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Bob und wie er die Welt sieht

Bob und wie er die Welt sieht

Titel: Bob und wie er die Welt sieht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Bown
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Entertainer. Bisher hatte immer ich unsere Spielzeiten bestimmt. Auf einmal ergriff er die Initiative. Er rieb sein Köpfchen an meinem Arm und umschmeichelte meine Beine. Dabei sah er mich auffordernd an: »Komm schon, James, hol die Snacks raus, lass uns ein paar Kunststücke vorführen und Geld verdienen.« Ich bin überzeugt, dass er wieder einmal voll den Durchblick hatte. Wir konnten nach Hause gehen, sobald wir unseren Tagesbedarf verdient hatten. Und je eher das der Fall war, desto früher konnte ich mein Bein wieder hochlegen. Manchmal war mir mein Rotpelzchen geradezu unheimlich.
    Wie gern hätte ich diesen Blick für das Wesentliche wie Bob.

    Unser vorübergehender Einzug bei Belle hatte seine Vor- und Nachteile. Ich versuchte immer noch verzweifelt herauszufinden, was eigentlich mit mir los war. Ich hoffte immer noch, durch das Schonen des Beins würde der Schmerz irgendwann vergehen. Deshalb lag ich zu Hause meist im Bett und Belle versorgte mich. Sie kochte für mich, wusch und bügelte meine Wäsche.
    Bob war auch glücklich bei ihr. Sie hatte sich schon um ihn gekümmert, als ich in Australien war. In dieser Zeit waren die beiden gute Freunde geworden. Sie ist der einzige Mensch außer mir, der ihn hochheben darf. Und er hatte ihre Wohnung zum sicheren Ort erkoren, wie ich im Jahr zuvor herausfand.
    Damals war er an der U-Bahn-Haltestelle Angel von einem Hund angegriffen worden. Er flüchtete damals ins Gewühl und wir verloren uns. Zum Glück fand er den Weg zu Belles Wohnung, obwohl das von der Haltestelle Angel ein weiter Fußmarsch ist. Erst nach stundenlangem Suchen ging ich völlig verzagt zu Belle, und da saß er – vor ihrem Haus. Es waren die schrecklichsten Stunden meines neuen Lebens.

    Die enge Beziehung zwischen Belle und Bob machte mir das Leben viel leichter. Aber es war auch ein Freibrief für Bob, uns gegeneinander auszuspielen.
    Wie an jenem Morgen, als ich ihn nirgends finden konnte. Normalerweise hängt er morgens gern in der Küche herum, immer in der Hoffnung, hier und da ein Häppchen vom Frühstückstisch abzustauben. Er konnte schon ziemlich nerven!
    Aber an diesem Tag ließ er sich nicht blicken. Auch Belle war nicht da.
    In der Früh hatte es stark geregnet, aber inzwischen war die Wolkendecke aufgerissen. Es war ein heller, sonniger Vormittag, und das Thermometer kletterte nach oben. Der Wetterbericht hatte ab Mittag sogar Bruthitze vorausgesagt. Belle hatte das Küchenfenster geöffnet, um frische Luft hereinzulassen.
    »Bob? Wo bist du?«, fragte ich in die Stille und machte mich in T-Shirt und Boxershorts auf die Suche nach ihm. Er war weder im Wohnzimmer noch im Flur, also blieb nur noch das Schlafzimmer von Belle. Dort war das Fenster ein Stück hochgeschoben. Als ich das sah, rutschte mir das Herz in die Hose.
    Die Wohnung von Belle lag im ersten Stock, und das Schlafzimmerfenster lag genau über dem Dachvorsprung der darunter liegenden Erdgeschosswohnung. Darunter befand sich ein Innenhof, und von dort aus gelangte man in die Tiefgarage des Mietshauses. Von dort waren es nur wenige Meter bis zur nächsten, stark befahrenen Straße.
    »O nein Bob. Du wirst doch nicht da runtergesprungen sein«, murmelte ich erschrocken.
    Ich zwängte meinen Kopf durch den Fensterspalt und suchte die Vordächer unter mir ab, die entlang der gesamten Hauswand nebeneinander hervorragten. Und tatsächlich! Auf dem fünften Vordach saß Bob und sonnte sich.
    Als ich seinen Namen aus dem Fenster brüllte, drehte er sich ganz langsam zu mir um und sah mich verwirrt an. »Was hast du denn?«, schien sein Blick zu sagen.
    Natürlich hatte ich nichts gegen sein Sonnenbad. Nur Angst, er könne vom Dach abrutschen oder gar in den Hof hinunterspringen und durch die Garage auf die große Straße ausbüxen.
    Panisch schraubte ich die Sicherheitsvorrichtung vom Fenster ab, damit ich es ganz öffnen und selbst auf den Dachvorsprung klettern konnte. Nach ein paar Minuten hatte ich es geschafft. In meinen Schlafklamotten quetschte ich mich durch die Öffnung.
    Die Dachziegel waren noch nass vom Regen und dementsprechend rutschig. Es war schwierig, nicht den Halt zu verlieren, besonders mit meinem höllisch schmerzenden Bein. Aber irgendwie schlitterte ich über die Vordächer bis hin zu Bob. Erst als ich schon fast bei ihm war, wurde mir die Unsinnigkeit meines Unterfangens bewusst.
    Da stand Bob auch schon auf und tänzelte leichtfüßig an mir vorbei. Als ich versuchte, ihn festzuhalten, knurrte er

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