Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bobby Z

Bobby Z

Titel: Bobby Z Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
Vom Netzwerk:
nahe an die Mündung einer M-16 kommst, ist es ziemlich
wahrscheinlich, dass du dir deine bescheuerten Flügel verbrennst.
    »Wie alt bist du?«, fragt er Kit.
    »Sechs«, antwortet der Junge stolz. »Elizabeth sagt, ich gehe mit
Riesenschritten auf die Sechsundzwanzig zu.“
    »Kann ich nur bestätigen.“
    »Was meint sie damit?«
    »Sie meint damit, dass du reif bist für dein Alter«, sagt Tim. »Aha.«
    Tim nimmt die Klappschaufel von seinem Gürtel, schraubt das Blatt an
und drückt Kit die Schaufel in die Hand.
    »Du bist sogar groß genug zum Graben«, sagt Tim.
    »Graben?«
    »Ein Loch.«
    »Warum?«
    »Um drin zu schlafen«, lügt Tim.
    In Wirklichkeit hat er etwas anderes im Sinn, will es dem Jungen aber
nicht sagen, um ihn nicht zu Tode zu erschrecken.
    Er denkt nämlich, wenn Willy da draußen nicht ganz allein den Roten
Baron gespielt hat, werden sie heute nacht kommen, um sich Tim und Kit zu
schnappen.
    Und obwohl die Sache mit dem Spalt in dem Felsen ursprünglich eine
gute Idee schien - wie so viele Dinge, denkt Tim reumütig -, hat sie nun zur
Folge, dass sie in der Falle sitzen.
    Am besten wären Brian und seine Jungs beraten, wenn sie sie einfach
aushungerten, aber dafür fehlt Brian die Disziplin. Das Nächstbeste würde
sein, auf den Felsen zu klettern und ein bisschen Sprengstoff in den Spalt
hinunterzuwerfen. Aber wenn sie ihn immer noch lebend wollen, dann werden sie
auch das bleiben lassen.
    Also werden sie hereinkommen. Und so schlecht es auch für Tim und Kit
sein mag, dass es hier nur zwei Ausgänge gibt - es gibt auch nur zwei Eingänge,
und das ist wieder gut.
    Wobei es eigentlich nur einen geben darf.
    Denn selbst wenn der Junge schießen könnte - auch ein Mr. Magoo würde
treffen, wenn er diesen Spalt entlangschießt -, würde Tim nicht von dem Kind
verlangen, dass es jemanden umbringt.
    Kit hat wahrscheinlich auch so schon genug Alpträume.
    Also wird er den Jungen einfach schön tief einbuddeln. Damit er in
Sicherheit ist, soweit das eben geht, wenn nachher die Kugeln von den Wänden
abprallen. Ganz wie bei einer Schießerei in einem Flur.
    Und dann muss er sich überlegen, wie er sich in zwei Truppen aufteilt.
    Wird kein Honiglecken, denkt er. Erst recht nicht für eine notorische
Superniete.
    »Fang jetzt an zu graben«, sagt Tim. »Ich besorg uns inzwischen ein
bisschen Brennholz.«
    »Machen wir ein Feuer?«, fragt Kit begeistert.
    »Ja«, sagt Tim.
    Mindestens ein Feuer.
     
    Der Kleine wird das Graben ziemlich schnell leid, also löst Tim ihn
ab. Gräbt einen Fuchsbau, in dem sich selbst Hulk Hogan verstecken könnte. Dann
flicht er ein paar Perückenbaum-Äste zu einer Art Deckel und legt ihn über das
Loch.
    »Wozu ist das gut?«, fragt Kit. »Das hält dich
warm.“
    »Was ist mir dir?“
    »Ich hab warmes Blut.«
    Tim holt etwas von dem Mesquitholz, das er gesammelt hat, und
schichtet es übereinander. Dann häuft er dürres Gestrüpp vor dem anderen Ende
des Felsspalts auf.
    Kit findet es bald langweilig, ihm dabei zuzusehen. Also vertreibt er
sich die Zeit damit, die Höhlenzeichnungen an den Wänden zu betrachten.
    »Was glaubst du, wer die gemacht hat?«, fragt er.
    »Irgendwelche ollen Indianer«, ruft Tim.
    »Woher weißt du das?«
    »Diese Bilder sind hier überall in der Wüste!«, antwortet Tim. »Man
nennt sie Piktogramme.“
    »Aha!«
    »Die haben Indianer gemacht!«
    »Ich leg mich jetzt in meinen Unterstand.«
    »Gute Idee!«
    Er beobachtet, wie das Kind sich in das Loch legt und den Deckel
darüberzieht. Hoffentlich schläft der Kleine bald ein. Es gibt noch eine Menge
zu tun, und Tim will nicht, dass Kit ihm dabei zusieht.
    Er sucht sich einen gegabelten Ast und steckt ihn in den Boden. Dann
nimmt er die Pistole und befestigt sie mit Klebeband, so gut es eben geht, in
der Astgabel. Er wühlt die Drahtrolle aus der Leinentasche, bindet das eine
Ende um den Abzug, spannt den Hahn, rollt dann vorsichtig den Draht ab und
spannt ihn in Knöchelhöhe quer über den Felsspalt. Dann führt er das andere
Ende des Drahtes wieder zurück und wickelt es um den Ast.
    Jetzt haben wir schon mal einen, der schießt, denkt er. Ich kann mir
also am Hintereingang den Rücken freihalten, ohne dass ich selber dort bin.
Erst müssen die Schweine durch das Feuer springen, und dann kriegen sie einen
Schuss mitten ins Herz.
    Er sammelt das Schießpulver aus drei Patronen und legt eine Lunte aus
Cordit von dem Zunderstapel bis in die Mitte des Felsspalts. Dann nimmt er die
Schaufel

Weitere Kostenlose Bücher