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Blutwind

Blutwind

Titel: Blutwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Melander
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Italiano?« Kim A . schrieb den Namen bereits auf seinen Block.
    Die Besprechung war beendet. Die Kollegen verschwanden, und Lars blieb sitzen, zurückgelehnt, die Hände hinter dem Kopf verschränkt. Er brauchte eine Zigarette.
    Dann setzte er sich mit einem Ruck auf und griff zum Telefon.
    »Christine Fogh? Hier ist Lars Winkler von der Mordkommission. Wir haben uns heute Morgen unterhalten … über Stine Bang.«
    »Ich kann mich gut an Sie erinnern.« Ihre Stimme war ein wenig dunkler als am Morgen.
    »Stines Zustand ist unverändert?«
    »Ja, wir sorgen dafür, dass sie schläft.«
    »Eine einzige Frage. Wissen Sie, wie groß Stine ist?«
    Papierrascheln am anderen Ende der Leitung.
    »Davon steht hier nichts. Ich rufe Sie gleich zurück.«
    Während die Glut sich durchs Papier fraß, beschrieben seine Schritte zufällige Achten zwischen den Säulen des Säulengangs. Er hatte die Hälfte der Zigarette geraucht, als sein Handy klingelte.
    »Elena.«
    »Willkommen zurück, Lars.« Sie zögerte. »Hattest du … war es schön?«
    »Hm.« Er zog fest an der Zigarette, die Glut kam seinen Lippen gefährlich nahe. Der Geruch von angesengten Bartstoppeln kratzte ihn in der Nase. Er fing an zu husten.
    »Bist du krank?«
    »Nein, nein«, versicherte er. »Was willst du?«
    »Hast du dich in der Wohnung schon eingerichtet?«
    »Na ja, was heißt eingerichtet. Ich bin ja gerade erst …«
    »Du, kannst du morgen in den Laden kommen? Sagen wir gegen elf?«
    »Das passt nicht besonders gut. Ich bin mitten in …«
    »Lars, du weißt genau, dass ich hier nicht weg kann.« Der Klang von Honig und Stahl in ihrer Stimme. »Du hast Maria ab morgen und für die nächsten zwei Wochen … das hast du hoffentlich nicht vergessen?«
    Wie gewöhnlich bekam sie, was sie wollte.
    »Ja, ja. Ich werde sehen, dass ich’s schaffe. Aber …«
    Eine Glocke bimmelte im Hintergrund.
    »Ich muss jetzt Schluss machen«, sagte sie. »Denk dran, morgen um elf.«
    Er war nach der Zigarettenpause auf dem Weg in sein Büro, als Christine Fogh zurückrief.
    »1,67.«
    »Und die Absätze?«
    »Exakt fünf Zentimeter.«
    »Dann ist der Kerl gut zwanzig Zentimeter größer als sie. Vielen Dank!« Lars klemmte das Telefon zwischen Kinn und Schulter, notierte 1,90 Meter und 1,67 + 5 auf seiner Hand.
    Bei dem Kiosk am Folmer Bendtsens Plads 4 im Erdgeschoss rechts handelte es sich um einen dieser beinahe rund um die Uhr geöffneten Läden, oder besser um einen SUPER T G - UND - NAC T - KIOSK , wenn man dem Schild über der Tür glauben wollte. Missmutig betrachtete Lars die roten Türläden vor der Fassade, das dunkle Ladenlokal dahinter und die Kästen mit Fabrikblumen davor. In einem der Fenster standen Stapel von Toilettenpapier und Saftkartons. In dem anderen Fenster wurde Reklame für Jolly Cola und Jolly Lime gemacht. Es war lange her, dass sich ein Innenarchitekt den Laden angesehen hatte.
    Hier sollte er also von nun an seine King’s-Zigaretten kaufen? Und die immer seltener werdende Zeitung?
    Ein Moped knatterte vorbei. Der Luftzug ließ seine Jacke flattern. Irgendjemand schrie dem Mopedfahrer etwas hinterher.
    Lars trat ein und sah die Magazine unter der Ladentheke, die im gnadenlosen Licht der Leuchtstoffröhre unter der Decke badeten. Die glänzenden Titelseiten changierten in einer erweiterten Palette von Hautfarben. Von Schweinchenrosa über helles Mokka bis hin zu Schokoladenbraun.
    Er dachte an Elena und das Telefonat und war kurz davor, schlechte Laune zu bekommen. Wieder glitt sein Blick über die Titelblätter der Magazine. So wenig von dem, was es im Leben zu erreichen gab, hatte er geschafft.
    »Hrmm.« Hinter der Ladentheke räusperte sich jemand.
    Lars blickte auf. Hinter der Kasse stand ein feister Bursche mit hellem Haar und wässrigen Augen. In T -Shirt und Jogginghose. Er konnte höchstens siebzehn Jahre alt sein.
    »Du bist vermutlich der einzige Däne im Umkreis von mehreren Kilometern, der in einem Kiosk arbeitet?«
    Der Junge lachte.
    »Die meisten Kunden sind so überrascht wie Sie. Aber die wenigsten sagen etwas. Was darf’s sein?« Der Bursche drehte sich um. Die Wand hinter ihm war voller Magazine.
    »Öh, nein danke. Ich meine, nicht heute … Ich …« Er verstummte. »Gib mir einfach zwei Schachteln Blå King’s.«
    Der Junge legte zwei Schachteln Zigaretten auf einen Stapel Boulevardzeitungen. Die politische Hoffnung: heimliche Vergangenheit als Edelnutte . Eine fette Typographie über dem nicht sonderlich

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