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Bluttrinker (German Edition)

Bluttrinker (German Edition)

Titel: Bluttrinker (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Bender
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mich ausreden, bitte! Bevor
du irgendetwas sagst, möchte ich, dass du weißt, wie sehr ich das letzte halbe
Jahr genossen habe. Es war die schönste Zeit meines Lebens. Diese Sache mit den
Alten Göttern hat damit gar nichts zu tun. Ich spreche jetzt nur davon, dass
ich mit dir zusammen sein durfte.“
„Du redest in der Vergangenheit“, stellte Lukas bedrückt fest.
„Ja. Darum geht es doch, nicht wahr?“
„Nein!“ Lukas protestierte. Er rutschte vom Sofa, bis er auf dem flauschigen
Teppich vor ihr hockte.
„Ich weiß deinen Stil wirklich zu schätzen, glaub mir. Die meisten Männer
handhaben solche Dinge ganz anders. Indem sie einen Streit vom Zaun brechen,
oder sich so schlecht benehmen, dass schließlich die Frau Schluss macht. Also
denk bitte nicht, dass ich dir böse bin.“
„Tony, ich weiß nicht ...“
„Ich wollte nicht lauschen, ehrlich! Aber ich habe gehört, was Nora zu dir
gesagt hat. Beim Abschied.“
„Du solltest auch nicht lauschen, Tony! Besonders nicht, wenn du von einem
Gespräch nur die Hälfte mitbekommst und daraus völlig falsche Schlüsse ziehst.
Nora hat nicht von mir gesprochen, sondern von Etienne. Yvette hat beschlossen,
aus dem Klub auszusteigen. Die letzten Wochen haben ihr ziemlich zugesetzt.
Deshalb möchte sie zurück nach Jena. Ihr französischer Name ist nämlich genauso
falsch wie ihr Akzent. Etienne wird ihr ihren Anteil auszahlen und sie werden
sich trennen.“
„Yvette?“
„Ja. Sie hat mit Nora darüber gesprochen.“
„Oh!“
„Ich hatte gehofft, dass du das alles besser verkraftest. Dass du dir
vorstellen kannst, mit mir zusammenzubleiben. Allerdings werde ich nicht
versuchen, dich zu überreden. Und ganz bestimmt werde ich dich zu nichts
zwingen. Ich habe einen gefährlichen Beruf.
Solange du bei mir bist, wird immer die Gefahr bestehen, dass du mit
hineingezogen wirst. Ich kann nicht garantieren, dass so etwas nie wieder
passiert. Du gehst ein Risiko ein, wenn du bei mir bleibst.“
„Das ist mir doch ganz egal!“ Tony ließ den Tränen freien Lauf, die sie die
ganze Nacht eisern zurückgehalten hatte. Während sie die Arme um seinen Hals
warf, rutschte sie ebenfalls vom Sofa herunter.
„Lukas, ich bin so froh.“ Sie begann zu schluchzen. „Ich bin so glücklich, dass
du mich nicht wegschickst.“
„Ich sollte es tun! Damit du vor mir und vor der Welt, in der ich lebe, in
Sicherheit bist.
Aber ich will nicht! Darüber musst du dir im Klaren sein, Tony. Ich bin ein
selbstsüchtiger Mistkerl. Aber wenn du damit klarkommst?“
    Tony zog die Nase hoch und nahm dankbar ein Taschentuch
entgegen.
„Ich bin so froh! Tut mir leid. Ich höre gleich auf mit der Heulerei.“
Lukas legte die Hand auf Tonys Wange und sah sie forschend an.
„Das ist jetzt nicht die ideale Gelegenheit, die ich schaffen wollte. Aber ich
kann es nicht mehr lange aufschieben. Ich muss Arne bis Montag eine Antwort
geben.“
„Arne?“
Lukas nickte.
„Das ist es, worüber ich mit dir reden will. Deshalb wollte ich, dass du diese
Stadt möglichst positiv wahrnimmst. Arne hat mir ein sehr großzügiges Angebot
gemacht. Er sucht ab März einen Assistenten.“
„Aber ... ich dachte, du musst erst deine Ausbildung zu Ende bringen?“
„Das ist das Verlockende daran. Ich könnte offiziell meine Ausbildung
abschließen. Arne würde mich aber schon als vollwertigen Assistenten
beschäftigen und bezahlen. Er hat mir angeboten, dass er mich in seinem
Spezialgebiet unterrichtet. Vorausgesetzt, ich verpflichte mich für fünf Jahre
bei ihm.“
    Tony nickte. Die Tränen, die beinahe versiegt waren, drohten
erneut überzulaufen. Sie wollte dankbar sein, dass Lukas ihre Beziehung nicht
vollständig beendete. Aber der Weg nach Amsterdam war weit.
Hatten sie bisher eine Wochenendbeziehung geführt, würde sie Lukas in Zukunft
noch seltener zu Gesicht bekommen. Sie kam nicht gegen die Überzeugung an, dass
ein solches Arrangement eine Art Tod auf Raten war. Gleichzeitig wusste sie,
dass sie nicht die Kraft aufbrachte, ein schnelles Ende vorzuziehen.
Sie würde seine Bedingungen akzeptieren, nehmen was sie bekam. Nach den Stunden,
die sie eben erst mit Trennungsschmerz im Herzen zugebracht hatte, konnte sie
nicht anders entscheiden.
„Ich verstehe. Ab März also.“
    Lukas betrachtet sie forschend.
„Tony, hast du verstanden, was ich gesagt habe? Ich hatte gehofft, dass ich dir
Amsterdam schmackhaft machen kann. Ich weiß, wie ungern du umziehen möchtest.
Aber – sei mir nicht böse – mir ist

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