Bobbie Faye: Alles wird gut (German Edition)
aus einer Ecke anstarrte oder im Handbuch »Wie man die Verlobte seines besten Freundes mumifiziert« schmökerte.
An den Rändern der zugezogenen, schweren Vorhänge stahl sich Licht ins Zimmer. Sie stand einfach nur da, immer noch barfuß und in dem auf links gedrehten blutigen und matschverkrusteten BAMA -T-Shirt und beobachtete, wie Trevor und Cam mit den FBI -Leuten sprachen, ASAC Brennan telefonierte mit der UCO – sie hatte erfahren, dass das Undercover Operationen bedeutete – , und eine Antiterroreinheit war ebenfalls zugeschaltet. SWAT , State Police, Homeland Security und Leute vom lokalen Sheriffbüro besetzten jeden weiteren freien Zentimeter des Raumes. Bobbie Faye war erstaunt, dass nicht auch noch der CIA zugegen war – obwohl der Typ vom Zimmerservice, der ständig Kaffee brachte, irgendwie extrem wachsam wirkte. Wer weiß?
Sanitäter (echte diesmal, wie sie erfreut festgestellt hatte) hatten ihren Arm verarztet (mit einer Menge Klammerpflaster, es hatte zum Glück nichts genäht werden müssen).
»Versuchen Sie, es nicht mehr so zu übertreiben, Ma’am«, riet der Älteste von ihnen ihr in bester Landarztmanier.
»Klar, damit werde ich sofort anfangen.« Er kicherte, und sie lächelte ihn an. »Vielen Dank. Glauben Sie, es wird Narben geben?«
»Vielleicht ein paar.«
Na toll. Jetzt würde sie für den Rest ihres Lebens so aussehen, als hätte sie sich gegen ein Stachelschwein gelehnt.
Sie fing Trevors Blick auf und nickte in Richtung des Schlafzimmers. Sie wollte nicht einfach so verschwinden und ihm neuen Anlass zur Sorge zu geben, denn er hatte sowieso schon genug am Hals. Er nickte ebenfalls, und sie wusste, dass er sich am liebsten mit ihr zusammen dort hingeflüchtet hätte, aber das war leider unmöglich.
Sie tapste davon, ließ den Lärm hinter sich und genoss das wohltuende Gefühl von weichem Teppich unter ihren zerschnittenen, wunden Füßen. Vor ihr lag ein gewöhnliches Hotelschlafzimmer, ausgestattet mit öden Hotelmöbeln. Irritiert begutachtete sie den schreiend hässlichen Bettüberwurf. Bei solchen Mustern fragte sie sich immer, ob sie nicht gerade einen geheimen Rorschachtest vor sich hatte, bei dem sie leider nicht durchblickte.
Doch endlich: Stille im Raum. Na ja, zumindest, wenn sie das Raunen der Stimmen ausblendete, das aus dem Wohnbereich zu ihr herüberdrang. Sie setzte sich ans Bettende, ließ den Kopf hängen, schlang die Arme unter die Knie, zog die Beine an ihre Brust und wünschte, sie hätte die Tür hinter sich zugemacht. Aber um das jetzt noch nachzuholen, müsste sie sich bewegen. Oh Gott, wie gerne hätte sie sich hingelegt, aber sie war total verdreckt. Und das große Bett, auf dem sie kauerte, erinnerte sie an das Bett, das inzwischen nur noch aus verkohlten Resten bestand. Ihre Kehle war wie zugeschnürt, und ihr Kopf schmerzte, und sie würde jetzt nicht wegen so einem blöden Bett losheulen, wo doch noch so viele andere Dinge viel schlimmer waren.
Okay, vielleicht würde sie doch ein bisschen weinen.
Sie hörte Schritte und verspürte schon Erleichterung darüber, dass Trevor es doch geschafft hatte, sich freizumachen. Sie hob den Kopf ein klein wenig von ihrem Arm. Es war Cam.
Schnell schloss sie die Augen wieder, damit er ihre Enttäuschung nicht sehen konnte.
Einer der gepolsterten Sessel schabte über den Teppich. Cam zog ihn sich heran und ließ sich hineinfallen. Dann legte er zuerst den einen und dann den anderen Fuß auf den Sessel ihm gegenüber. Wie viele Unterhaltungen wie diese hatten sie schon geführt? Dreitausend?
»Baby, geht es dir gut?« Er schüttelte etwas aus Plastik.
Bobbie Faye klappte mühevoll die Augen auf und sah, dass er ihr eine Einkaufstüte mit Kleidern und einem Paar Tennisschuhe hinstreckte. »Gracie hat sie gebracht.«
Gracie war eine seiner Schwestern. Cam hatte eine riesige Familie und mehr Geschwister und Schwiegerverwandte, als Bobbie Faye zählen konnte. Die meisten von ihnen hatten sich sogar aufrichtig gern und liebten es, Zeit miteinander zu verbringen. Ja, so seltsam waren die drauf.
»Sie meinte, die müssten passen. Keine Ahnung, woher ihr Frauen so was immer wisst.«
»Jetzt komm aber, weißt du etwa nicht Benoits Jeansgröße auswendig?«
Bei dem Namen ihres gemeinsamen Freundes, der sich gerade von einer Schussverletzung erholte, lächelte er. Das war das erste richtige Lächeln, das sie nach langer Zeit wieder bei ihm sah, und ihr Herz verkrampfte sich vor Mitleid und wegen der Qualen,
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