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Bobby Z

Bobby Z

Titel: Bobby Z Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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und gräbt ein Stück weiter drinnen einen flachen Graben. Nicht so tief
wie Kits Loch, nur tief genug, damit er selber darin liegen kann und im Dunkeln
nicht gleich zu erkennen ist. Als er damit fertig ist, gräbt er sich noch an
der anderen Seite des Felsens eine schmale, flache Mulde, von der aus er
schießen kann.
    Er zermartert sich das Hirn, was er wohl sonst noch tun könnte, damit
er und Kit bessere Chancen haben, aber es fällt ihm nichts mehr ein.
    Also konzentriert er sich auf die Frage, warum der alte Don Huertero
wohl so scharf darauf ist, Bobby Z lebend zu bekommen, wo es so viel leichter
wäre, ihn gleich zu töten. Und er kommt zu dem Schluss, dass Bobby etwas haben
muss, was er unbedingt will. Oder Bobby weiß etwas, das er ihm nicht mehr sagen
kann, wenn er tot ist.
    Er erinnert sich an Elizabeths Worte: Du hast
ihm etwas weggenommen.
    Und Don Huertero will es wiederhaben.
    Und sollte ich das Ganze hier tatsächlich überleben, werde ich wohl
besser schleunigst herausfinden, was es ist. Dann werde ich es suchen und ihm
zurückgeben. Die Welt ist einfach nicht groß genug, um sich ewig vor Leuten
wie Don Huertero zu verstecken.
    Plötzlich hört er, dass Kit leise vor sich hinweint. Ganz leise, wie
ein Kind, das daran gewöhnt ist, so zu weinen, dass es niemand hört.
    »Alles okay?«, fragt Tim.
    »Ich will zu meiner Mom.«
    »Sie kommt bald aus dem Krankenhaus«, sagt Tim. »Ich werde dafür
sorgen, dass du zu ihr darfst.«
    Tim hat nicht die leiseste Ahnung, wie er das hinkriegen soll, aber er
hat einfach beschlossen, dass es klappen muss. »Sie ist nicht meine Mom«, sagt
Kit. »Natürlich ist sie das.«
    »Ich hab gehört, wie Elizabeth das gesagt hat.“
    »Das hat sie aber anders gemeint.“
    »Was hat sie denn damit gemeint?“
    »Sie hat gemeint, dass Olivia vielleicht nicht
immer so eine tolle Mutter ist.“
    »Ach so.“
    »Tut mir leid.“
    »Ist schon in Ordnung.«
    Tim bleibt ein paar Minuten still sitzen, dann fragt er: »Warum stehst
du nicht auf, und wir kochen ein bisschen was? Leckere Armeerationen.«
    »Wie die Marines sie essen?«
    »Ich fürchte ja, mein Junge.«
    »Gern.«
    »Okay.«
    Tim zündet also ein Feuer an, und es riecht wunderbar nach
Mesquitholz. Und dann wärmen sie sich ein paar Armeerationen auf, etwas
Truthahnähnliches mit Reis, und als Nachtisch gibt es Energieriegel.
    Sie erzählen sich gegenseitig Geschichten, um sich die Zeit zu
vertreiben, und Kit kann das viel besser als Tim. Kit hat eine Phantasie, die
einfach kaum zu bremsen ist, und gerade erzählt er Tim die Geschichte von
einer Insel Irgendwo, auf der ein Riesenschatz liegt, und von dem Piraten, der
ihn dort versteckt hat.
    Der Name des Piraten ist Bobby, und Tim weiß nicht, ob er jetzt
geschmeichelt sein soll oder sauer.
     
    Johnson dreht sich eine Zigarette, während er darauf wartet, dass der
Mond aufgeht. Er sitzt oben auf dem Bergkamm, schaut auf den Split Rock hinab
und denkt, dass Bobby Z sich diesmal voll mit dem Hintern in die Scheiße
gesetzt hat.
    Johnson fühlt sich ziemlich entspannt. Erstens ist es Brian zu
langweilig geworden, und er hat sich nach Hause verdrückt, was schon einmal
eine verdammt gute Sache ist, weil Johnson davon ausgeht, dass Brian bei einer
Schießerei eher ein Hindernis als eine Hilfe wäre. Außerdem hat Johnson jetzt
langsam die Schnauze voll von diesem »Bringt-ihn-mir-lebend«-Mist.
    Genau genommen hat er überhaupt die Schnauze voll von diesem Brian und
seinem Mist.
    Johnson hat vierzig Jahre seines Lebens auf einer Ranch gearbeitet,
und zwar auf einer richtigen Ranch. Und da gehört schon einiges dazu, hier in
der Wüste, wo man das Vieh Ewigkeiten von einem armseligen Weidegrund zum nächsten
treiben muss, bis die Viecher endlich fett genug sind, dass man sie verkaufen
kann, ehe die Bank ihre Krallen ausstreckt. Vierzig Jahre lang hat er dieses
Spielchen gespielt. Reich ist er nie damit geworden, aber er hatte genug Geld
für Bohnen, Kaffee, Tabak und Whisky. Er hatte sein Land und sein Vieh und
seine verdammte Selbstachtung, und dann kam die Regierung und vertrieb die
Rancher von den staatlichen Ländereien. Kein grasendes Vieh mehr, weil das die
»natürliche Vegetation der Wüstenlandschaft« zerstört. Für die kleinen Rancher
wie Johnson bedeutete das das Aus.
    Die Banken waren hinter ihm her wie die Fliegen hinter der Scheiße.
    Sie nahmen ihm die Ranch ab und alles, was darauf war, und ließen ihm
nichts als ein Pferd, auf dem er wegreiten konnte.
    Und

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