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Blutvertrag

Blutvertrag

Titel: Blutvertrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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ignorieren und sich auf den Stuhl konzentrieren, auf diesen verfluchten, viel zu gut gemachten Stuhl.
    Er spürte, wie ihm Schweiß auf die Schläfen trat, und dann löste sich die Strebe endlich aus ihrer Verankerung. Das dabei entstehende Knacken war wahrscheinlich bis ins nächste Zimmer hörbar, aber nicht viel weiter.
    Pete schnappte sich seine Pistole vom Tisch und postierte sich rasch wieder an der Tür zum Flur.
    Auch Tim griff nach seiner Waffe, während er den Arm um seine Mutter legte. Er warf Pete einen fragenden Blick zu, und als dieser nickte, zog er seine Mutter hoch und führte sie durch die Küche zur Hintertür.
    Draußen eilte er mit ihr durch die helle Sonne zu dem Weg, der an der Schmalseite des Hauses entlangführte.

    »Geh zur Straße und dann nach rechts«, flüsterte er.
    »Aber du …«
    »An der Ecke steht Petes Wagen. Den kennst du ja.«
    »… du kannst doch nicht …«
    »Im Wagen sitzt eine Frau mit einem Hund; warte bei den beiden.«
    »Aber die Polizei …«
    »Das regeln nur wir beide.«
    »Tim …«
    »Geh!«, sagte er.
    Eine andere Mutter hätte argumentiert oder sich an ihm festgeklammert, aber sie war seine Mutter. Sie sah ihn liebevoll an, dann eilte sie am Haus entlang davon.
    Tim kehrte in die Küche zurück, wo Pete immer noch den Flur beobachtete. Als Tim die Augenbrauen hob, schüttelte er den Kopf. Offenbar hatte das Knacken des Stuhls sie nicht verraten.
    Die Hintertür ließ Tim offen stehen. Wenn irgendetwas schiefging, was auf mehr Arten möglich war, als man sich vorstellen konnte, dann brauchten sie einen guten Fluchtweg.
    An der linken Seite des Flurs kam erst die Tür zum Esszimmer, dann folgten ein begehbarer Kleiderschrank und schließlich die Treppe. Rechts ging es in eine Toilette, ein kleines Arbeitszimmer und das Wohnzimmer.
    Seit dem Jahr, als sie gemeinsam wieder heimgekommen waren, war Pete oft hier gewesen. Er kannte das Haus fast so gut wie Tim.
    Sie standen da und lauschten dem Schweigen des Hauses, in dem Bedrohung und ein blindes Schicksal mitschwangen, und dann taten sie gemeinsam, was sie schon oft getan hatten, wenn auch nicht in jüngster Zeit. Leise gingen sie in dieses Schweigen hinein, von einer Tür zur anderen, mit hellwachen Sinnen und einem Geist, der auf alles vorbereitet war.

62
    Nachdem Krait in den Schrankschubladen nichts Interessantes entdeckt hatte, ging er auf eine hohe, schmale Kommode mit Füßen zu, die vielversprechend aussah. Als er dabei am Fenster vorbeikam, sah er Mary im Vorgarten.
    Sie rannte zum Gehsteig und wandte sich dort nach rechts. Von ihrem linken Handgelenk baumelten die Handschellen. Im nächsten Moment war sie bereits hinter den an der Straße stehenden Bäumen verschwunden.
    Egal, wie sie sich von dem Stuhl befreit hatte, alleine hatte sie das nicht geschafft. Die Tatsache, dass niemand neben ihr herlief, bestätigte die Identität ihres Retters. Tim Carrier war nach Hause gekommen.
    Die Frage nach dem Wie und Warum konnte warten. Jetzt war keine Zeit für Fragen, sondern für eine endgültige Lösung des Problems, das dieser Kerl darstellte.
    Krait zog die Glock aus dem Schulterhalfter, während er rasch durchs Zimmer ging. An der offenen Tür hielt er kurz inne, dann schob er sich in den Flur.
    Wäre der Maurer bereits hier oben gewesen, dann hätte er Krait schon gefunden und vielleicht sogar erschossen, während der sich vom Fenster abwandte.
    Von der Schlafzimmertür aus war der obere Teil der Treppe bis zum Absatz in deren Mitte sichtbar. Von dort aus verliefen die Stufen in die Gegenrichtung und verschwanden aus dem Blickfeld.
    Die Pistole auf die Treppe gerichtet, wartete Krait darauf,
dass ein Kopf erschien und ein Gesicht heraufblickte, um einen Kugelhagel zu empfangen.
    Donnerndes Schweigen stieg von unten herauf, jene Art Schweigen, die durch den Körper bebte und Schweiß hervortrieb.
    Krait kam zu dem Schluss, dass Carrier sich nicht die Stufen hoch wagen würde, ohne eine Taktik anzuwenden, die sich für ihn bewährt hatte. Dieser Kerl wusste, welche Gefahr eine Treppe darstellte.
    Am oberen Treppenabsatz stehend befand sich Krait zwar scheinbar in einer überlegenen Position, doch er spürte, dass er nicht unangreifbar war. Deshalb wich er ein Stück zurück, bis er vom unteren Treppenabsatz aus nicht mehr gesehen werden konnte.
    Er warf einen Blick in die andere Richtung des Flurs. Jenseits der Tür des Schlafzimmers, in dem er gerade gewesen war, gab es fünf weitere Türen. Eine führte

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