Bobbie Faye: Alles wird gut (German Edition)
die sich in seinen Augen spiegelten. Er gab ihr die Kleider. »Ich kenne nur seine Lieblingsfarbe. Das sollte genügen.«
»Lass mich raten: Purpur. Oder Gold?« Die LSU -Farben eben.
»Wie, das sind zwei verschiedene Farben? Ich dachte, es gäbe nur Purpurundgold .«
Jetzt musste auch sie grinsen. »Oh ja, es muss die LSU -Fans schier verrückt machen, dass ihr Blut die BAMA -Teamfarbe hat. Das ist krank.«
Sie hatte es ganz unverfänglich gemeint, doch bei »Blut« fiel ihr wieder der Junge ein, wie er mitten in den Ställen in seinem Blut gelegen hatte, und sie schluchzte ein bisschen und legte die Stirn wieder auf ihre Knie. Sie konnte vor Cam nicht weinen.
Er schwieg und gab ihr eine Minute, um sich wieder zu fangen.
So saßen sie eine Weile in vertrautem Schweigen. Sie hatte beobachtet, dass er das auch mit den Pferden auf der Farm seines Onkels machte – er wartete ganz still, war die Ruhe selbst, bis sich sogar das scheuste Fohlen entspannte und neugierig an ihm schnupperte. Es war ihr ein Rätsel, wie ein so herrischer Mensch wie er zu einem Quell der Ruhe mutieren konnte, wenn er es denn wollte. Auch auf dem Footballfeld war ihm diese Eigenschaft zugutegekommen, weil er stets ganz gelassen auf den richtigen Spielzug zum richtigen Zeitpunkt warten konnte. Sie ahnte, dass er sie gerade einer strategischen Analyse unterzog. Sie musste ihn nicht anschauen, um zu wissen, dass er die Augen geschlossen und sich bequem in den Sessel gelümmelt hatte, den Kopf an die Lehne gestützt, seine Arme verschränkt, ruhig, lauschend, abwartend.
Sie konnte hören, wie Trevor und ASAC Brennan Anweisungen gaben und telefonierten.
Sie spähte nach der Tüte mit den Kleidern. »Hast du sie auf Juckpulver überprüft?« Bei Gracie konnte man nie wissen.
»Nur nach Gift. Nach Juckpulver musst du selbst suchen.« Er verstummte wieder, und sie mussten beide an den Sommer denken, als Bobbie Faye vom Giftsumach Ausschlag bekommen hatte. Sie hatte doch nur einmal im Garten helfen wollen, und als Resultat lief sie danach Werbung für Caladryl-Lotion – und für Ofenhandschuhe, die Cam an ihren Handgelenken festkleben musste, damit sie sich nicht wie eine Besessene kratzte.
»Zutrauen würde ich es Gracie schon«, murmelte sie und betrachtete misstrauisch die Kleidung. Schließlich hatte Gracie Cam verkuppelt, die Beziehung hatte jedoch nicht in einer Ehe resultiert – und dafür gab sie Bobbie Faye nach wie vor die Schuld.
»Immer kämpfst du gegen irgendjemanden«, meinte Cam. Er meinte es ernst. »Und ich werde immer da sein.«
»Und du hasst es.« Sie verbarg das Gesicht wieder in den Händen. Gott, sie war so müde, ihr Kopf musste tausend Kilo wiegen, und alles tat ihr weh. Ihre Brust. Ihr Herz.
Er nahm sich ein Kissen vom Kopfende des Bettes, legte es neben sie und zog sich dann wieder auf seinen Sessel zurück. Bobbie Faye kämpfte mit sich selbst, ob sie nun nachgeben und seine nette Geste akzeptieren oder stark bleiben und so tun sollte, als ob sie keine Hilfe nötig hätte. Schließlich gab sie doch nach, legte den Kopf auf das Kissen und rollte sich auf der Seite zusammen, das Gesicht in seine Richtung gewendet, aber mit geschlossenen Augen.
»Es tut mir leid«, sagte er leise. »Ich weiß, du bist müde. Und ich weiß, dass du leidest.« Er hielt kurz inne und fragte dann: »Erinnerst du dich noch an das Spiel im letzten Collegejahr?«
Das Spiel. Als hätte es nur ein einziges gegeben. Doch sie wusste, welches er meinte. Er nannte es immer nur das Spiel. Das einzige Spiel, das er immer noch nicht verdaut hatte. Er hatte gespielt, obwohl sein Knie auf die doppelte Größe angeschwollen war.
»Weißt du noch, wie du mich nach dem Spiel angebrüllt hast?«
»Ich habe dich nicht angebrüllt .« Sie schaute zu ihm, und er sah sie mit seinem »Ja, genau«-Blick an. »Ich habe nur meiner Meinung Nachdruck verliehen. Mittels Lautstärke«, gab sie zu.
»Alle anderen Schüler haben die Köpfe eingezogen.«
»Lügner.«
»Du hast mir vorgeworfen, einen Tunnelblick zu haben.«
Oh ja, daran konnte sie sich erinnern. Sie hatte ihm vorgeworfen, dass er nur reagiert und das Spiel der anderen gespielt hatte anstelle von seinem eigenen. Er hatte seine Instinkte missachtet, sein Training und einfach nur reagiert statt das Spiel in die Hand zu nehmen und seine eigene Strategie durchzuziehen.
»Oh Mann, bei dem Spiel warst du wirklich mies«, stimmte sie zu, und er sah sie theatralisch verletzt an, wie er es immer tat,
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