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Bobby Z

Bobby Z

Titel: Bobby Z Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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so ist es gekommen, denkt Johnson, dass ich mich bei dieser fetten
Schwuchtel verdingt habe, auf seiner sogenannten Ranch. Von wegen Ranch, da
lachen ja die Hühner.
    Er hat seine Zigarette fertig gerollt, zündet sie an, und als er den
ersten entspannenden Zug nimmt, denkt er, dass sie sich Bobby Z jetzt einfach
schnappen werden, ganz egal wie.
    Und der Junge... na ja.
    Rojas sitzt neben ihm wie ein böser alter Köter. Johnson rollt Rojas
eine Zigarette und reicht sie ihm. Zündet sie ihm an und sagt: »Wir warten auf
den Mond...« Rojas sagt gar nichts.
    Rojas ist kein Freund großer Worte, und besonders schweigsam ist er,
wenn er nüchtern ist. Außerdem, denkt Johnson, habe ich sowieso eigentlich
nichts gesagt, worauf man antworten müsste.
    Rojas schmollt. Johnson merkt schon daran, wie der Typ' neben ihm
sitzt, dass er vor Wut kocht. Und er kann es ihm auch nicht verdenken. Rojas
hat den ganzen heißen Tag lang damit zugebracht, den Mann und den Jungen
aufzuspüren. Und dann schickt der Boss irgendein Arschloch mit einem windigen
Flieger her und vermasselt alles.
    Und Johnson denkt das, was Rojas denkt: Am besten hätte Rojas sie
einfach aufgespürt und umgelegt.
    Dazu hat man ja einen Rojas.
    Wozu wäre er sonst auch zu gebrauchen - wo er eine solche Nervensäge
ist, die man ständig aus dem Knast heraushauen muss.
    Nichts anderes als eine Riesengefahr für sich und die anderen.
    Johnson sagt: »Weißt du, ich habe nachgedacht. Ich bin mir nicht so
sicher, dass wir diesen Typen da unten wirklich lebend kriegen müssen. Ich
denke, wenn du die Gelegenheit dazu hast, könntest du ihn ebensogut auch gleich
umlegen.«
    Aber Johnson hat keine Ahnung, wie stinksauer Rojas wirklich ist.
    Das wird ihm erst klar, als Rojas sagt: »Ich hole ihn mir lebend.«
    »Nein, wirklich, das ist doch gar nicht...«
    Rojas hält sein riesiges Messer in die Höhe und dreht es im
Sonnenlicht hin und her.
    »Ich werde ihm das hier«, sagt er, »einfach in die Kehle stecken, und
der Mann wird nie mehr etwas spüren.«
    Heiliger Strohsack, denkt Johnson.
    »Der Mann lebt dann noch«, fährt Rojas fort, »aber wenn er sich in die
Hosen scheißt, wird er nichts davon mitkriegen.«
    »Diese alte Indianernummer?«
    »Ich denke, wir werden Bobby Z in diesem Zustand zu Don Huertero
bringen«, sagt Rojas. »Das wird Don Huertero glücklich machen.«
    »Denke schon, ja.«
    »Und mich auch«, fügt Rojas hinzu.
    Johnson blickt den Berg hinab, wo der aufgehende Mond die Hapaha-Ebene
in eine silberne Schüssel verwandelt.
    »Tu, was du willst«, sagt Johnson. »Ich werde den Jungs jedenfalls
sagen, sie sollen hineingehen und schießen. Ihn anschießen, natürlich. Und wenn
du dann Bobby in die Finger kriegst, bevor ihn eine Kugel erwischt, nun, dann
ist das dein Glück.«
    »Glück!«, zischt Rojas verächtlich. »Ich brauche kein Flugzeug, um zu
fliegen.«
    Johnson weiß nicht die Bohne, was das nun wieder heißen soll, aber er
nimmt an, es hat mit irgendeinem mystischen Indio-Mist zu tun. Die Cahuillas
sind immer so - verwandeln sich in Kojoten und Dachse und Eselhasen und andere
Viecher.

Zumindest, wenn sie Mescal gekippt haben.
    »Um so besser, wenn du ihn lebend kriegen kannst«, sagt Johnson. Er
wartet ein paar Sekunden, bis er zum nächsten Punkt kommt. »Aber der Junge...«
    Rojas, dieser gerissene alte Hund, wartet, bis er seinen Satz
vollendet. Will, dass er es sagt.
    Aber Johnson ist ein Dickkopf. Er atmet tief durch und sieht zu, wie
der Mond aufgeht.
    Schließlich lacht Rojas.
    »Der Junge...« hilft er ihm auf die Sprünge.
    Johnson nimmt das Messer und macht damit eine eindeutige Bewegung vor
seiner Kehle.
    »Du willst den Kopf des Jungen?«, fragt Rojas.
    Johnson weiß, dass Rojas ihn auf den Arm nimmt.
    »Ich glaube nicht, dass das nötig sein wird«, sagt Johnson.
    Er holt sein Fernglas hervor und schaut in die Ebene hinab. Er sieht,
wie seine Leute rund um den Split Rock in Stellung gehen.
    Gib ihnen noch eine halbe Stunde oder so. Dann wird es Zeit, dass sie
diese Sache endlich hinter sich bringen.
     
    Auf den ersten Typen schießt Tim in der Sekunde, als er wie eine
grünliche Silhouette in seinem Nachtzielfernrohr auftaucht.
    Dass er ihn getroffen hat, erkennt Tim an der schiefen Haltung, in der
der Typ zu Boden geht. So sehen sie alle aus, wenn sie eine Kugel abgekriegt
haben.
    Tim zielt auf die Brust, weil sie das bequemste Ziel bietet. Mit
leichten Verwundungen wird er sich heute abend gar nicht erst aufhalten.

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