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Blutvertrag

Blutvertrag

Titel: Blutvertrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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Pete.
    »Er ist ein netter alter Kerl. Dient allen als liebster Ersatzonkel. «
    An der nächsten Ecke wandten sie sich nach rechts. Nun befanden sie sich auf der Parallelstraße.

    Am sechsten Haus stand ein Schild im Vorgarten, das nicht nur über den Namen der Bewohner – SAPERSTEIN – informierte, sondern auch mit einem männlichen und einem weiblichen Teddybären im Overall geschmückt war. Laut der Aufschrift auf den Lätzen hießen die Bären NORMAN und JUDY.
    »Die sind sicher bei der Arbeit«, sagte Tim. »Ihre Kinder sind erwachsen. Also ist niemand zu Hause.«
    Er führte Pete durch ein Tor an der Seite des Hauses in den Garten dahinter.
    Sonnenlicht flimmerte auf dem Wasser eines Swimmingpools. Eine Katze, die sich auf den Ziegelfliesen der Terrasse wärmte, schreckte hoch und verschwand zwischen den Sträuchern.
    Das Grundstück endete an einer knapp zwei Meter hohen Mauer, die über und über mit purpurrot blühenden Ranken bewachsen war.
    »Sag mal, Türsteher«, fragte Pete, »hab ich dir eigentlich schon mal gesagt, dass du der hässlichste Typ bist, den ich je gesehen habe?«
    »Und hab ich dir eigentlich schon mal gesagt, dass du der Dümmste bist?«
    »Sind wir bereit?«
    »Wenn wir warten, bis wir bereit sind, dann sind wir so alt wie Mickey.«
    Die Ranken waren dick und klammerten sich so fest an die aus verputzten Betonsteinen errichtete Mauer, dass sie eine gute Leiter darstellten. Tim stieg darauf ein kleines Stück hoch, um über den Mauerrand in den Garten seiner Eltern spähen zu können.
    An den Küchenfenstern und der verglasten Hintertür waren die Jalousien heruntergelassen. Auch die Vorhänge im Raum nebenan waren geschlossen.
    Hinter allen Fenstern im Obergeschoss waren die Vorhänge hingegen offen. Dahinter war niemand zu sehen, der Wache hielt.

    Tims kontrollierte Furcht, sein zielgerichteter Zorn und ein Brausen im Blut, das er hören konnte, ohne dass es irgendwelche anderen Geräusche übertönte – all das sagte ihm, dass dies ein günstiger Augenblick war, den er nutzen musste.
    Kurz entschlossen kletterte er über die Mauer. Ein Regen aus purpurroten Blüten folgte ihm, als er auf den Rasen dahinter sprang. Pete kam sofort hinterher.
    Tim zog die Pistole aus dem Gürtel, während er geduckt zum Haus lief und sich an der Wand neben der Küchentür postierte.
    Seine Dienstpistole in der Hand, stellte sich Pete an die andere Seite, dann sahen sie sich an und lauschten. Im Haus war es still, aber das bedeutete gar nichts. Still war auch ein Jäger auf dem Hochstand. Und still war es im Leichenschauhaus.
    Aus seiner Hosentasche holte Tim einen kleinen Schlüsselring mit drei Schlüsseln: für seine Wohnung, für den Werkzeugkasten auf dem Pick-up, mit dem er zur Arbeit fuhr, und für das Haus seiner Eltern, weil er sich darum kümmerte, wenn diese verreist waren.
    Fast lautlos glitt der Schlüssel in den Schlitz. Tims Vater sorgte stets dafür, dass alle Schlösser gut geölt waren, weshalb auch der zurückschnappende Riegel kaum ein Geräusch machte.
    Wenn man durch eine Tür trat, konnte man sich leicht eine Kugel einfangen oder auch mehrere; Türen waren immer problematisch, aber Tim hatte einen guten Instinkt dafür. Normalerweise wusste er, welche er gefahrlos öffnen konnte und hinter welchen die Hölle wartete.
    Bei dieser Tür versagte sein Instinkt, vielleicht weil es sich nicht um eine gewöhnliche Durchsuchung handelte. Da drin war seine Mutter, seine Mutter und der Kerl mit den hungrigen Augen, weshalb es noch weniger Spielraum für einen Irrtum gab als sonst.

    Nun klopfte sein Herz doch ein wenig, während sein Atem noch immer ruhig und tief ging. Seine Hände waren trocken. Dies war der Punkt, an dem er sich entscheiden musste; weiteres Zögern war schlechte Taktik, und deshalb drückte er die Tür auf.
    Geduckt trat er rasch hindurch, in beiden Händen die Pistole, die für seine Hände eigentlich zu klein war, aber eine andere Waffe hatte er nun mal nicht zur Verfügung.
    Hinter der Tür erwartete ihn niemand.
    Während er die Mündung von links nach rechts schwenkte, sah er auf der Kochinsel in der Küchenmitte mehrere Spritzen liegen und ein Ding, das wie eine Betäubungspistole aussah. Und dann sah er hinter dem Visier der Waffe seine Mutter am Tisch sitzen; sie saß einfach da hinten am Tisch im kupfernen Licht des Kronleuchters mit den kreisenden Vögeln; sie hob den Kopf, weil sie jetzt erst wahrgenommen hatte, dass jemand eingetreten war, und sie sah

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