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Bobbie Faye: Alles wird gut (German Edition)

Bobbie Faye: Alles wird gut (German Edition)

Titel: Bobbie Faye: Alles wird gut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toni McGee Causey
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pure Qual aus. Bobbie Faye schleuderte die Flipflops fort, rannte barfuß durch den Raum und warf sich in seine Arme.
    Er fing sie auf, sie schlang die Beine um seine Taille, legte die Arme um ihn und vergaß den Matsch und den Dreck, vergaß alles, was Riles zu ihr gesagt hatte, und beachtete auch Cam nicht weiter, der ebenfalls wohlbehalten wieder aufgetaucht war.
    Sie vergrub das Gesicht an Trevors Hals, er hielt sie fest umklammert, schob eine Hand in ihr Haar und massierte mit dem Daumen ihren verkrampften Nacken. Ihr tat alles weh. Überall Schmerzen, Säure in ihrem Herzen, die Qualen waren so überwältigend, dass sie sich einfach nur an ihm festkrallen konnte.
    »Schon gut, Sundance«, beruhigte er sie im Laufen und trug sie an einen sichereren Ort. »Ist schon gut. Sieh nicht hin«, warnte er sie und drehte sie von dem Jungen weg. »Nicht hinsehen.«
    Hinterher wusste sie nicht mehr, wie lange er sie im Arm gehalten hatte. Er flüsterte die meiste Zeit auf sie ein, gab ihr mit einer Hand Halt, während seine zweite Hand unaufhörlich über ihre Schultern, ihre Seite, ihre Hüfte strich, so als ob auch er Trost suchte und ihn in diesen Berührungen fand. Sie wusste nicht mehr, wie oft er schon »Ist schon gut« gesagt hatte, aber sie wusste, dass sie beide nicht daran glaubten.
    Nichts war gut. Und Sean würde dafür sorgen, dass es auch nie wieder so sein würde.
    »Sind wir denn in einem hübschen Gefängnis?«, erkundigte sich V’rai bei ihren Schwestern, nachdem die Schritte verklungen waren. Es roch nach muffigem Papier, Möbelpolitur und Old Spice . Und Schweiß, ja, definitiv nach Schweiß, allerdings beschäftigte V’rai eher die Möbelpolitur. Was hatte die denn in einer Gefängniszelle zu suchen? Na, möglicherweise legten sie hier Wert auf besonders glänzende Gitterstäbe.
    »Wir sind im Verhörzimmer«, erklärte Lizzie und führte V’rai zu einem Stuhl. »Das Gefängnis ist voll – lauter Besoffene, schließlich ist Freitagabend – , und zu denen wollten sie uns nicht stecken.«
    »Das wäre alles nicht passiert, wenn er sie einfach nur angenommen hätte«, fauchte Aimee. Das ging schon seit mehr als einem Monat so. Sie war wütend auf Etienne, weil der sich Bobbie Faye gegenüber so starrköpfig verhielt. »Er hätte sie schon vor langer Zeit annehmen sollen.«
    »Pst, bébé «, wies V’rai sie zurecht und strich dabei mit den Händen über den Baumwollstoff ihrer Hose. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass es heute Abend so kühl werden würde. Natürlich hatte sie genauso wenig damit gerechnet, Hals über Kopf aus dem Wohnmobil zu stürzen und dann, nach all den Jahren, wieder Auto zu fahren. So weit hatte sie nicht vorausgeplant, denn sonst hätte sie einen Mantel mitgenommen.
    »Du weißt es«, fuhr Aimee unbeirrt fort, und V’rai konnte hören, dass sie unruhig im Zimmer auf und ab lief. »Ich weiß es, Lizzie weiß es. Selbst Antoine weiß es, auch wenn er sich vor Angst in die Hosen macht, ein Wort darüber zu verlieren. Er hätte Etienne schon zur Rede stellen sollen, als sie noch ein Kind gewesen ist. Das hätten wir alle.«
    »Das haben wir, chère .«
    »Es hat nicht gereicht«, entgegnete sie. »Es ist unsre Schuld, dass das arme Mädchen jetzt dort draußen herumläuft und es ihr vorkommt, als hätte sie keine Familie. Sie kommt ja nur gerade so über die Runden. Sie wäre niemals in solch eine Lage geraten, wenn Etienne sie gleich anerkannt hätte, wie es sich gehörte. Zumindest hätte er etwas dagegen unternehmen müssen, dass sie all die Jahre am Hungertuch genagt hat.«
    Etienne hatte schon immer Geld besessen. Er gehörte zu den erfolgreichsten Reisbauern in Louisiana und besaß eine eigene Mühle. Eine Mühle, die vor Kurzem bei der letzten Bobbie-Faye-Katastrophe abgebrannt war, aber wie dem auch sei … Ein gewiefter Pfennigfuchser wie Etienne sorgte auch immer für schlechte Zeiten vor. Er fuhr einen alten Truck, und das alte Auto, in dem V’rai heute Abend unterwegs gewesen war, gehörte ebenfalls ihm. Das Haus war abbezahlt (und leider auch bis auf die Grundmauern abgebrannt, aber glücklicherweise hatte die Versicherung gezahlt). Auch seine Kleidung, die abgetragenen Hemden und spröden Lederstiefel, sprachen nicht für einen erfolgreichen Geschäftsmann.
    Nein, bei seinen Zwistigkeiten mit Bobbie Fayes Mutter war es nie um Geld gegangen. Er war ein geiziger Halunke, aber anständig, und er hätte auch ohne zu murren Unterhalt für das Kind bezahlt, wenn er

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