Bobby Z
nicht finde oder so,
dann versteckst du dich bis morgen früh und gehst dann zu den Hügeln dort
hinten. Steig auf einen drauf und setz dich hin, bis dich jemand findet.
Verstanden?«
»Verstanden.«
»Fertig?«
»Fertig.«
»Zuerst machen wir aber noch ein bisschen Lärm.«
Tim wirft einen Ladestreifen ins Feuer, um ein klein wenig Licht in
die Dunkelheit zu bringen, dann rennen sie los. Er hält Kit an der Hand,
während sie durch die Flammen laufen. Tim fängt erst wieder an zu atmen, als er
sieht, dass der Junge es geschafft hat, und er schubst ihn an und schreit:
»Renn los!«
Tim sieht zu, wie der Junge auf die Büsche zuläuft, dann schaut er
sich blitzschnell um. Zwei im Kampf Gefallene und einer, der auch schon halb
hinüber ist.
Tim fängt an, auf den Felsen zu klettern. Denkt, wenn dieser
durchgeknallte Typ es geschafft hat, dann schafft er es auch. Er rutscht ein
paarmal aus und schürft sich ganz schön die Haut ab, aber er klammert sich fest
und schafft es bis nach oben. Als er hinabschaut, sieht er den Cowboy, der sich
unten mit drei Indianern einen Weg durch das Tohuwabohu bahnt. Der eine
Indianer entdeckt einen seiner Brüder, der am Boden liegt, und heult auf, heult
wie ein Wolf, als er sieht, dass der Mann tot ist. Tim entsichert die
Handgranate und wirft sie in den Spalt hinunter. Dann vergräbt er den Kopf in
den Armen und hört den lauten, aber dumpfen Knall.
Hört die Schreie.
Als er die Augen öffnet, sieht er ein seltsames, unheimliches Glühen
im Inneren des Felsens. Wie in einem Film mit Außerirdischen, bloß dass das
hier das phosphoreszierende Leuchten einer Handgranate ist.
Er lässt sich vorsichtig am Felsen herunter und läuft auf die Büsche
zu.
Findet den Jungen, zusammengekauert wie einen Hasen, unter einem
Salbeibusch.
Tim würde jetzt gerne etwas zu ihm sagen, aber alles, was ihm
einfällt, würde es noch schlimmer für den Jungen machen. Also sagt er bloß:
»Kannst du jetzt eine Weile gehen?« Kit fragt: »Und du?«
»Lass uns von hier abhauen«, sagt Tim. »Ich hab die Schnauze
gestrichen voll von der Wüste.“
»Ich auch.«
Der Mond steht jetzt voll am Himmel, und die Wüste liegt silbrig und
still hinter ihnen, als sie auf die Hügel zugehen.
Bis Johnson es zur Hazienda geschafft hat, ist der Morgen schon halb
vorbei, und die Sonne steht hoch am Himmel. Er schickt die Frau zu Brians Haus-
und Hofarzt in Ocotillo Wells. Eine Stunde später kreuzt der Mann schließlich
auf, und zwar halbwegs nüchtern.
Er stinkt schrecklich nach Wodka, leistet aber trotzdem ganz
anständige Arbeit. Er entfernt Splitter aus Johnsons Arm und Schulter, während
der Cowboy wegen der Schmerzen immer wieder große Schlucke aus einer Flasche
Tequila nimmt. Der Doktor bekommt Geld dafür, dass er den Mund hält, und er
macht seinen Job, legt Johnsons gebrochenen rechten Arm in eine Schlinge, gibt
ihm ein paar Pillen und verschwindet wieder, was Johnson nur recht ist, weil er
gerade keinen gesteigerten Wert auf überflüssige Konversation legt.
Johnson ist ziemlich mieser Stimmung. Eine ganze Armee von Cahuillas
hat er angeheuert, damit sie sich Bobby Z kaufen, und Bobby Z kauft sich statt
dessen seine Armee. Legt jeden einzelnen von ihnen um außer ihm selbst.
Johnson ist stocksauer, zerschunden und blutig, und, was noch
erschwerend hinzukommt, jetzt muss er sich auch noch mit Brian herumschlagen.
Es hat keinen Sinn, die Sache auf die lange Bank zu schieben. Also
nimmt Johnson noch einen großen Schluck aus der Flasche, ignoriert die
flehentlichen Bitten seiner mejica-na, sich doch
um Himmels willen hinzulegen, und wankt zum Haupthaus hinüber, um dem fetten
Brian die frohe Botschaft zu bringen.
Don Huertero ist schon da. Ihn selber sieht Johnson nicht, aber er
sieht seine Leute, die rund ums Haus postiert sind. Überall stehen sie herum,
in typischer Machohaltung, mit ihren Karabinern und Mach-1o-Maschinenpistolen
und dem ganzen Scheiß, mit verspiegelten Sonnenbrillen und diesen
Bohnenfresser-Strohhüten. Und der Oberbohnenfresser will Johnson nicht ins
Haus lassen.
»Ich wollte ihm bloß sagen, dass wir Bobby Z nicht gekriegt haben«,
sagt Johnson auf Englisch zu ihm.
»Ich glaube, das weiß er schon«, antwortet der honcho, und dann
stehen sie alle draußen in der Sonne und warten, bis Don Huertero und noch ein
paar Jungs mit Brian aus dem Haus kommen.
Brian ist nackt, wie ihn der Herrgott geschaffen hat. Ein riesengroßer
Klumpen weißes Fleisch, und er weint wie ein
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