Blutzeichen
die Brüste, spürte, wie die Brustwarzen sich aufrichteten, und streichelte dann ihre Schenkel.
Im Wohnzimmer klingelte das Telefon.
Sie überlegte, ob Scott Boylin anrief, um sich zu entschuldigen. Wein löste in Karen stets irrationale Vergebung aus. Sie wünschte sich sogar, Scott säße mit ihr in der Badewanne. In der Erinnerung spürte sie seine vom Wasser weichen Füße auf ihren Schienbeinen. Vielleicht würde sie ihn später zurückrufen und bitten, rüberzukommen. Ihm eine Chance geben, ihr alles zu erklären. Mittlerweile war er wohl von der Doubleday-Party zurück.
Jemand klopfte an der Wohnungstür.
Karen setzte sich auf und blies den Schaum um ihren Kopf weg.
Sie hob das Weinglas an und trank den letzten Schluck. Dann stand sie aus dem Wasser auf, ergriff ihren weißen Frotteebademantel, den sie über den Toilettendeckel gelegt hatte, stieg etwas wackelig aus der Badewanne und trat auf den Fliesenboden. Sie hatte fast die gesamte Flasche Chardonnay getrunken, in ihrem Kopf wirbelte es angenehm.
Karen durchquerte das Wohnzimmer und ging auf die Wohnungstür zu.
Sie bemerkte weder, dass die Schachteln mit Reis und Sesamrindfleisch verschwunden waren, noch, dass zwischen Fernseher und dem antiken Schreibtisch, den sie von ihrer Großmutter geerbt hatte, eine große graue Mülltonne stand.
Sie spähte durch den Spion.
Im Flur stand ein junger Mann mit einem riesigen Strauß rubinroter Rosen.
Sie lächelte, drehte den Schlüssel im Schloss und öffnete die Tür.
»Ich habe eine Lieferung für Karen Prescott.«
»Das bin ich.«
Der Bote reichte ihr die riesige Vase.
»Warten Sie hier, ich hole Ihnen ein Trinkgeld.« Ihre Worte klangen leicht verwaschen.
»Nein, Ma’am, ich hab schon welches bekommen.« Er deutete einen Salut an und verschwand.
Sie schloss die Tür wieder ab und trug die Rosen zur Küchenanrichte. Sie waren umwerfend und sprengten geradezu die Kristallvase. Sie zog die kleine Karte ab, die auf dem Glas klebte. Die Nachricht war kurz:
Sieh in den Garderobenschrank
Karen kicherte. Scott war mehr als vergeben. Vielleicht würde sie heute Nacht das machen, worum er sie immer gebeten hatte.
Sie tauchte ihre Nase in die Rosen und atmete den schweren Duft ein. Dann zog sie den Gürtel ihres Bademantels fest, ging zu dem Schrank hinter dem Sofa und öffnete die Tür mit einem breiten Grinsen, das augenblicklich erstarb.
Ein nackter Mann mit schwarzen Haaren und blassem Gesicht blickte auf sie herab. Er wischte sich mit dem Handrücken den Mund ab und schluckte.
Die Schachteln mit den Resten des chinesischen Mahls standen zwischen seinen Füßen.
Sie starrte in seine schwarzen Augen, während sich eine merkwürdige Kälte in ihr ausbreitete.
»Was erlauben Sie sich?!«, fragte sie.
Der Mann grinste und sein Penis wurde steif.
Karen rannte zur Haustür, doch als sie gerade die Kette öffnen wollte, packte er kräftig in ihre nassen Haare und schleuderte sie gegen einen Spiegel auf der gegenüberliegenden Wand, der sofort zerschellte.
»Bitte!«, wimmerte sie.
Er schlug ihr mit der Faust ins Gesicht.
Karen sank zu Boden und kauerte gelähmt vor Angst und Alkohol in den Scherben. Während sie auf seine nackten Füße starrte, überlegte sie, wo und in welchem Zustand man ihre Leiche wohl finden würde.
Er packte sie wieder bei den Haaren und zog ihr Gesicht vom Glas hoch, dessen kleine Splitter sich schon in ihre Wange gebohrt hatten.
Seine Faust schoss auf sie herab.
Sie fühlte einen dumpfen Aufprall, als seine Fingerknöchel ihren Kiefer brachen, und beschloss, Bewusstlosigkeit vorzutäuschen.
Er schlug erneut zu.
Sie musste nichts mehr vortäuschen.
2. Kapitel
An jenem Freitagabend lag Elizabeth Lancing hinter ihrem Haus in Davidson, North Carolina, im Gras und schaute zu, wie ihre Kinder im herbstlich kühlen Wasser des Norman-Sees herumtobten.
Sie dachte an ihren Mann Walter.
Morgen wäre ihr siebzehnter Hochzeitstag gewesen.
Sie ging in die Hocke, drückte sich von den Schenkeln in die aufrechte Position und schlenderte barfuß bis zum Ufer hinab.
Jenna hatte John David in den Schwitzkasten genommen und versuchte gerade ihren jüngeren, stärkeren Bruder unterzutauchen, als ihre Mutter über den Steg ging.
Beth setzte sich ans Ende des Stegs, wo Stufen ins Wasser führten.
Sie fuhr sich mit den Fingern durch die welligen, schwarzen Haare, die ihr bis auf die Schultern hingen. Ihre Fingerspitzen tasteten sich entlang der Falten, die sich in
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