Bobby Z
Mein Lieblingsfilm. Ich sehe ihn mir immer wieder an. Ich
habe das Haus exakt dem Fort nachbauen lassen, ohne die Leichen, natürlich.«
»Toll«, sagt Tim. Was er denkt, ist, dass Brian Cervier zu viel Geld
hat und zu wenig zu tun.
»Nun«, sagt Brian. »Ich wollte es gerne im Wüstenstil haben, und an
dem mexikanischen Zeug sieht man sich so schnell satt, wissen Sie. Und der
Santa-Fe-Stil ist so abgelutscht ...«
»Total abgelutscht.«
Worüber zum Teufel reden wir eigentlich?, fragt
sich Tim. »... ebenso der West-Coast-Stil«, fährt Brian fort. »Der ist
jasoooo...«
»Und hier sind wir nun also«, sagt Tim. Er hat Angst, zu fragen, wo
genau sie nun sind, weil Z das vielleicht wissen müsste.
»Was um alles in der Welt ist denn gestern Abend passiert?«, kreischt
Brian plötzlich los. Wenn er grinst, verschwinden seine Schweinsäuglein fast
völlig in den Speckmassen. Tim zuckt mit den Achseln.
»'ne große Schießerei, das ist alles, was ich weiß.«
Brian zuckt mit den Achseln. »Kann ziemlich brenzlig werden an der
Grenze.«
»Waren Sie dort?«
»Nein. Ich schicke meine Vertreter«, sagt Brian. »Nennen wir es
übergroße Vorsicht.«
Tim hebt das Glas und prostet ihm zu.
Brian fährt fort: »Don Huertero ist wütend auf seine
Leute, weil sie den Austausch vermasselt haben.«
»Eine Menge seiner Leute sind draufgegangen.«
»Ist besser für sie«, sagt Brian. Dann fügt er hinzu. »Mit mir ist Don
Huertero natürlich hochzufrieden. Was gut fürs Geschäft ist.«
Tim hebt seine Flasche: »Aufs Geschäft!«
»Wissen Sie, welches die einzige Ware ist, bei deren Produktion die
Mexikaner richtig gut sind?«, fragt Brian.
»Was denn?«
»Mexikaner.«
»Mexikaner, aha.«
Brian sagt: »Mexiko hat sich das Ölgeschäft versaut, die Goldminen
sind leer, es kann nicht mal seine lächerlichen frijoles vermarkten,
aber Mexikaner produziert es am Fließband wie die Japaner Autos. Die Mexikaner
sind Mexikos einziges Exportgut.«
»Und Sie, Brian, importieren«, sagt Tim.
»Klar, wir sind die Importeure«, schnurrt Brian. »Alles, was die
Regierung für illegal erklärt, machen wir zu Geld. Drogen, Leute, Sex.
Hoffentlich verbieten sie bald auch noch den Sauerstoff.«
Tim bringt ein Lächeln zustande - so wie er sich ein typisches, wissendes
Z-Lächeln vorstellt. Ist wohl auch das Beste, was man tun kann, wenn man nichts weiß.
Immerhin besteht die Chance, dass die Leute denken, du weißt über alles so
genau Bescheid, dass du es nicht zu sagen brauchst.
Tim bleibt also ganz cool und lässt den Rest des Bieres seine Kehle
hinunterrinnen.
Um Brians Mundwinkel spielt ein Lächeln. Einen kurzen Moment lang,
dann kann Brian sich einfach nicht mehr zurückhalten.
»Ich sollte Ihnen das eigentlich nicht verraten«, sagt er, »aber ...
Don Huertero möchte Ihnen ein großes Geschäft vorschlagen. Ein wirklich
großes.«
»Und was wäre das?«
»Meth«, sagt Brian. »Der neue große Stoff.“
»Meth?«
Brian nickt. »Das beste Speed, das es je gegeben hat. Don Huertero ist
dabei, überall im Süden Meth-Labors aufzubauen. Er besorgt die Chemikalien,
ich beliefere die Labors, und wir hoffen, dass Sie ...« - Brian ist völlig
außer Atem. -»... dass Sie den Vertrieb übernehmen.«
»Ich handle nicht mit Speed«, sagt Tim. »Nur mit Dope.«
»Ich weiß, ich weiß«, sagt Brian. »Aber lassen Sie doch mal Ihre
Phantasie spielen, Bobby. Don Huerteros Organisation - erstklassiger Stoff aus
meinen Labors -, und das alles kommt durch Ihre Kanäle direkt zum
Endverbraucher. Wir werden unsere eigene Währung drucken können.«
Darum geht's also, denkt Tim. Dafür haben sie den armen Art Moreno
wieder rausgerückt. Um Bobbys harmloses Gras-Network für den kristallklaren
Speedmarkt zu erschließen.
Die ganze Westküste wird voll mit abgefahrenen Yuppies sein, die sich
gegenseitig die Schädel einschlagen, weil sie von dem Zeug früher oder später
alle die Paranoia kriegen. Bloß, um noch länger und mehr für ihre Bosse
schuften zu können. Hauptsache, der Rubel rollt.
»Darüber muss ich erst mal nachdenken«, sagt Tim.
»Natürlich«, gurrt Brian. »Lehnen Sie sich zurück, entspannen Sie
sich, legen Sie die Füße hoch. Mi
casa, su casa. Alles, was Sie wünschen, Bobby, Sie brauchen nur zu
nicken oder mit den Fingern zu schnipsen. Äußern Sie einfach Ihre Wünsche, und
sie werden erfüllt.«
»Okay.«
»Dies hier ist eine Oase. Ein duftender Garten. Ein Haus des
Genusses.«
Tim sagt: »Vielleicht
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