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Bob und wie er die Welt sieht

Bob und wie er die Welt sieht

Titel: Bob und wie er die Welt sieht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Bown
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mich tatsächlich an. Mühelos spazierte er über die Dächer zurück bis unter Belles Schlafzimmer. Ein graziler Sprung, und er stand auf dem Fenstersims. Er bedachte mich noch mit einem missbilligenden Blick und verschwand in der Wohnung.
    Mein Rückweg dagegen war mehr als beschwerlich. Ich brauchte mehrere Minuten, um über die schlüpfrige Oberfläche zurückzubalancieren. Zu meinem Entsetzen tauchten in den Fenstern der Nachbarwohnungen bereits die ersten Gesichter auf. Ihre Blicke sprachen Bände, von Schock über Mitleid bis Schadenfreude war alles dabei. Es war mir echt peinlich.
    Als ich mich endlich wieder ins Schlafzimmer gequetscht hatte, fiel die Wohnungstür ins Schloss und Belle stand mit einer Einkaufstüte im Flur.
    Sie brach in Gelächter aus. »Wo warst du denn?«, fragte sie.
    »Auf den verdammten Vordächern, um Bob zu retten«, antwortete ich verschnupft.
    »Ach, da geht er immer raus«, winkte sie ab. »Manchmal springt er sogar in den Hof hinunter. Aber er kommt immer wieder.«
    »Das hättest du mir auch früher sagen können«, murrte ich beleidigt und trollte mich in mein Schlafzimmer, um mich endlich anzuziehen.

    Aber schon kurze Zeit später verwünschte Belle Bobs Eskapaden. Und auch ich musste auf die harte Tour herausfinden, dass Bob sich gern im Hinterhof herumtrieb und es in vollen Zügen genoss, dass wir momentan in der ersten und nicht in der fünften Etage wohnten.
    Natürlich gönnte ich ihm diese Erfahrung. Morgens und abends konnte er ohne Begleitung nach draußen in die Büsche gehen. Aber die neue Freiheit bot ihm auch die Möglichkeit, seine anderen Instinkte auszuleben.
    In seinen Genen steckte ein natürlicher Jagdtrieb. Auch wenn Katzen wie süße kleine Fellbällchen wirken, sind sie doch Raubtiere und somit Jäger – und zwar sehr erfolgreiche. Als wir uns bei Belle eingelebt hatten, begann Bob, »Geschenke« mit nach Hause zu bringen. Eines Tages, als wir im Wohnzimmer saßen, präsentierte er uns stolz eine kleine Maus im Maul. Vorsichtig legte er sie mir wie ein wertvolles Geschenk vor die Füße.
    Ich schimpfte mit ihm. »Wenn du die frisst, wirst du wieder krank, Bob!« Aber wie sollte ich das bei einer Katze mit Freigang verhindern? Die einzige Möglichkeit wäre Hausarrest gewesen oder ein Glöckchen um den Hals. Aber das wollte ich ihm nicht antun. Zumindest noch nicht.
    Wie nicht anders zu erwarten, wurde Bob immer dreister mit seinen Mitbringseln. Eines Morgens lag ich im Bett und las, als mich ein durchdringender Schrei von Belle aufschreckte.
    »O mein Gott, o mein Gott!«
    Ich sprang auf und rannte hinüber ins Wohnzimmer, wo Belle bügelte. Auf einem Stapel mit frisch geplätteten T-Shirts und Bettwäsche saß ein kleiner, brauner Frosch.
    »James, bitte nimm ihn weg«, bettelte sie schon etwas ruhiger. Bob stand an der Tür und verfolgte die Szene mit großem Interesse. Seine Augen blitzten spitzbübisch. Er wusste genau, wie der Frosch auf die Wäsche gekommen war.
    Ich konnte den schreckensstarren Frosch tatsächlich einfangen. In meinen hohl geformten Händen trug ich ihn den ganzen Weg von unserer Wohnung durch das Treppenhaus in den Hinterhof. Bob wich mir nicht von der Seite. Er klebte sozusagen an meinem Absatz.
    Zurück in der Wohnung, legte ich mich wieder hin, las weiter und vergaß den kleinen Zwischenfall. Nach etwa einer Stunde hörte ich den nächsten Aufschrei von Belle. Darauf folgte ein patschendes Geräusch. Irgendetwas war gegen die Wand geflogen. Diesmal kam der Tumult aus der Diele.
    »Was ist denn jetzt schon wieder?«, fragte ich auf dem Weg dahin.
    Belle stand mit entsetzter Miene an einem Ende des Ganges und hielt sich die Hände vor das Gesicht. Sie zeigte den Flur entlang auf ein Paar Schlappen, die sie offensichtlich weggeschleudert hatte.
    »Jetzt ist er in meinen Schlappen«, krächzte sie.
    »Wer ist jetzt in deinen Schlappen?«, fragte ich verständnislos.
    »Der Frosch.«
    Ich musste mir das Lachen verkneifen, schnappte mir den Frosch und brachte ihn wieder zurück in den Hof. Bob als Eskorte hinter mir her. Mit Unschuldsblick versuchte er mir weiszumachen, dass es purer Zufall war, dass dieser Frosch nun zum zweiten Mal innerhalb einer Stunde in unserer Wohnung aufgetaucht war.
    »Du bleibst hier, mein Freund«, wies ich ihn zurecht, bevor ich in den Hof hinausging. Diesmal wollte ich den Frosch ohne seine Hilfe aussetzen.
    Bob starrte mich enttäuscht an, drehte sich dann aber um und schlenderte betont langsam zurück

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