Bobbie Faye: Alles wird gut (German Edition)
Nachbarschaftswache, Wachleute und hohe Tore. Wenn MacGreggor allein arbeiten würde, dann fiele er niemandem auf. Doch sie wussten mit Sicherheit, dass er nicht gerade wenige Männer in seinem Gefolge hatte, und ein Haus in einer teuren Wohngegend, wo ständig unterschiedliche Männer ein und aus gingen, das wäre nicht normal und würde Verdacht erregen.
Trevor würde darauf wetten, dass MacGreggor nicht das Risiko einging, ein Haus oder eine Wohnung in einem Slum oder einem Viertel mit niedriger Einkommensstruktur anzumieten – zu viele Ratten, die ihn für eine Belohnung nur zu gerne verraten würden. Nein, er würde sich ein teures Apartment suchen, wahrscheinlich in einem frisch renovierten Haus, weil sich dort die Nachbarn noch nicht so gut kennen würden.
Er schleuderte die Tasche mit den Kleidern und Toilettenartikeln auf das Sofa. Verflixt , daran hätte er früher denken sollen.
»Trevor«, versuchte es Bobbie Faye noch einmal und baute sich vor ihm auf. »Wir müssen reden.«
Er beachtete sie nicht. Moreau rauschte an ihnen vorbei und verließ das Zimmer, wobei er fast die schwere Hoteltür aus den Angeln riss und Laura, eine Stabsmitarbeiterin aus New Orleans, die gerade hereinkam, beinahe umrannte.
»Zehn Minuten«, forderte Bobbie Faye. Dabei packte sie mit der rechten Hand sein T-Shirt und zupfte am Stoff, bis er sie endlich ansah und das entschlossene Leuchten in ihren Augen bemerkte. »Wir brauchen zehn Minuten. Sie müssen doch sowieso erst noch den Konferenzraum herrichten.« Er sah weg, und sie bettelte: »Bitte.«
Lieber Himmel, sie machte ihn fertig.
Sechzig Sekunden später herrschte Stille im Wohnzimmer, und es war verlassen.
Trevor und Bobbie Faye starrten einander wütend an. Trevor verschränkte die Arme und wartete ab. Er hatte nichts zu sagen und wollte auch lieber nichts sagen. Die Punkte auf Moreaus Liste waren allesamt wahr. Zwar nicht hundertprozentig zutreffend, aber dennoch wahr. Es war schlimm genug zu wissen, dass Moreau sie geküsst hatte, nicht nur theoretisch und nicht nur in der Vergangenheit. Aber als er ins Schlafzimmer geplatzt und Zeuge geworden war, wie entspannt sie miteinander umgingen, welche Vertrautheit bei ihrer Diskussion zwischen ihnen herrschte – Moreau, vorgebeugt und so nah bei ihr, Bobbie Faye, die zusammengerollt auf dem Bett lag und sich ihm zuwandte – , da hatte er sich diesen Kuss und Moreaus Absichten, die er damit verfolgte, plötzlich bildlich vorstellen können. Er konnte sich kaum davon abhalten, den Mann kaltzumachen.
Das musste wohl auch seine Miene verraten haben, denn Bobbie Faye seufzte. »Cam ist eben … stur. Würdest du ihn bitte nicht umbringen?«
Vor lauter Wut bekam Trevor glücklicherweise kein Wort heraus, und so machte er als Antwort nur ein grunzendes Geräusch. Wieso um alles in der Welt nahm sie ihn bloß andauernd wieder in Schutz?
»Hast du begriffen, was er heute beinahe getan hätte?«, fragte sie ihn. Dabei zuckte ihr Augenlid vor Erschöpfung und Schmerz. Trevor schloss die Augen, blendete sie aus und dachte dabei: Oh ja, er hätte sich beinahe zwischen uns gedrängt . Bobbie Faye fuhr fort: »Als ich den Lichtpunkt des Laservisiers auf deinem Rücken gesehen habe, da dachte ich, ich würde dich verlieren.« Sie schluckte angestrengt und fixierte die Vorhänge. »Und dann der Junge … das viele Blut … das hätte Sean auch dir antun können.«
Tiefschlag . Er lehnte den Hinterkopf an die Wand und kapierte, dass sie von MacGreggor sprach und nicht von Moreau. Herrgott noch mal, in den letzen zwölf Stunden war sie durch die Hölle gegangen. Daran sollte er denken. Sie wäre heute mehrfach beinahe getötet worden.
Heute hatte er sie beinahe verloren.
Er verlor sie.
Wie konnte er ihr das klarmachen? Wie konnte er ihr erklären, dass sie sein Ein und Alles war, ohne den Druck, unter dem sie sowieso schon stand, noch zu verstärken?
Dafür gab es keine passenden Worte. Beim Anblick des Leides in ihren Augen schmerzte seine Brust, und sein Herz zersprang in tausend Stücke.
Dreißig Sekunden später lief die Dusche, und in den darauf folgenden dreißig Sekunden zogen sie sich beide aus. Dann standen sie unter dem heißen Strahl, hielten sich fest. Er lehnte sich gegen die kühlen Fliesen und spürte ihren Körper, ihre Wärme, Haut an Haut. Es gab so viel, was sie besprechen mussten. Dinge, die er ihr sagen musste. Dinge, die er sie fragen musste.
Und er musste nach unten in den Konferenzraum. Er musste
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