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Bluttrinker (German Edition)

Bluttrinker (German Edition)

Titel: Bluttrinker (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Bender
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Gedankenmustern in das ehemalige Wohnzimmer.
Alles was die früheren Hausbewohner an Stühlen oder Sesseln zurückgelassen
hatten, bildete eine wild zusammengewürfelte Sitzgruppe. Vor der Stirnwand
waren drei Tische zu einem improvisierten Tresen angeordnet. Darüber hing, als
einzige Beleuchtung, eine Lichterkette mit Plastiklampions.
Lukas Kumpel Joshua hatte sich einen Stuhl herangezogen und Werkzeug auf den
Tischplatten verteilt. Ein ganzes Sortiment Lautsprecherboxen wartete darauf,
mit dem CD-Player verkabelt zu werden, an dem Josh herum schraubte. Er hob den
Kopf, als Lukas eintrat.
„He Josh. Wie läuft´s?“
„Das Ding wird ätzend klingen. Da helfen die besten Boxen nix.“
Im Durcheinander auf den Tischen entdeckte Lukas einen Pappkarton voller CDs
und flippte beiläufig durch die Alben.
„Ätzend passt doch. Wo stecken denn alle?“
    Lukas war spät dran. Die Anderen glaubten vermutlich, er
hätte sich vor der Arbeit gedrückt. In Wirklichkeit hatte er sich erst im
letzten Moment aufgerafft herzukommen. Der Gedanke, die Jungs würden ihn als
Spielverderber in Erinnerung behalten, gefiel ihm nicht. Das gab schließlich
den Ausschlag.
    „Jan ist noch unterwegs. Er hat Etienne und Ricardo dabei.“
Nach dem plötzlichen Lärm aus Richtung Treppenhaus zu urteilen, kullerten dort
grade mehrere Leute die Stufen hinunter.
„Das wird Marek sein.“
    Lukas überließ Josh seinen Drähten und ging in den Flur
zurück.
Henry hielt die Wohnungstür weit offen, während Marek ein großes, sperriges
Paket nach dem anderen über die Schwelle schob. Lukas erkannte in Plastik
eingeschweißte Matratzen.
    „Wo habt ihr die so spät her?“ Er zog zwei Pakete aus dem
Weg, um Platz für die Nächsten zu schaffen. „Ihr seid nicht irgendwo
eingebrochen, oder?“
Henrys Grinsen brachte ihn davon ab, weiter nachzufragen. Zu dritt beförderten
sie ihre Last in den Wohnraum. Technobässe wummerten ihnen entgegen.
     
    Lukas half, die Matratzen auszupacken und auf der
schummrigeren Seite des Wohnzimmers in einem lockeren Halbkreis auszulegen.
Das Klappern hoher Absätze auf der Treppe ließ Josh und Marek aufhorchen. Henry
schlenderte zur Theke. Die beiden anderen folgten ihm, drapierten sich betont
lässig um die Tische. Hungrige Raubtiere, die ihre Beute witterten.
    Zumindest an die vier Frauen, die zuerst eintraten, war das
Imponiergehabe verschwendet. Nicht nur ihre Aufmachung verriet Lukas, dass sie
Professionelle waren. Abschätzende Blicke durchforsteten kritisch den Raum.
Etienne musste sie im Voraus bezahlt haben. Lukas und seine Freunde machten
keinen sonderlich zahlungskräftigen Eindruck. Ihre ehemals schwarzen
Jeansklamotten waren nicht etwa modisch auf used getrimmt sondern
wirklich alt. Mit ihren militärisch kurzen Einheitshaarschnitten boten sie ein
verwegenes, aber alles andere als vertrauenerweckendes Bild.
Das Ganze versprach genau so lästig zu werden, wie Lukas es sich vorgestellt
hatte. Er setzte sein Pokerface auf und lehnte sich im Halbdunkel an die Wand,
ein gutes Stück von der Theke entfernt.
    Als nächstes kam ein drahtiger Bursche mit kalten Augen
durch die Tür. Peter. In der großen Kiste, die er vor sich her schleppte,
klirrten zahlreiche Flaschen leise gegeneinander. Er drehte sich noch einmal um
und rief in den Flur hinaus.
„Nur nicht schüchtern. Die Bar hat gleich geöffnet.“
Seinem Grinsen nach hielt er die Bemerkung für einen gelungenen Witz. Um
Beifall heischend sah er sich um, während er die Kiste unter einen der Tische
schob.
„Was ist mit Gläsern?“
    Jan, der kleinste ihrer Gruppe, eilte herein und ging hinter
den Tischen regelrecht in Deckung. „Ich mach das schon.“
Sieht aus, als brächte Jan für diese Party noch weniger Begeisterung auf als
ich. Die Wahl, einfach nicht zu kommen, hatte Jan allerdings nicht gehabt. Wie
üblich hatten seine Kameraden ihm die meiste Arbeit aufgehalst. Aus zwei
kleinen Pappkartons förderte er Longdrinkgläser zutage.
    Eine vollbusige Rothaarige und eine hochgewachsene,
südländisch anmutende Frau kamen herein. Beide in den Zwanzigern, überschminkt
und nicht wesentlich zurückhaltender gekleidet als die Huren. Die Rothaarige
steuerte zielsicher den Tresen an.
„Hallo, ich bin Elli“, verkündete sie selbstbewusst. Die wartenden Matratzen
würdigte sie keines Blickes.
    Lukas streifte ihre Gedanken. Elli war hingerissen vom guten
Aussehen der jungen Männer und durchaus willens, sich mit Wildfremden einen
netten Abend zu machen.

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