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Blutwind

Blutwind

Titel: Blutwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Melander
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sie mit dem Fahrrad zum Ristorante Italiano in die Fiolstræde gefahren, einem Lokal gleich an der Jorcks Passage; der Abend endete in der Diskothek Penthouse in der Nørregade.
    Lars sah seine Tochter Maria vor sich, nackt und zusammengeschlagen im Gras eines Parks, außerstande, sich zu bewegen oder um Hilfe zu rufen.
    Er steckte seinen Kopf in das enge Büro, das Kim A . sich mit Frank teilte.
    »Kommt ihr mal zu mir? Und bringt Lisa mit.« Er zog den Kopf zurück, bevor sie etwas erwidern konnten. Wie immer starrte Kim A . direkt durch ihn hindurch.
    Toke saß bereits in seinem Büro, als er eintrat. Er stand ein bisschen zu hastig von Lars’ Schreibtischecke auf. In der Hand hielt er eine Kopie von Stine Bangs Krankenbericht.
    »Na, wurde aber auch Zeit. Wir haben den ganzen Vormittag gewartet.«
    Lars antwortete nicht, er hängte die Jacke über die Rückenlehne seines Schreibtischstuhls. Toke setzte sich, schlug die Beine übereinander.
    »Und wie läuft’s mit der Wohnung?«
    »Ausgezeichnet, danke.« Lars setzte sich, massierte sich das Gesicht. »Ich muss noch etwas Ordnung schaffen. Aber grüß deinen Schwager und sag danke schön.«
    In diesem Moment ging die Tür auf, ohne dass angeklopft wurde. Kim A . mit seinem über hundert Kilo schweren Körper blieb mitten im Zimmer stehen. Seine fleischigen Wangen vibrierten. Lars ignorierte ihn.
    »Ich gehe davon aus, dass ihr über den Fall Bescheid wisst?« Er fischte eine Zigarette heraus, zündete sie aber nicht an. Er musste etwas zwischen den Fingern haben. »Ich bin bei dem Opfer gewesen, Stine Bang …«
    Toke hob eine Hand. Lars nickte, und Toke warf eine Fotografie auf den Tisch.
    Alle lehnten sich über Lars’ Schreibtisch und sahen sich das DIN -A4-große Foto an. Stine lag auf einer Bahre auf dem Flur des Rigshospital, eindeutig nicht bei Bewusstsein. Christine Fogh beugte sich über sie. Stine war nackt, doch immerhin hatte jemand ein Handtuch über ihren Schritt gelegt. Sogar auf dem körnigen Foto waren die über ihren ganzen schmächtigen Körper verteilten dunklen Flecken und Wunden deutlich sichtbar, das Gesicht war unter den Krusten von geronnenem Blut beinahe verschwunden. Die Nase schief, die Augen geschlossen. Sie wäre nicht in der Lage gewesen, sie zu öffnen, selbst wenn sie es gewollt hätte.
    Es klopfte, die Tür ging auf. Lisa Bak kam herein. Klein und lebhaft, mit großen braunen Augen. Ihr kurzes dunkelblondes Haar stand in alle Richtungen ab.
    »Und, was ist los?« Sie grinste Frank an. Toke machte ihr am Schreibtisch Platz.
    Lisa warf einen einzigen Blick auf das Foto, dann verschwand ihr Grinsen.
    »Mein Gott, ein Psychopath.«
    Niemand widersprach ihr.
    »Du hast nicht mit dem Opfer gesprochen, oder?« Franks helles sommersprossiges Gesicht war im Gegenlicht beinahe durchsichtig.
    Lars schüttelte den Kopf, erzählte von seinem Treffen mit Christine Fogh und wiederholte Astrids Erklärung: Ein Bursche hatte sich auf der Tanzfläche an Stine herangemacht und war ihr gefolgt, als sie auf die Toilette musste. Ungefähr einen Kopf größer als Stine, hellbraunes, gelocktes Haar. An die Augenfarbe hatte Astrid sich nicht erinnern können.
    Lisa hatte sich mit dem Rücken zur Tür gestellt, während er berichtete. Die anderen kehrten an ihre ursprünglichen Plätze zurück. Alle vermieden es, sich noch einmal das ausgedruckte Foto anzusehen, die offene Wunde auf Lars’ Schreibtisch.
    Er räusperte sich.
    »Diesen Kerl, von dem Astrid erzählt hat, müssen wir erwischen.«
    Ein Nicken ging durch die Runde. Lars sah sie der Reihe nach an. »Es wird nicht lange dauern, bis die Medien Wind von der Geschichte bekommen. Diese Bilder …«, er wies auf die Rückseite des Fotos, »… dürfen nicht an die Presse oder ins Internet gelangen. Sie wurde bereits einmal vergewaltigt.«
    Toke nickte, faltete den Ausdruck zusammen und steckte ihn wieder in die Jackentasche.
    Lars lehnte sich auf seinem Stuhl zurück.
    »Stine verließ das Penthouse um zwei Uhr nachts. Mit dem Rad dauert es nicht länger als zehn Minuten bis zur Øster Voldgade, wo sie gegen 02:40 Uhr überfallen wurde. Stine war betrunken, also sagen wir fünfzehn Minuten. Was ist in den dazwischenliegenden fünfundzwanzig Minuten passiert? Kim A ., Lisa, ihr übernehmt das Restaurant und die Diskothek. Irgendjemand muss etwas gesehen haben. Frank und Toke, ihr redet mit den Taxifahrern. Zu diesem Zeitpunkt sind viele Taxen auf der Øster Voldgade unterwegs.«
    »Ristorante

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