dem Abend?“ Ihre
Stimme bebte, aber das ließ sich nicht ändern.
„Da konnte ich dich noch hypnotisch beeinflussen. Ich habe dich dazu gebracht,
deine Freundin stehen zu lassen und dir den Gedanken eingegeben, mich mit nach
Hause zu nehmen.“
Tony nickte langsam. Wahrscheinlich war es unlogisch, sich jetzt dafür zu
interessieren, welche ihrer Handlungen wie zustande gekommen waren. Nora hatte
ihre Befürchtungen nur vorübergehend dämpfen können. Wenn sie schon sterben
musste, wollte sie wenigstens ihre volle geistige Integrität zurückgewinnen.
Was es auch wert sein mochte.
    „Machst du das immer so: Frauen hypnotisieren, mit ihnen
nach Hause gehen ...?“
„Nein. Wenn ich im Kino auf Nahrungssuche gehe, trinke ich meistens einfach im
dunklen Kinosaal und verschwinde so schnell wie möglich wieder.“
„Warum hast du das bei mir nicht auch gemacht?“
„Weil ich mit dir schlafen wollte.“
„Dann ...“, Tony verstummte.
„Nein“, beantwortete Lukas ihre unausgesprochene Frage. „Ich hab dich, als wir
in deiner Wohnung waren, nicht mehr beeinflusst. Du hattest alle Zeit der Welt
mich rauszuwerfen.“
Konnte sie ihm glauben? Sie wünschte sich viel zu sehr, dass, was er sagte, der
Wahrheit entsprach.
„Aber du hättest mich zwingen können?“
„Damals konnte ich dich noch beeinflussen.“
„Was hättest du getan, wenn ich dich aufgefordert hätte zu gehen?“
Lukas Mundwinkel verzogen sich zu einem kleinen, hilflosen Lächeln, als
gestände er eine Schwäche ein. „Ich wäre gegangen.“
    Tony dachte darüber nach. Über die Glaubwürdigkeit seiner
Antworten und über ihren eigenen Irrsinn, der sie veranlasste, das Gefühlsleben
eines Vampirs zu erforschen, statt mit jeder grauen Zelle nach einem Fluchtweg
zu suchen.
„Gibt es irgendetwas, was ich tun kann, damit ihr mich gehen lasst?“ Ihre
Stimme klang heiser vor Furcht.
„Tony, wir werden dir nichts tun! Die Schwierigkeit besteht nur darin, dass du
dich an mich erinnerst. Aber es gibt Techniken, wie wir dich von diesen
Erinnerungen befreien können.“
Tony

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