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Blutwind

Blutwind

Titel: Blutwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Melander
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die Hand. Lars ließ nur ungern wieder los. Sie lächelte. Dann nickte er und verließ das Büro.

7
    »Entschuldige bitte.« Ulrik rang noch immer nach Atem. »Ich wollte eigentlich nicht, dass du das mitkriegst. Ich habe nicht damit gerechnet, dass es so …«
    Draußen auf der Treppe verschwand Lars’ Rücken.
    Sanne nickte. Sie lief Ulrik hinterher. Wie immer. Die Leuchtstoffröhren an der Decke blinkten. Der lange Flur war leer. Damals auf dem Hof, wenn die Jungs sich abends mit ihren Mopeds trafen und vor den Mädchen Gas gaben, hatte sie da etwas anderes getan, als hinterherzulaufen? Und wie hatte es geendet?
    Ulrik unterbrach ihre Gedanken.
    »Ich weiß nicht, wie viele Obduktionen du in Kolding erlebt hast.« Sein Flüstern hallte in dem leeren Gang. »Du musst uns hier nichts beweisen. Komm einfach mit und merk dir, was gesagt wird. Wir reden hinterher.«
    Sanne versuchte mit Ulrik Schritt zu halten. Eine Tür, ein weiterer kurzer Gang. Sie befanden sich in einem länglichen Raum mit mehreren kleinen Kammern auf der rechten Seite. Die linke Seite war ganz frei, ein langer Gang, der die Kammern miteinander verband, der Boden war mit großen grauen Steinfliesen belegt. Die weißen Kacheln an den Wänden ließen die Kammern aussehen wie altertümliche Operationssäle.
    Ulrik zog sie ans entgegengesetzte Ende, wo sich schwarze Schatten vor den Leuchtstoffröhren abzeichneten. Allan drehte sich um, als sie näher kamen, und winkte ihnen.
    »Wo ist Lars?«
    Frelsén und Bint standen jeder an einer Seite eines Tischs, auf dem Miras Leiche lag. Eine große, gierige Öffnung mit Lippen aus bläulichem Fleisch und gelblichem Fett zog sich von einem Punkt zwischen den Brüsten bis hinunter zum Venushügel. Der Tisch wies quer verlaufende Rillen auf, über die das Blut ablaufen konnte. Sie waren heute nicht notwendig.
    Ulrik nahm die Mütze ab.
    »Lars hat um seine Versetzung zur Polizei von Nordseeland gebeten, ich habe ihm einen anderen Fall zugewiesen. Bis auf Weiteres leite ich die Ermittlungen.« Er sah sich um.
    Frelsén kicherte.
    »Das ist doch das Dämlichste, was ich seit langem gehört habe«, murmelte er vor sich hin.
    »Wie bitte?« Ulrik trat einen Schritt näher.
    »Ja, ja. Ich habe mich nicht in deine Entscheidungen einzumischen.« Frelsén stützte die Hände auf den Tisch und beugte sich über die Leiche, ohne sie zu beachten. »Lars ist einer der fähigsten Ermittler, die ich je erlebt habe …« Er ließ seinen Blick über Ulrik zu Sanne gleiten.
    Sie war wieder vierzehn. Die Mopeds knatterten in dem lauen Sommerabend. Der Motor vibrierte zwischen ihren schmächtigen Schenkeln.
    »Ich glaube, wir sollten uns jetzt der Obduktion zuwenden.« Ulrik hatte wieder angefangen zu schwitzen. »Dazu sind wir schließlich hergekommen.«
    Frelsén zwinkerte ihr zu. »Bint?«
    Bint steckte die Hände in die Leiche. Sanne wandte den Blick ab. Sie hatte an ein paar Obduktionen im Syddansk Universitetshospital teilgenommen, aber die Stimmung in dem hellen Raum dort war vollkommen anders gewesen. Hier gab es keine Fenster. Hier kam man nicht heil wieder heraus.
    »Leber, 1.456 Gramm.« Bint drehte sich um und notierte das Gewicht. Sie konzentrierte sich auf seine Hand, den Filzschreiber, der über das Whiteboard tanzte. Gehirn, Herz und Nieren waren bereits registriert. Ihr Blick folgte Bint zurück an den Tisch. Frelsén stand auf der anderen Seite, studierte das Gesicht der Toten.
    »Sie ist eine muntere Mischung. Irgendwas Osteuropäisches, Tschechien oder Slowakei vielleicht. Aber es ist auch noch etwas anderes dabei … Ukraine oder Georgien.«
    Sanne beugte sich Ulrik zu, flüsterte: »Wie um alles in der Welt sieht er das?«
    »Die Gesichtsform«, flüsterte Ulrik zurück. »Vermutlich die Knochen. Ich habe es nie herausgefunden. Aber er liegt immer richtig.«
    Sanne stellte sich wieder auf ihre Ausgangsposition. Ulrik schwitzte noch immer. Bint kämpfte mit den Därmen, die nicht auf der Waage liegen bleiben wollten.
    »Es gibt keinen Leichengeruch, keine Gase.« Frelsén schnüffelte über der Leiche. »Früher haben wir immer ein kleines Loch in den Nabel geschnitten und ein brennendes Zigarillo drübergehalten … tja, das war natürlich vor dem Rauchverbot. Die Stichflamme war manchmal bis zu drei Meter hoch.« Sanne schloss die Augen, froh, nur ein leichtes Frühstück zu sich genommen zu haben. Frelsén fuhr ungerührt fort: »Aber sie ist vollgepumpt mit Glutaraldehyd. Jegliche Bakterienflora ist

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